17.02.2021 | Bayern Nebenwirkungen bei AstraZeneca: Welche Probleme gibt's & was sagt die Politik?

Immer öfter tauchen Beschwerden über Nebenwirkungen von AstraZeneca auf. Verbände fordern einen anderen Impfstoff und manche Regionen setzen die Impfung aus. Wie ist der aktuelle Stand, wie reagiert die Politik und wie "dramatisch" ist die Entwicklung wirklich? Eine Übersicht.

Foto: Russell Cheyne/PA Wire/dpa

Abgeschlagenheit, Kopfschmerzen und Krankheitsgefühle. Das sind die häufigsten Nebenwirkungen des Impfstoffs AstraZeneca, gegen den die Stimmen von Verbänden und Medizinern immer lauter wurden. 

Polizeigewerkschaft zweifelt an Verlässligkeit

So zweifelt beispielsweise die Gewerkschaft der Polizei in Bayern an der Zuverlässigkeit des Impfstoffes. Polizisten mit diesem zu impfen, sehe man dementsprechend kritisch:

"Die ständige Einsatzbereitschaft der Polizei darf durch einen möglicherweise unzuverlässigen Impfstoff auf keinen Fall gefährdet werden"

so der Landesvorsitzende Peter Pytlik in München. 

Montgomery betont geringere Wirksamkeit

Zweifel äußerte darüber hinaus auch der Vorsitzende des Weltärztebundes, Frank Ulrich Montgomery. Er forderte, den Impfstoff nicht bei Pflegekräften und medizinischem Personal einzusetzen. So sei eine geringere Wirksamkeit nicht von der Hand zu weisen, auch wenn der Impfstoff sicher sei. Gerade Menschen mit hohem Infektionsrisiko sollten deshalb mit besser wirkenden Stoffen geimpft werden. 

Regionen stellen Impfung ein

Weil Geimpfte sich immer wieder über Fieber nach einer AstraZeneca-Vakzine beschwerten, stellte unter anderem eine Region in Schweden die Impfung vorübergehend ein. Auch ein Krankenhaus in Braunschweig verschob geplante Termine vorerst, nachdem vermehrt über Nebenwirkungen geklagt wurde.

Politik hält an Impfstoff fest

Weitreichende Teile der Politik weisen die Kritik am Impfstoff zurück. So heißt es von einem Sprecher des Bayerischen Gesundheitsministeriums, der Impfstoff sei im ordentlichen Verfahren und nach wissenschaftlichen Standards zugelassen worden, wobei seine Wirksamkeit nicht infrage gestanden habe.

Dem schließt sich auch Bundesgesundheitsminister Jens Spahn an, der sogar ergänzte:

"Ja, ich würde mich impfen lassen, wenn ich eine Impfung angeboten bekommen würde. Ausdrücklich auch mit AstraZeneca. Das ist ein sicherer und wirksamer Impfstoff."

Auf Twitter sprach er zudem von einer "hohen Wirksamkeit".

Empfehlung der WHO

Auch die Weltgesundheitsorganisation hält weiter an ihrer Empfehlung für einen umfassenden Einsatz von AstraZeneca fest. Die deutsche Impfkommission bleibt allerdings der Auffassung, den Impfstoff nur Menschen, die das 65. Lebensjahr noch nicht überschritten haben, zu verabreichen. 

So zeigen auch mehrere Studien die geringere Wirksamkeit der Vakzine: Moderna- und Biontech-Dosen zeigten einen Impfschutz von 94% bis 95% auf, während AstraZeneca nach der ersten Dosis nur bei 76% und nach der zweiten bei 82% liegt. Andere Studien schreiben ihm sogar eine Wirksamkeit von vergleichsweise geringen 70% zu. 

Drosten pro AstraZeneca

Einer Verimpfung trotz leichter Nebenwirkungen schließt sich auch Virologe Christian Drosten an. Er ergänzt:

"Die Impfstoffe, die wir haben, die sind extrem gut gegenüber dem, was man erwarten konnte. Es gibt immer irgendwo ein Haar in der Suppe und manche schauen da mit dem Vergrößerungsglas drauf."

Wichtig sei vor allem, dass der Impfstoff das Risiko schwerer Krankheitsverläufe minimiere und jetzt so schnell wie möglich in der Breite verimpft werde.

Institut prüft Nebenwirkungen

In einer Erklärung des für die Impfstoffkontrolle zuständigen Paul-Ehrlich-Institut heißt es, man untersuche jetzt, ob die gemeldeten Impfreaktionen über das hinausgehen, "was in den klinischen Prüfungen beobachtet wurde und ob - sofern das der Fall ist - Gründe dafür erkennbar sind".

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