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Debatte um ganzjährige Schonzeit für Felchen am Bodensee

Die Fischer am Bodensee kämpfen seit Jahren mit sinkenden Felchen-Erträgen. Das Problem: Zu wenig Nahrung und zu viele Fressfeinde für den Speisefisch. Kommt nun ein Fangverbot?

Fischer fangen immer weniger Fische im Bodensee Felix Kästle/dpa/Symbolbild

Meersburg (dpa) - Wie kann man auf die rückläufigen Felchen-Bestände im Bodensee reagieren? Derzeit wird dort wegen geringer Fischbestände eine ganzjährige Schonzeit diskutiert. Das finden nicht alle gut.

«Die Grüne Landtagsfraktion setzt sich für eine Ausweitung der Schonzeit auf das ganze Jahr ein», erklärte der Abgeordnete Reinhold Pix am Freitag. Ein Fangverbot sei notwendig, um die Regeneration der Art und die langfristige Nachhaltigkeit der Fischerei sicherzustellen. Die Fraktion mache sich für Kompensationsmaßnahmen für familiengeführte Fischereibetriebe stark.

Anders sieht das die FDP/DVP-Fraktion. Eine ganzjährige Schonzeit sei nicht die Lösung, erklärte der naturschutzpolitische Sprecher Klaus Hoher. Das würde den Felchen-Import verstärken. Das Kormoran-Problem müsse angegangen werden, es brauche ein international abgestimmtes Konzept für den fischfressenden Vogel. «Ansonsten sind nicht nur die Bodensee-Felchen vom Aussterben bedroht, sondern auch die Berufsfischerei am Bodensee.»

Die Internationale Bevollmächtigtenkonferenz für die Bodenseefischerei (IBKF) zieht die Maßnahme als eine von mehreren in Erwägung, wie sie mitteilte. Die IBKF habe sich seit Jahresbeginn schon öfter über die Situation der Bodenseefischerei ausgetauscht. Diskutiert würden auch Fangmöglichkeiten und Vermarktung anderer Fische. Eine Entscheidung über das künftige Vorgehen könnte bei der jährlichen IBKF-Konferenz am 21. Juni in Ittingen in der Schweiz fallen.

Der Blaufelchen gilt als der Bodenseefisch schlechthin. Die Nachfrage nach dem Speisefisch ist gerade bei Urlaubern groß, weshalb auch schon Fischzucht-Anlagen am Bodensee diskutiert wurden. Fischer beklagen seit Jahren die geringe Ertragslage. 2021 gingen einem Bericht nach 107 Tonnen ins Netz, vor zehn Jahren waren es noch mehr als 600 Tonnen. Nach ihrer Ansicht führt der zu niedrige Nährstoffgehalt im Bodensee zu einer geringen Nahrungsmenge für die Tiere - wodurch sie langsamer wachsen.

Zum anderen frisst eine eingewanderte Fischart, der Stichling, seit einer explosionsartigen Vermehrung vor einigen Jahren immer mehr Plankton weg. Der Kormoran, ein zugezogener fischfressender Vogel, und die Quagga-Muschel, die ebenfalls Nährstoffe zieht, tun ihr Übriges. Nicht nur Felchen leiden unter den Bedingungen, der Fischbestand geht allgemein zurück.

Eine Schonzeit für Felchen gibt es am Bodensee schon, wie Elke Dilger vom Verband Badischer Berufsfischer mitteilte. Sie gelte vom 15. Oktober bis zum 10. Januar. Ein ganzjähriges Fangverbot könne nicht die einzige Lösung sein, sagte die Verbandschefin. Der Fischbestand werde nicht nur von Fischern beeinflusst, viele Faktoren spielten eine Rolle - darunter der Stichlings- und der Kormoranbestand, der sich auch negativ auf den Felchen-Nachwuchs auswirke. Diese Themen müssten angegangen werden.

Die nachhaltige Fischerei am Bodensee funktioniere seit Jahren gut. Auf die Fischerei sei man stolz. «Es ist schade, wenn wir immer noch abhängiger von den Fischimporten aus dem Ausland werden.»

© dpa-infocom, dpa:230609-99-992935/4

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