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"Host mal a Minutn?" Studie belegt, warum ein Plausch euch besser im Job macht

Die bayerischen Erwerbstätigen haben im vergangenen Jahr 10,39 Milliarden Stunden gearbeitet. Und auf der Arbeit kennt fast jeder die Situation: Ein Kollege kommt vorbei und sagt "Host mal a Minutn?". Sagt ja. Denn das soll Vorteile für uns haben. Alles Wichtige haben wir für euch zusammengefasst.

Angestellter im Anzug Job & Berufsleben Foto: W. Heiber Fotostudio/Adobe Stock

Ihr seid gerade mitten in einem Projekt und ein Kollege kommt vorbei, um euch um Hilfe bei einer Aufgabe zu bitten oder um ein Foto seines neuen Hundes zu zeigen. Wenn das passiert, soll­tet ihr nicht seuf­zen, weil ihr abge­lenkt werdet. Eine neue Studie zeigt nämlich, dass diese Unter­bre­chun­gen dem Zuge­hö­rig­keits­ge­fühl beitra­gen und nega­tive Auswir­kun­gen wie Produk­ti­vi­täts­ver­luste ausglei­chen können.

Forschung findet das Gute in Störungen am Arbeitsplatz

Unter­bre­chun­gen am Arbeits­platz gelten seit jeher als Hinder­nis für die Produk­ti­vi­tät. Eine Studie, die am Carl H. Lind­ner College of Busi­ness der Univer­sity of Cincin­nati durch­ge­führt wurde, ergab jedoch das Gegen­teil: Dass diese Unter­bre­chun­gen – sowohl beruf­lich als auch privat – ein Gefühl der Zuge­hö­rig­keit schaf­fen und jegli­che nega­tive Auswir­kun­gen auf die Arbeits­zu­frie­den­heit aufhe­ben.

Nachteile werden aufgehoben

Laut der Studie haben Unter­bre­chun­gen bei der Arbeit zwar auch Nach­teile, wie z. B. ein höhe­res Stress­ni­veau und eine gerin­gere Ener­gie der Mita­r­bei­ter, aber auch Vorteile: Die Mita­r­bei­ter hatten das Gefühl, „dazu­zu­ge­hö­ren“, und das führte schließ­lich zu einer höhe­ren Arbeits­zu­frie­den­heit.

Wenn uns das Jahr der sozialen Distanzierung und Isolation etwas gezeigt hat, dann, dass der Mensch ein soziales Wesen ist, das von Natur aus das Bedürfnis hat, mit anderen zu interagieren,

Harshad Puranik, Assistenzprofessor in der Abteilung für Managementstudien an der University of Illinois in Chicago

Teilnehmer zum Arbeitsalltag befragt

Im Rahmen der Studie befragte das Team 111 Voll­zeit­be­schäf­tigte drei Wochen lang zwei­mal täglich. Sie befrag­ten die Teil­neh­mer über ihre Erfah­run­gen bei der Arbeit (seit Beginn des Tages bei Umfra­gen zur Mittags­zeit und seit dem Mittag­es­sen bei Umfra­gen zum Ende des Arbeits­ta­ges), einschließ­lich Arbeits­un­ter-brechun­gen, wie erschöpft sie sich fühl­ten, ihr Zuge­hö­rig­keits­ge­fühl und ihre allge­meine Arbeits­zu­frie­den­heit. Die Forscher fanden heraus, dass Arbeits­un­ter­bre­chun­gen zwar die psychi­schen Ressour­cen der unter­bro­che­nen Mita­r­bei­ter belas­ten und damit die Arbeits­zu­frie­den­heit verrin­gern können, dass aber die sozi­ale Inter­ak­tion mit einem Unter­bre­cher auch dazu beitra­gen kann, das Zuge­hö­rig­keits­ge­fühl der Mita­r­bei­ter zu stär­ken, was wiederum mit einer höhe­ren Arbeits­zu­frie­den­heit einher­geht.

Bisher soziale Komponente unbeachtet

Was die bishe­rige Forschung nicht berück­sich­tigt hat, so Pura­nik, ist, dass Arbeits­un­ter­bre­chun­gen durch andere neben dem aufga­ben­be­zo­ge­nen Aspekt auch eine sozi­ale Kompo­nente bein­hal­ten – die sozi­ale Inter­ak­tion mit dem Unter­bre­cher.

Unsere Studie ergab, dass Arbeitsunterbrechungen zu einem größeren Zugehörigkeitsgefühl führen, weil sie die Möglichkeit zur sozialen Interaktion mit den Kollegen bieten. Dieses Gefühl der Zugehörigkeit wiederum führte zu einer höheren Arbeitszufriedenheit.

Harshad Puranik

Zwischenmenschliche Sicht spielt große Rolle

Wir haben herausgefunden, dass Unterbrechungen aus zwischenmenschlicher Sicht tatsächlich von Vorteil sein können - die Menschen fühlen sich zugehörig, wenn andere kommen und mit ihnen reden oder ihnen Fragen stellen, selbst wenn sie von ihren Aufgaben abgelenkt werden,

Heather C. Vough, ehemaliges Fakultätsmitglied

Über­ra­schend sei, so Vough, dass „das Gefühl der Zuge­hö­rig­keit die nega­ti­ven Auswir­kun­gen von Unter­bre­chun­gen auf die Arbeits­zu­frie­den­heit abschwächt. Es könnte also sein, dass Unter­bre­chun­gen bei der Arbeit einen schlech­ten Ruf haben, weil ihr mensch­li­ches Element nicht berück­sich­tigt wurde“.

Arbeitnehmer sollen mehr Spielraum bekommen

Da sich das Manage­ment in der Vergan­gen­heit auf die Besei­ti­gung von Arbeits­un­ter­bre­chun­gen konzen­triert hat, schlägt die Studie Alter­na­ti­ven vor, um Unter­bre­chun­gen zu besei­ti­gen, z. B. den Mita­r­bei­tern mehr Spiel­raum bei der Wahl des Arbeit­s­or­tes und der Arbeits­zei­ten zu geben.

Die gesamte Studie könnt ihr hier nach­le­sen:

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