12.07.2022 | Reise Studie: Häufige Flugabsagen könnten Normalzustand werden
Zum Neustart nach Corona fehlt es im System an allen Ecken an Personal. Lange Wartezeiten und Flugausfälle scheinen unvermeidbar. Absagen von Flügen könnten zum Normalzustand werden, heißt es in einer Studie. Was dahinter steckt, lest ihr hier.

Flughäfen und Airlines reden gar nicht mehr drumherum: Ferienreisen per Flugzeug werden im Sommer zur Nervenprobe für Passagiere und Anbieter gleichermaßen. Grund ist Personalmangel an verschiedenen Punkten des Reiseprozesses: Von der Passagierkontrolle über die Flugzeugabfertigung bis hin zu den Flugbegleitern, überall fehlen die Leute, die sich in der Pandemie andere Jobs gesucht haben.
Studie: Häufige Flugabsagen könnten Normalzustand werden
Flugpassagiere müssen sich in Europa nach Analyse des Kreditversicherers Allianz Trade auf anhaltend harte Zeiten einstellen. Einer Studie zufolge steigen in diesem Jahr die Ticketpreise zwar kräftig, die Fluggesellschaften hätten dennoch keinen finanziellen Spielraum, ihren Personalmangel zu beheben.
"Seit Mai sind die Flugpreise im Jahresvergleich um +12 % gestiegen. Wir gehen davon aus, dass der Anstieg der Ticketpreise bis Ende 2022 auf +21 % im Jahresvergleich ansteigen und erst im ersten Quartal 2023 seinen Höhepunkt erreichen wird.,
so Allianz Trade.
Die im Moment so häufigen Flugstreichungen könnten damit zum Normalzustand werden. Mittelfristig rechnen die Finanzexperten im Europaverkehr zudem mit Vorteilen für die umweltfreundlichere Eisenbahn.
Umstellung auf umweltfreundliche Technologien
Langfristig stellt die Umstellung auf umweltfreundliche Technologien eine noch größere Herausforderung für die europäischen Fluggesellschaften dar, da die Konkurrenz durch die Bahn, die 85 % weniger CO2 als Flugzeuge ausstößt und sich in staatlichem Besitz befindet (d. h. bei Investitionen finanziell unterstützt wird), zunimmt.
Personalmangel nicht alleine Schuld für Ausfälle
Nun hat der Personalmangel in Verbindung mit Streiks der derzeitigen Beschäftigten, die höhere Gehälter und bessere Arbeitsbedingungen fordern, dazu geführt, dass viele Fluggesellschaften Flüge gestrichen haben. Dies wiederum hat die Preise in die Höhe getrieben - der durchschnittliche Flugpreis für Europa stieg von 193 USD im Februar 2022 auf 215 USD im Mai.
Menschen fliegen trotzdem
"Trotz höherer Preise erwarten wir eine anhaltend starke Nachfrage, da das dritte und vierte Quartal des Jahres traditionell die Hauptreisezeit sind (mit der Sommersaison auf der Nordhalbkugel und den Feierlichkeiten zum Jahresende).",
so Allianz Trade.
"Darüber hinaus scheinen die Verbraucher nach den Pandemie-Sperrungen reisefreudiger zu sein und ziehen es vor, die Dauer ihrer Reisen zu verkürzen oder in günstigeren Unterkünften zu übernachten, um die höheren Transportkosten zu kompensieren, was darauf hindeutet, dass Reisen nicht mehr als so diskret angesehen wird wie früher."
Infolgedessen erwartet Allianz Trade, dass die Einnahmen der europäischen Fluggesellschaften im Jahr 2022 um durchschnittlich 102 % gegenüber dem Vorjahr steigen werden. Für 2023 erwarten sie einen Anstieg von +23 % gegenüber dem Vorjahr, womit die Einnahmen wieder das Niveau von 2019 (wertmäßig) erreichen und die Gewinnschwelle erreicht wird.
Grüner Übergang stellt eine noch größere Störung dar
In einer Welt, die immer umweltfreundlicher werden will, wird die Dynamik der europäischen Fluggesellschaften mittelfristig nachlassen, da sie mit einem noch größeren Störfaktor konfrontiert sein werden: den Bahnbetreibern. Die relativ geringe Größe Europas und die freie Mobilität zwischen den Ländern machen den Schienenverkehr zu einer praktikablen Alternative zum Flug. Mit einer Gesamtlänge von 200 161 km (von denen 58 % elektrifiziert sind) verfügt die EU über eines der längsten Schienennetze der Welt und die höchste Netzdichte (Länge/Fläche).
Hier könnt ihr die gesamte Studie lesen: