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Elon Musk pflanzt Gehirnchips bei Menschen ein: Revolution oder Risiko?

Neuralink, das neueste Unternehmen von Elon Musk, hat angekündigt, erfolgreich einen Gehirnchip in einen Menschen implantiert zu haben. Was bedeutet sie für unsere Gesellschaft?

Neuralink Gesundheit Foto: Timon/Adobe Stock

Mit Gehirnchips Roboterarme oder andere Dinge steuern - das war einzelnen Patienten schon mehrfach möglich. Mit viel Geld will Tech-Milliardär Elon Musk ein solches System nun zur Marktreife drücken. Doch ist sein Weg tatsächlich der vielversprechendste?

Das ist die Vision von Musk

Elon Musk, bekannt für seine disruptiven Technologien, hat die Welt erneut aufhorchen lassen: Sein Unternehmen Neuralink hat Berichten zufolge den ersten menschlichen Gehirnchip implantiert. Der Patient erhole sich nach dem Eingriff am Sonntag gut, schrieb der Tech-Milliardär auf seiner Online-Plattform X. Das Implantat von Neuralink soll es ermöglichen, durch Gedanken ein Smartphone zu bedienen - und darüber auch andere Technik. Die Vision: Menschen mit neurologischen Störungen wie Parkinson, Demenz oder Depressionen zu helfen. Das Unternehmen Neuralink hatte Musk 2016 gegründet, um Möglichkeiten zur Vernetzung des menschlichen Gehirns mit Maschinen untersuchen zu lassen. Die Erlaubnis, das entwickelte Implantat zu Forschungszwecken in einer klinischen Studie Menschen einzusetzen, bekam Neuralink im Mai 2023.

Das Implantat habe mit 1024 vergleichsweise viele Elektroden, die mit Nervenzellen im Gehirn verbunden werden, erklärte Neuroinformatiker Moritz Grosse-Wentrup von der Universität Wien. Zudem ließen sich sehr zielgenau bestimmte Bereiche und damit auch Funktionen ansteuern.

Skepsis bei Forschenden

Doch während Musk die Errungenschaften feiert, blicken Forschende mit Skepsis auf das Vorhaben. 

  • Bisher fehlten noch sehr viele Informationen zu dem Fall, sagte der Neurotechnologe Rüdiger Rupp vom Universitätsklinikum Heidelberg. Unklar sei etwa, wie viele Drähte implantiert worden seien und ob der Versuch auf eine bestimmte Frist oder dauerhaft ausgelegt sei.
  • Der große Nachteil des Verfahrens aus Sicht von Moritz Grosse-Wentrup: "Man ist im Gehirn drin." Das berge immer das Risiko von Infektionen, zudem setze sich Hirngewebe wie jedes andere zur Wehr, etwa mit Abkapselungsreaktionen.
  • Anne Vanhoestenberghe, eine Expertin für implantierbare medizinische Geräte am King’s College London, betont auf Nachfrage des Science Media Centre (SMC) in Großbritannien, dass der wahre Erfolg des Experiments noch nicht abzusehen ist, so der SPIEGEL. Die Implikationen sind weitreichend, und die Frage, ob die Technologie tatsächlich das Leben der Betroffenen verbessern kann, steht im Raum.
  • Für jeden Fall sei das Risiko des invasiven Eingriffs ins Gehirn abzuwägen. Zudem gebe es andere Möglichkeiten wie die Sprachsteuerung von Computern und Geräten.

Die Diskussion um Neuralink wurde durch Berichte über problematische Tierversuche angeheizt, so der SPIEGEL. Einige Affen, die mit dem Neuralink-Chip ausgestattet wurden, litten unter schweren gesundheitlichen Problemen und wurden letztlich eingeschläfert. Musk verteidigt die Versuche und betont, dass kein Tier aufgrund des Implantats gestorben sei.

Ist dies ein Meilenstein in der Wissenschaft?

Die Technik an sich stelle keine Revolution dar, sagte Grosse-Wentrup. Schon seit knapp zwei Jahrzehnten würden von einzelnen Patienten Roboterarme über Implantate gesteuert.

Die Technologie ist im Prinzip schon da, aber mit Neuralink ist es nun auch möglich, mit viel Geld und vielen Mitarbeitern die unzähligen kleinen Probleme bis zur Marktreife zu lösen.

Moritz Grosse-Wentrup

"Wie lange das System stabil bleiben kann, ist noch vollkommen unklar.", so Grosse-Wentrup. Bei ähnlichen invasiven Ansätzen habe sich gezeigt, dass die Zahl beobachtbarer Neuronen mit der Zeit abnimmt. Wirklich beurteilen werde man Neuralink darum erst in einige Jahren können. Mit ersten Zulassungen sei gegebenenfalls erst in etwa einem Jahrzehnt zu rechnen. Nicht klar ist dem Experten dabei, wo sich Musk bei Marktreife der Technologie dann die Riesengewinne erhofft. Die Patientengruppe, die absehbar profitieren könne, sei nicht sehr groß. Derzeit gebe es keinen entscheidenden Vorsprung von Neuralink gegenüber anderen implantierten Lösungen, sagte Rupp. Die große Aufmerksamkeit sei aber womöglich dennoch gerechtfertigt, da Musk nun einmal bekannt dafür sei, dass er sehr zielstrebig und ausdauernd Innovationen zur Marktreife und zur praktischen Verwendbarkeit führe.

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