05.07.2022 | Deutschland Inflation, Überproduktion und Veggie-Konkurrenz: Erster Discounter senkt Preise für Fleisch

Als erster großer Lebensmittelhändler in Deutschland senkt der Discounter Aldi die Preise auf einige Fleischprodukte. Aufgrund der aktuell hohen Inflation kommt diese Ankündigung relativ überraschend. Alle Hintergründe dazu erfahrt ihr hier.

Foto: Jan Woitas/dpa

Überraschung im Kühlregal: Während die meisten Produkte im Supermarkt und beim Discounter immer teurer werden, geraten die Fleischpreise gerade ins Rutschen

Aldi legt vor

Der Discounter Aldi hat am Montag die Preise vieler Fleischprodukte gesenkt - vom gemischten Hackfleisch bis zum Rindersteak. Der Händler gebe damit sinkende Einkaufspreise an die Kunden weiter und leiste einen Beitrag zur Abschwächung der Inflation, sagte ein Unternehmenssprecher im Namen von Aldi Nord und Aldi Süd.

Konkrete Zahlen

Die Preissenkungen machen sich gerade in der Grillsaison im Portemonnaie bemerkbar: Der Preis für 500 Gramm gemischtes Hackfleisch sank von 4,59 Euro auf 3,99 Euro. Bratwurst vom Schwein in der 400 Gramm-Packung kostet anstatt 3,49 nur noch 2,99 Euro. Und der Preis für ein Kilo Rindersteaks sank von 27,99 Euro auf 24,99 Euro.

Hohes Niveau

Allerdings können die Verbraucher eine Entlastung auch gut gebrauchen. Denn in den ersten fünf Monaten dieses Jahres hatte sich Fleisch besonders kräftig verteuert. Laut Statistischem Bundesamt war Fleisch im Mai 2022 im Schnitt 16,5 Prozent teurer als ein Jahr zuvor. Die Lebensmittelpreise waren insgesamt um gut 11 Prozent gestiegen. 

Doch der Aufwärtstrend scheint jetzt erst einmal gebrochen zu sein.

Überkapazitäten

Aldi begründet die Preissenkungen mit wieder sinkenden Basispreisen insbesondere bei Schwein. Das liege nicht zuletzt an den nach wie vor hohen Überkapazitäten in Deutschland. 

Für diese Überkapazitäten bei der Fleischproduktion gibt es eine ganze Reihe von Gründen. Unter anderem wird in Deutschland insgesamt immer weniger Fleisch gegessen. Stattdessen boomt das Geschäft mit veganen und vegetarischen Fleischersatzprodukten

Außerdem verdirbt offenbar die hohe Inflation vielen Menschen aktuell die Lust auf Wurst, Koteletts und Steaks. Die Nachfrage komme trotz des guten Grillwetters noch nicht so richtig in Schwung, so der Agrar-Informationsdienst.  

Außerdem macht der deutschen Fleischindustrie die Afrikanische Schweinepest zu schaffen, dadurch wird deutlich weniger in andere Länder exportiert. 

Ziehen andere Supermärkte nach? 

Der Schritt von Aldi dürfte auch Auswirkungen auf andere Ketten haben. 

Deutschlands größter Lebensmittelhändler Edeka hat schon angekündigt, man lege Wert auf ein gutes Preis-Leistungsverhältnis und werde die Preise für einige Fleischprodukte in den kommenden Tagen an die neue Marktsituation anpassen. Ähnliches gilt für den Discounter Netto, der zum Edeka Konzern gehört. 

Konkurrent Rewe steht laut eigener Aussage in Gesprächen mit den Lieferanten und gibt mögliche Preissenkungen natürlich unmittelbar an die Kunden weiter.

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