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«WoW-Word on Wirecard»: Uraufführung mit Wow-Effekt

Ist Jan Marsalek in München? Zumindest solange die Aufführungen des Weltpremieren-Stücks «WoW - Word on Wirecard» laufen.

Theaterstück «WoW – Word on Wirecard» Gabriela Neeb/Münchner Kammerspiele/dpa/Handout

München (dpa/lby) - Ist Jan Marsalek in München? Zumindest solange die Aufführungen des Weltpremieren-Stücks «WoW - Word on Wirecard» laufen. Denn als Deepfake auf Bildschirmen erscheint der untergetauchte Wirecard-Vertriebsvorstand hier und lädt das Publikum in die künstlich geschaffene Realität von Lukasz Twarkowski ein. Seine Inszenierung des deutschen Finanzthrillers wurde am Sonntagabend in den Münchner Kammerspielen mit minutenlangem Beifall gefeiert.

Die Handlung beginnt 36 Stunden vor dem Zusammenbruch des Fintech Unternehmens - aber Zeit ist in diesem Stück wandelbar. Die Wirecard-Einsturzgeschichte bietet den Hintergrund zur Präsentation einer Idee von künstlich geschaffenen Realität: Einem fiktiven Forschungsinstitut sei es gelungen, die Welt nahezu perfekt zu simulieren - mithilfe von Algorithmen und Daten könne man Unsicherheit in Sicherheit verwandeln, heißt es im Stück. Ziel ist vorherzusagen, wie Unternehmen und sogar Gesellschaften in Zukunft reagieren könnten.

Die Autorin und Dramaturgin Anka Herbut erzählt mehrere Geschichten auf unterschiedliche Ebenen. Anhand von Film und Theater folgt man der Hauptfigur Hall Stiller (Elias Krischke) auf seinem manchmal psychotischen Trip durch simulierte Realitäten, bis er an seiner eigenen Existenz zweifelt.

«Die Reaktionen, die ich bekommen habe, sind oftmals fragend, überwältigt. Ich glaube, dass es einen extremen Bedarf an Austausch nach diesem Abend gibt, um über das zu sprechen, was man erlebt hat», sagte Dramaturgin Caroline Schlockwerder der Deutschen Presse-Agentur am Sonntag. Das Stück sei mehr als eine Gesellschaftskritik, betonte sie.

Die Zuschauer können entscheiden, wie sehr sie körperlich, intellektuell und visuell in das Geschehen eintauchen wollen. Mit Stroboskoplichtern, Techno-Musik und etwas Oldie-Charme steht eine Welt voller Fragen offen. Vor allem eine Frage steht im Raum: Welcher Wahrnehmung kann ich eigentlich trauen?

© dpa-infocom, dpa:231120-99-09345/2