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Vor- und Nachteile eines Mehrgenerationenhauses - eine Entscheidungshilfe

Leben mehrere Generationen gemeinsam unter einem – oder eng beeinander liegenden – Dächern, so ist die Rede des Mehrgenerationenhaushalts. Großeltern, deren Kinder und die Enkel leben gemeinsam und miteinander. Auch ihr habt schon von den Möglichkeiten und Projekten gehört, die hierzulande immer häufiger werden.

Eine Reihe guter Gründe spre­chen für ein solches Zusam­men­le­ben, doch dürfen die mögli­chen Nach­teile nicht igno­riert oder fort­ge­wischt werden. In diesem Arti­kel beleuch­ten wir für euch die Vor- und Nach­teile und stel­len das Mehr­ge­ne­ra­ti­o­nen­haus mit allen Facet­ten auf den Prüf­stand.

1. Das Mehrgenerationenhaus: Die Vorteile

Klas­sisch ist das Mehr­ge­ne­ra­ti­o­nen­haus ein tradi­ti­o­nel­les und ural­tes Lebens­kon­zept. Einst war es völlig üblich, dass die Fami­lie beiein­an­der blieb und sich gegen­sei­tig unter die Arme griff. Eine Vergrö­ße­rung des Konzepts kennt ihr sicher­lich auch: Die Dorf­ge­mein­schaft, die die Kinder der ande­ren gemein­sam groß­zieht und betreut. Letz­te­res kommt heute nur noch selten vor, das Mehr­ge­ne­ra­ti­o­nen­haus ist aber ein Trend. Was sicher auch an den folgen­den Vortei­len liegt.

Eine für alle komfortable Wohnsituation

Die Wohn­si­tua­tion entschei­det mit darüber, ob und wie erfolg­reich das Projekt ist. Letzt­end­lich hängt eine Wohn­si­tua­tion immer vom Charak­ter der einzel­nen Perso­nen ab. Es ist falsch zu sagen, dass jede Gene­ra­tion eine eigene Wohn­ein­heit haben muss, denn wenn alle Bewoh­ner der Auffas­sung sind, dass ein einzel­nes Zimmer als Rück­zugs­ort ausreicht, weil man ohne­hin immer zusam­men ist, so kann dem nicht wider­spro­chen werden.

Grund­sätz­lich könnt ihr euch merken:

  • Schwächs­tes Glied – das schwächste Glied des gesam­ten Haus­halts hat das Wort. Im Regel­fall sind das die Groß­el­tern oder gar Urgro­ß­el­tern, die im Mehr­ge­ne­ra­ti­o­nen­haus leben. Wird beispiels­weise ein Trep­pen­lift benö­tigt, so sollte dieser ohne Umstände instal­liert werden. Dazu gehört auch, das Modell so zu wählen, dass es zu den Gege­ben­hei­ten vor Ort und zu den Bedürf­nis­sen passt.
  • Hilfe­stel­lun­gen – im Mehr­ge­ne­ra­ti­o­nen­haus gibt es nicht die klas­si­sche Fami­li­en­tren­nung. Kinder werden sowohl von den Geschwis­tern, als auch von Eltern und Groß­el­tern erzo­gen. So sieht es auch mit der gegen­sei­ti­gen Hilfe­stel­lung aus. Die Wohn­si­tua­tion erlaubt es, in jede Rich­tung schnelle und direkte Hilfe zu leis­ten. Während der Enkel der Groß­mut­ter beim Betten­be­zie­hen hilft, unter­stützt der Groß­va­ter den Enkel bei einem Bastel­pro­jekt für die Schule.

Damit eine komfor­t­a­ble Wohn­si­tua­tion möglich ist, muss das gewählte Haus eine ausrei­chende Größe haben. Es hat seine Gründe, weshalb Rest- oder Vier­sei­ten­höfe gerne zu Mehr­fa­mi­li­en­häu­sern umge­baut werden. Auch zwei Doppel­haus­hälf­ten lassen sich in dieser Rich­tung nutzen.

Niedrigere Einrichtungs- und Wohnkosten pro Kopf

Die Wohn­kos­ten sind durch die Menge an Bewoh­nern natür­lich sehr gering. Die Gesamt­kos­ten lassen sich auf den Kopf­wert der Bewoh­ner umrech­nen, sodass Kredit­ra­ten oder auch Mieten samt Neben­kos­ten rela­tiv kosten­güns­tig für den Einzel­nen bewäl­tigt werden können. Aller­dings dürft ihr die Einrich­tungs­kos­ten nicht pauschal anset­zen, denn bei ihnen gibt es Unter­schiede:

  • Gemein­schaft­lich – viele Mehr­ge­ne­ra­ti­o­nen­häu­ser werden mit einer großen Gemein­schafts­kü­che oder auch Gemein­schafts­räum­lich­kei­ten geführt. Hier kommen alles Bewoh­ner zusam­men. Diese Räum­lich­kei­ten werden natür­lich von der Gemein­schaft einge­rich­tet, sodass die Einrich­tungs­kos­ten wieder geteilt werden.
  • Private Räum­lich­kei­ten – zugleich haben Mehr­ge­ne­ra­ti­o­nen­häu­ser oft eigene Wohn­ein­hei­ten oder auch private Räum­lich­kei­ten. Diese Einrich­tungs­kos­ten können frei­lich nicht der Allge­mein­heit aufer­legt werden, sondern sind eure private Ange­le­gen­heit. Wünscht ihr euch privat das große Wasser­bett, so ist dieses euer Vergnü­gen, nicht das der Groß­el­tern. 

Gemein­schaft­lich werden natür­lich allge­meine Haus­re­pa­ra­tu­ren und Anschaf­fun­gen getra­gen. Eine Dach­sa­nie­rung teilt sich schlicht­weg leich­ter auf viele Einzel­köpfe auf, anstatt dass ihr sie selbst tragen müsst. Wich­tig ist in vielen Punk­ten ein gegen­sei­ti­ges Geben-und-Nehmen. Wünschen sich die Groß­el­tern im Garten eine kleine Ruhe­zone oder ihre Holly­wood­schau­kel, so müssen sie auch mithel­fen, dass die Jüngs­ten im Haus ihre Spiel­zone bekom­men.

Ein enorm gestärktes familiäres Miteinander

Wie war es in eurer Kind­heit? Ihr werdet wohl zu jung dafür sein, doch eure Eltern kann­ten es vermut­lich noch, dass sie mit ihren Groß­el­tern oder ande­ren Fami­li­en­mit­glie­dern dicht beiein­an­der gewohnt haben. Zugleich ist es gut möglich, dass sie in der direk­ten Nach­bar­schaft Dutzende »Omas« und »Tanten« hatten: Man zog die Kinder der Straße gemein­sam auf. Einen ähnli­chen Weg, nur in abso­lu­ter Fami­li­en­ge­mein­schaft (nicht verhei­ra­tete Bewoh­ner sind auch will­kom­men), geht das Mehr­ge­ne­ra­ti­o­nen­haus:

  • Mitein­an­der – durch das enge Zusam­men­le­ben entsteht ein wunder­ba­res Mitein­an­der, in dem jeder auf jeden Rück­sicht nimmt. Die Groß­el­tern sind immer da, wenn die Kinder sie besu­chen wollen, zugleich können Eltern auch mal Zeit für sich nehmen, da die Betreu­ung der Kinder gewähr­leis­tet ist.
  • Zurück­ge­ben – im Mehr­ge­ne­ra­ti­o­nen­pro­jekt gebt ihr euren Eltern etwas zurück. Sie waren für euch da, so wie ihr jetzt für eure Kinder da seid. Doch gegen­über euren Eltern über­nehmt ihr nun die Pfle­ge­rolle. Ihr unter­stützt sie, wenn es nötig ist, spornt sie an, wenn es möglich ist.
  • Zusam­men­halt – in dieser Konstel­la­tion stärkt ihr den gesam­ten Zusam­men­halt. Geschich­ten müssen nicht mehr bei einzel­nen Besu­chen erzählt werden, denn ihr alle bekommt sie live mit. Ihr lebt ein gemein­sa­mes Groß­fa­mi­li­en­le­ben und könnt euch alle an den ersten Schrit­ten des Kindes erfreuen oder rätseln, welches Wort ihm zuerst über die Lippen kommt.

Ihr müsst das Mitein­an­der jedoch stets mit Ruhe­zo­nen planen. In der heuti­gen Zeit gelingt es nicht mehr wie früher, als sich mehrere Gene­ra­ti­o­nen einen Raum zum Schla­fen teil­ten.

Voneinander lernen, einander verstehen

Je nach­dem, wie alt ihr seid – je nach­dem, welche Berüh­rungs­punkte ihr mit jungen oder alten Menschen bislang hattet, werdet ihr euch sicher­lich schon die Frage gestellt haben: Warum sind Seni­o­ren so oder so? Kann es wirk­lich so schwer sein, eine bloße Wasser­fla­sche zu öffnen, die schon offen war? Wie ihr bei euren eige­nen Kindern lernen müsst, dass sie beispiels­weise ausschließ­lich vom gelben Löffel essen, aber niemals vom blauen, werdet ihr auch von euren Eltern und eure Kinder von den Groß­el­tern lernen:

  • Lernen – das Lernen geht weit über das Erlan­gen von Wissen heraus. Ihr lernt, wie andere Menschen in eurem Haus ticken, welche Bedürf­nisse sie haben – und welche Macken. Gleich­zei­tig lernen alle ande­ren von euch selbst. Eure Kinder werden es euch und euren Eltern nach­ma­chen.
  • Verste­hen – durch das enge Beisam­men­sein lernt prak­tisch jede Gene­ra­tion, die ande­ren zu verste­hen. Gerade für Kinder ist es wert­voll zu lernen und zu verste­hen, warum der Opa nicht im Garten so schnell Ball spielt, wie es der Papa kann. Die Groß­el­tern blei­ben hinge­gen jung, da sie tagtäg­lich mit dem ›jun­gen Gemü­se‹ zu tun haben und somit auch für sie völlig fremde Dinge kennen­ler­nen und verste­hen.

Bei einem Mehr­ge­ne­ra­ti­o­nen­haus muss das reine Wohnen verges­sen werden, denn es geht um das gemein­same Leben. Trotz einzel­ner Rück­zugs­orte wird der Tag gemein­sam bestrit­ten. Und wie in jeder Gesell­schaft geht es um das Lernen, den ande­ren zu verste­hen und um das Verste­hen, wie sich der andere fühlt oder warum er etwas macht.

Entlastung aller Bewohner

Ihr werdet in einem Mehr­ge­ne­ra­ti­o­nen­haus nicht allein finan­zi­ell entlas­tet. Letzt­end­lich erfahrt ihr eine unglaub­li­che Entlas­tung, da alle an einem Strang ziehen und jeder jeden unter­stützt. Mitun­ter kann die Pande­mie als Beispiel genom­men werden, sofern das Mehr­fa­mi­li­en­haus ohne­hin als gemein­same Wohn­ein­heit betrach­tet wurde und die Groß­el­tern nie isoliert wurden. So hätten sie bei der Kinder­be­treu­ung helfen können, mitun­ter sogar mit den Kindern das Home­schoo­ling zele­brie­ren. So mancher Opa wusste Lehr­stoff der unte­ren Klas­sen­stu­fen besser und anschau­li­cher zu erklä­ren, als es Lehr­kräfte oder Eltern je konn­ten. Die Entlas­tung geht aber weiter:

  • Einkäufe – es wird für ein Haus, nicht für einzelne Fami­lien einge­kauft. Das spart Zeit, aber auch Geld, denn im Mehr­ge­ne­ra­ti­o­nen­haus lohnt es sich durch­aus, eine Groß­be­stel­lung beim Bauern in Auftrag zu geben und die Lebens­mit­tel wahl­weise in den Kartof­fel­kel­ler oder die Tief­kühl­truhe zu geben.
  • Offe­nes Ohr – ihr kennt es: An eini­gen Tagen würdet ihr auch einem Wild­frem­den an der Halte­stelle euer Leid klagen, nur, damit ihr jeman­den habt, um mit ihm darüber zu reden. Das Zusam­men­le­ben in dieser Konstel­la­tion bietet euch garan­tiert ein offe­nes Ohr zu jeder Zeit.
  • Kinder­be­treu­ung – Baby­sit­ter? Das Kinder­gar­ten­kind krän­kelt und ihr wollt nicht schon wieder den ›Kin­der­kran­ken­schein‹ nehmen? Im Mehr­ge­ne­ra­ti­o­nen­haus ist die Kinder­be­treu­ung beinahe stets gesi­chert. Denn auch die Groß­el­tern sollen sich best­mög­lich einbrin­gen.

Deutlich vereinfachte, ständig verfügbare Pflege

Werden eure Eltern schließ­lich alt und pfle­ge­be­dürf­tig, so ist das Mehr­ge­ne­ra­ti­o­nen­haus mitun­ter eine ideale Wahl. Durch das enge Zusam­men­le­ben ist eine daue­r­hafte Pflege gege­ben, die wiederum die Heim­kos­ten spart. Dieser Vorteil bietet jedoch auch gravie­rende Nach­teile, denn ihr müsst euch eurer Verant­wor­tung bewusst sein.

Gemeinsame Leistungsfähigkeit für häusliche Projekte

Gemein­sam könnt ihr so viel mehr stem­men. Das trifft auch auf Reno­vie­run­gen oder Sanie­run­gen zu, denn ihr betreibt das Haus alle gemein­sam und könnt nun zusam­men für die Kosten aufkom­men. Das bedeu­tet:

  • Finan­zie­run­gen – unter Umstän­den erhal­tet ihr leich­ter und güns­ti­ger einen Kredit. Hier­bei kommt es natür­lich auf die gesamte Situa­tion und auch auf das Alter der Groß­el­tern an.
  • Anpa­cken – viele Groß­el­tern sind durch­aus noch fit und voller Taten­drang. So helfen sie euch natür­lich bei der Umset­zung der häus­li­chen Projekte und packen mit an. Wer sagt denn, dass eure Mutter nicht das Trep­pen­ge­län­der abschlei­fen und neu strei­chen kann, während dein Vater mit dir die Terrasse fliest?

2. Das Mehrgenerationenhaus: Die Nachteile

Es gibt wohl nichts auf der Welt, was euch nur mit Vor- aber nicht mit Nach­tei­len konfron­tiert. Das Mehr­ge­ne­ra­ti­o­nen­haus schlägt in diese Kerbe, denn ohne Nach­teile kommt es nicht aus. Vorab: Dieses Projekt ist direkt zum Schei­tern verur­teilt, wenn ihr beispiels­weise den ›Schwie­ger­dra­chen‹ mit ins Haus holt. Seht ein Mehr­ge­ne­ra­ti­o­nen­pro­jekt als eine WG mehre­rer Gene­ra­ti­o­nen. Einen WG-Stin­ker habt ihr zu euren Studi­en­zei­ten nicht ins Haus geholt, also soll­tet ihr es bei diesem Projekt auch nicht machen. Leider birgt diese Denk­weise mitun­ter Konflikt­po­ten­zial inner­halb einer einzel­nen Gene­ra­tion: Wer die Eltern des Part­ners nicht ausste­hen kann, der wird Streit ausste­hen müssen. Doch auch sonst gibt es Nach­teile.

Passende Immobilien sind rar und teuer

Ein Mehr­ge­ne­ra­ti­o­nen­haus muss eine gewisse Größe aufwei­sen. Im Schnitt lässt sich sagen, dass jede Partei mindes­tens 80 Quadrat­me­ter Wohn­raum haben sollte, hinzu­kom­men, je nach Planung des Projekts, Gemein­schafts­räume. Eine normale Immo­bi­lie mit beispiels­weise 200 Quadrat­me­tern Wohn­flä­che funk­tio­niert aber nicht:

  • Auftei­lung – die Immo­bi­lie muss aufteil­bar sein. Rück­zugs­orte für alle Gene­ra­ti­o­nen sind notwen­dig, denn eure Vier­jäh­rige mag jetzt noch gerne bei Mama oder Opa kuscheln, in zehn Jahren will sie möglichst Mauern errich­ten, um ihre Ruhe zu haben – und ihr auch. Ein Zwei­fa­mi­li­en­haus ist, je nach Anzahl der einzu­zie­hen­den Perso­nen, das Mini­mum.
  • Lage – die Immo­bi­lie muss so gele­gen sein, dass alle Örtlich­kei­ten des tägli­chen Beda­rfs gut zu errei­chen sind. Dazu zählen Stel­len rund um die Kinder­be­treu­ung und Schule, aber auch Ärzte, Lebens­mit­tel­ge­schäfte und Unter­hal­tungs­mög­lich­kei­ten. Ab einem gewis­sen Alter werden eure Eltern nicht mehr sicher Auto fahren und ihr werdet wenig Lust haben, sie stän­dig zu Rent­ner­treffs, Seni­o­ren­ver­an­stal­tun­gen oder Café-Besu­chen zu fahren.
  • Kosten – solche Immo­bi­lien haben ihren Preis. Es hat einen guten Grund, warum ihr viele Mehr­ge­ne­ra­ti­o­nen­pro­jekte finden werdet, die in Drei- oder Vier-Seiten­hö­fen umge­setzt wurden. Rest­höfe sind häufig trotz der anfal­len­den Sanie­rungs­kos­ten güns­ti­ger als ein recht frisches und projekt­taug­li­ches Haus.

Gerade die Kosten machen solche Projekte oft zunichte. Es ist stets ein Unter­schied, ob eine Baufi­nan­zie­rung über 300.000 Euro oder über das Doppelte aufge­nom­men werden muss. Da Seni­o­ren aufgrund ihres Alters oft von Banken nicht mehr als baufi­nan­zie­rungs­wür­dig betrach­tet werden, wenn es um sehr hohe Summen geht, steht die mitt­lere Gene­ra­tion häufig alleine da. Das verhält sich natür­lich anders, wenn ihr eine bereits bezahlte Wohn­im­mo­bi­lie mit in die Finan­zie­rung einbrin­gen könnt.

Notwendigkeit zur Umsetzung mehrerer Wohnbereiche

Sicher­lich haben früher ganze Gene­ra­ti­o­nen einer Fami­lie in einer klei­nen Schlaf­kam­mer und einer ebenso klei­nen Wohn­stube gelebt. Ihr könnt die Zeiten von damals aber nicht mit der heuti­gen Zeit verglei­chen, denn auch ihr seid nicht in dieser Enge aufge­wach­sen. Daher gilt:

  • Wohn­be­rei­che – ob ihr für jede Gene­ra­tion eine eigene Wohnung schafft, die über einen gemein­sa­men Flur und nie abge­schlos­sene Türen stets mitein­an­der verbun­den sind, oder ob ihr euch auf die ›Kin­der­zim­mer­lö­sung‹ konzen­triert, ist uner­heb­lich. Ihr braucht jedoch einzelne, vonein­an­der abge­schlos­sene Wohn­be­rei­che. Die Groß­el­tern des Hauses wollen nicht stän­dig die Jungspunde um sich haben und auch ihr wollt Zwei­sam­keit erle­ben. Plant ihr das Haus direkt für die Zukunft, dann könnt ihr auch an Einlie­ger­woh­nun­gen oder entspre­chende Zimmer denken: Eure eige­nen Kinder haben dann eben­falls ein eige­nes Reich.
  • Klare Regeln – wenn keine Wohnungs­tü­ren verschlos­sen sind, müsst ihr Regeln aufstel­len. Ob es ein Stoff­tier vor der eige­nen Wohnungs­tür ist oder ein Türschild: Schafft euch die zusätz­li­che Abgren­zung. Weder möch­tet ihr in die Wohnung der Groß­el­tern stür­men, wenn die beschäf­tigt sind, noch wollt ihr euren roman­ti­schen Abend unter­bro­chen wissen, weil die Groß­el­tern euch schnell etwas fragen wollen.

Auch ein Mehr­ge­ne­ra­ti­o­nen­haus setzt die Privat­sphäre voraus. Denn sonst kommen Konflikte auf.

Allgemein größeres Konfliktpotenzial

Zusam­men­le­ben geht immer wieder mit Strei­tig­kei­ten einher. Im Mehr­ge­ne­ra­ti­o­nen­haus könnt ihr eure Eltern aber nicht gedank­lich zum Pfef­fer schie­ßen, denn sie leben eine Armlänge entfernt. Das eigent­li­che Problem, das viele Menschen unter­schät­zen, zeigt sich aber in zwei Berei­chen:

  • Kinder­er­zie­hung – eure Kinder werden nun auch von den Groß­el­tern erzo­gen. Klare, abso­lut gültige Abspra­chen sind notwen­dig, denn sonst ist euch der Zoff vorpro­gram­miert. Es kann nicht sein, dass ihr das Kind an die Haus­auf­ga­ben setzt, die Groß­el­tern aber zum Erdbeereis einla­den.
  • Pflege der Eltern – es ist ein löbli­cher Wunsch, die eige­nen Eltern zu pfle­gen. Der Groß­teil der Menschen weiß aber nicht, was diese alles bein­hal­tet. Regelt von Anfang an sehr klar und deut­lich, dass ihr nicht die Voll­zeit­pfle­ge­kräfte werdet. Ihr benö­tigt profes­si­o­nelle und daue­r­hafte Unter­stüt­zung, denn die allei­nige Pflege von Ange­hö­ri­gen ist ein Voll­zeit­job, der euer Leben verän­dert.

Hohes gegenseitiges Vertrauen und Verständnis erforderlich

Verständ­nis ist eine Voraus­set­zung in diesem Wohn­pro­jekt. Wird aufein­an­der keine Rück­sicht genom­men, funk­tio­niert das Konzept nicht. Was sich anfangs nach einer Selbst­ver­ständ­lich­keit anhört, kann später zum Ärger­nis werden. Wer hat sich noch nicht über die Zahn­pasta oder die Haare im Wasch­be­cken, die der Part­ner hinter­lässt, aufge­regt?

Auch da Vertrauen ist wich­tig, denn letzt­end­lich kann jeder Bewoh­ner jeden Raum betre­ten. Trotz des Brief­ge­heim­nis­ses können Briefe geöff­net, Tele­fonate mit ange­hört werden.

Teilweise mangelnde Intimität

Wer keine klaren Wohn- und Lebens­be­rei­che mitsamt festen Regeln schafft, der wird in dieser Bezie­hung Probleme haben. Ihr wollt euch auch weiter­hin mit euren Part­nern vergnü­gen, even­tu­ell seid ihr auch in einer etwas laute­ren Szene aktiv. Im Mehr­ge­ne­ra­ti­o­nen­haus müsst ihr euch darüber bewusst sein, dass Groß- und Schwie­ger­el­tern von euren Tätig­kei­ten zumin­dest akus­tisch etwas mitbe­kom­men könn­ten.

Die klaren Regeln dienen auch dazu, dass ihr über­haupt die Gele­gen­heit hat, nach eurer Façon Spaß zu haben. Denn wer mag schon sein Privat­le­ben auf die Zeit nach 22:00 Uhr beschrän­ken?

Fazit – in einzelnen Fällen eine durchaus gute Idee

Dass Mehr­ge­ne­ra­ti­o­nen­häu­ser nur für intakte und funk­tio­nie­rende Fami­lien gedacht sind, ist sicher­lich klar. Der dauer­nör­gelnde Schwie­ger­dra­che unter dem Dach ist eine schlechte Idee. Diese Wohn­pro­jekte bieten wunder­bare Vorteile und Entlas­tun­gen, doch fordern sie von jedem Bewoh­ner ebenso viel. Gerade hinsicht­lich des Alters müssen klare Regeln und Abspra­chen getrof­fen werden, denn nur wenige von euch werden (egal, was sie in jungen Jahren sagen) die echte Pflege eines Eltern­teils zu Hause daue­r­haft über­neh­men wollen und können.

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