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Projekt Biosphärenregion Spessart nimmt Fahrt auf

Regionale Produkte, nachhaltiger Tourismus, Wirtschaften im Einklang mit Naturschutz - was etwa in der Rhön ein Erfolgsrezept ist, könnte künftig auch den Spessart bereichern. Doch es gibt Widerstand.

Spessart Karl-Josef Hildenbrand/dpa

Aschaffenburg (dpa/lby) - Stadt und Landkreis Aschaffenburg wollen am Montag im Stadt- und Kreisrat beraten, ob sie das Projekt der Biosphärenregion Spessart weiterverfolgen. Die Landkreise Main-Spessart und Miltenberg haben bereits Ende Februar ihr Interesse bekundet. Die vier Regionen überlegen seit Sommer 2022, ob sie zusammen eine Unesco-Biosphärenregion errichten. Den Abstimmungen vorausgegangen war eine Machbarkeitsstudie, in der beleuchtet wurde, inwiefern der Spessart die Kriterien für eine Biosphärenregion erfüllen kann.

Die Biosphärenregion soll eine Modellregion für nachhaltiges Leben und Wirtschaften im Einklang mit der Natur sein. Anders als ein Nationalpark kann sie deutlich stärker wirtschaftlich durch den Menschen genutzt werden, beispielsweise durch Vermarktung regionaler Produkte und Förderung von nachhaltigem Tourismus. Naturschützer wie der Landesbund für Vogelschutz in Bayern (LBV) und der BUND unterstützen die Idee einer solchen Region im Spessart.

Ein Knackpunkt ist allerdings, ob genügend Fläche zusammenkommt, um die sogenannte Kernzone zu bilden. Die Kernzone gilt als Naturschutzgebiet. Geplant ist sie für den Hochspessart. Sie kann relativ klein sein - nur mindestens drei Prozent der gesamten Biosphärenregion muss sie ausmachen. Dennoch ist sie ein Streitpunkt. «Widerstand gegen die Biosphärenregion gibt es vor allem von Menschen mit Holzrechten, die Angst haben, in der Kernzone ihre Holzrechte nicht mehr nutzen zu können», sagte der Pressesprecher des Landkreises Main-Spessart, Markus Rill. Eine mögliche Lösung wäre, den Holzrechtlern andere Flächen zum Ausgleich zu geben, aus denen sie Holz entnehmen können.

Hauptaufgabe für die Befürworter der Modellregion ist daher derzeit, Gemeinden und Waldbesitzer zu überzeugen, Wald für eine Kernzone bereitzustellen. Ziel sei, bis zu den Sommerferien belastbare Aussagen zu haben, wie viel für die Kernzone geeignete Flächen zusammenkommen, so Rill. Für eingebrachten Wald sollen die Kommunen eine Entschädigung erhalten.

Manche Kritiker argwöhnen außerdem, die Gebiete später nicht mehr nach eigenem Ermessen gestalten zu können. Dass manche Menschen eher gegen die Biosphärenregion eingestellt sind, liegt laut Rill an den Nachwirkungen des vor etwa sieben Jahren geplanten Nationalparks Spessart - der nicht umgesetzt wurde. Außerdem kursierten Falschinformationen. «Die Biosphäre ist kein Nationalpark durch die Hintertür», so Rill. Während der Mensch im Nationalpark weitestgehend ausgeschlossen sei, gehe es bei der Biosphäre gerade darum, menschliches Handeln und Wirtschaften im Einklang mit der Natur zu gestalten.

Statt Biosphärenregion werden gelegentlich auch die Begriffe Biosphärenreservat, -gebiet und -park verwendet. Gemeint ist dasselbe. Bisher gibt es in Deutschland 17 von der Unesco anerkannte Biosphärenreservate, darunter die Rhön, der Schwarzwald und das Wattenmeer. Den offiziellen Antrag für den Spessart würde das bayerische Umweltministerium stellen.

© dpa-infocom, dpa:240303-99-205910/3

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