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Bilanz zum Felchen-Fangverbot frühestens zum Jahresende

Felchen gilt am Bodensee als Delikatesse und Aushängeschild für die Fischerei. Seit drei Monaten dürfen die Fische nicht mehr gefangen werden. Hat das Fangverbot schon etwas gebracht?

Felchenfangverbot Felix Kästle/dpa/Archivbild

Langenargen (dpa) - Die Fischereiforschungsstelle in Langenargen am Bodensee rechnet frühestens zum Jahresende mit einer ersten Bilanz zum Felchen-Fangverbot. Was die seit Januar geltende Schonung gebracht habe, könne vielleicht die nächste Laichfischerei zeigen, erklärte der Leiter der Forschungsstelle, Alexander Brinker. Sie dient als Grundlage für die Aufzucht neuer Felchen. Aktuell sei es für eine erste Bilanz viel zu früh.

Die Felchenerträge gehen seit Jahren zurück. Im Fangjahr 2022 gingen den Fischern lediglich rund 21 Tonnen ins Netz und damit 80 Prozent weniger als 2021. Mit einer im vergangenen Juni von der Internationalen Bevollmächtigtenkonferenz für die Bodenseefischerei (IBKF) beschlossenen dreijährigen Schonzeit für Felchen soll sich der Bestand erholen. Sie trat vor rund drei Monaten in Kraft.

Die Felchenbestände würden weiterhin mit dem bisherigen monatlichen Monitoring überwacht, erklärte die geschäftsführenden Bevollmächtigten der IBKF auf Anfrage. Viele Berufsfischer kritisieren die Maßnahme als Verzweiflungstat, die durch ein früheres Eingreifen hätte verhindert werden können.

Die Felchenschonzeit sei wohl der gravierendste Eingriff, den die Fischerei bislang hinnehmen musste, sagte Anita Koops vom internationalen Bodensee-Fischereiverband in Überlingen. «Einst galt das Felchen als Brotfisch der Fischer, 70 Prozent des Ertrages waren immer Felchen.» In den nächsten Jahren sei die Fischerei auf die im Flachwasserbereich und auf der Halde lebenden Fischarten angewiesen. Das seien Rotaugen, Barsche, Hechte und Aale, die eine gewisse wirtschaftliche Grundversorgung gewährleisten sollen.

Die Gründe für den dramatischen Ertragsrückgang sind vielfältig. Die Felchen finden zum einen weniger Futter, weil der Bodensee wieder nährstoffarm geworden ist. Doch die aktuell größte Rolle spielt Fischexperten zufolge der Stichling. Der kleine silberne Fisch wurde Anfang der 50er-Jahre erstmals im Bodensee nachgewiesen und hat sich nach unauffälligen Jahrzehnten für alle überraschend ab 2012 explosionsartig vermehrt.

Laut der Fischereiforschungsstelle in Langenargen macht er mittlerweile mehr als 90 Prozent der Fische im Freiwasser aus. Er frisst den Felchen das Plankton weg und macht sich auch über ihre Eier und Larven her. Als Maßnahme neben der Schonzeit für Felchen wollen Brutanstalten am Bodensee deshalb Felchenlarven erst dann in den See aussetzen, wenn sie zu groß sind, um als Futter für Stichlinge zu dienen.

© dpa-infocom, dpa:240330-99-510508/3

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