Mit Handy zu Erinnerungsorten der NS-Zeit
Zwölf Jahre lang währte die Schreckensherrschaft der Nationalsozialisten. Eine App weist nun den Weg zu unbekannteren Orten in Bayern, die an damals erinnern - und den Umgang damit aufzeigen.


München (dpa/lby) - «Es geschah überall» - unter diesem Motto gibt die App BayernHistory nun auch Einblicke in die Zeit des Nationalsozialismus. Über eine interaktive Landkarte lassen sich einzelne Orte in ganz Bayern ansteuern, zu denen es dann Material wie Texte, Fotos, Videos oder Audioaufnahmen gibt. Podcasts sollen zudem Geschichten von Opfern und Überlebenden erzählen. Das Projekt «NS-Erinnerungsorte» soll bei BayernHistory ab Donnerstag (8. Mai) verfügbar sein.
Sichtbarkeit statt Vergessen
Viele Erinnerungsorte kämpften um Sichtbarkeit und drohten in Vergessenheit zu geraten, erläutert Wolfgang Hauck von der KunstBauStelle in Landsberg am Lech die Idee hinter dem Projekt. Die App soll die Menschen nun auf diese Orte aufmerksam machen und zu einer Spurensuche anregen. Der Fokus liege auf der jungen Generation, um kritische Auseinandersetzung mit der Vergangenheit zu fördern und zivilgesellschaftliches Engagement zu stärken, erklärt Hauck. Wichtig ist den Machern auch eine möglichst barrierefreie und inklusive Umsetzung.
Das Projekt erweitert die bereits bestehende App BayernHistory, die bislang einen heimatkundlichen Bereich sowie ein Hörpfad-Projekt anbietet. Der neue, dritte Pfeiler widmet sich der Zeit zwischen 1933 und 1945. Auch der Weg in den Nationalsozialismus und die Aufarbeitung des NS-Unrechts in den Jahren nach 1945 sollen eine Rolle spielen.
Digitale Ausstellungen und Multimedia
Angeboten werden sollen auch multimediale Rundgänge, interaktive Formate und sogar ein Eintauchen in die Virtuelle Realität. Auch Ausstellungen sollen digital angeboten werden, die zuvor in einem Museum zu sehen waren und nun vor dem Vergessen bewahrt werden sollen. Dabei soll es aber nicht nur um bekannte Einrichtungen oder Gedenkstätten gehen, sondern gerade auch um kleine Orte, etwa ein Straßenschild mit einem Namen, hinter dem sich eine interessante Lebensgeschichte verbirgt. «Wenn ich da vorbeigehe, dann kann ich entdecken: da war ja was», erklärt Hauck.
Partner sind den Angaben zufolge auch die KZ-Gedenkstätten in Bayern, die Historikerin Edith Raim, die Stadt Landshut und viele Ehrenamtliche. An der Umsetzung beteiligt ist außerdem der Verein BerlinHistory, der ebenfalls mit einer App ein Eintauchen in die Geschichte der Hauptstadt bietet. Die Deutsche Stiftung für Engagement und Ehrenamt fördert das Projekt mit 100.000 Euro.