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Der Schattenprinz: Daniel von Schweden wird 50

Prinz Daniel hatte keinen leichten Start als Mann der schwedischen Kronprinzessin. Mittlerweile haben die Schweden ihn lieben gelernt. Doch auch an seinem 50. Geburtstag steht er etwas im Schatten.

Prinz Daniel von Schweden wird 50 Jens Kalaene/dpa-Zentralbild/dpa

Stockholm (dpa) - Am 15. September 1973 herrscht große Freude bei den Westlings, einer ganz normalen schwedischen Familie: Der kleine Olof Daniel wird geboren. Am selben Tag, im selben Land, aber in einer ganz anderen Welt, findet auch ein großes Familienereignis statt: König Gustaf VI. Adolf stirbt, und der junge Carl Gustaf wird König von Schweden.

Dass sich die Wege des Neugeborenen Daniel Westling und des neuerkorenen Königs Carl XVI. Gustaf später kreuzen werden, kann noch niemand ahnen. Und schon gar nicht, dass der Junge aus der schwedischen Provinz einmal der Schwiegersohn des Königs wird.

Westling wächst in dem kleinen Ort Ockelbo auf. Sein Vater ist Kommunalbeamter, seine Mutter arbeitet bei der Post. Daniel ist kein herausragender Schüler. Was ihm aber wirklich liegt, ist der Sport: Er spielt Eishockey, Fußball und Basketball.

Ausbildung zum Sporttrainer

Als junger Erwachsener zieht Westling in das gut 200 Kilometer südlich gelegene Stockholm, wo er verschiedene Ausbildungen und Lehrgänge zum Sporttrainer macht. Ein paar Jahre später eröffnet er zusammen mit einem Kollegen ein exklusives Fitness-Studio. Eine seiner Kundinnen wird die schwedische Kronprinzessin Victoria - und Westling ihr Personal Trainer. Es dauert nicht besonders lange, bis sie ein Paar sind.

Die beiden versuchen, ihre Liebesbeziehung geheim zu halten, aber das klappt natürlich nicht. Im Jahr 2002 erhaschen Paparazzi die ersten Fotos von Victorias neuem Freund. Sie zeigen Westling mit Cargohose oder Jeans und Baseball-Kappe. Die Schweden - allen voran die schwedische Klatschpresse - sind skeptisch: Kann ein Fitnesstrainer aus der Provinz mit fragwürdigem Kleidungsstil der Mann der zukünftigen Königin werden?

Beobachter sind sicher: Auch der König und die Königin seien nicht begeistert von dem neuen Freund ihrer Tochter. Es wird gemunkelt, sie hofften darauf, dass die Liebelei mit dem Schweden aus der Mittelschicht vorübergehe. Dass Victoria doch noch jemanden finden würde, der irgendwie besser reinpasst in die Königsfamilie.

Weg mit der Baseball-Kappe

Die Gerüchte um die Ablehnung Westlings durch den König werden auch dadurch befeuert, dass jahrelang nichts zu passieren scheint - keine Verlobung wird verkündet. Aber etwas anderes passiert durchaus. Westling wandelt sich langsam vom Burschen vom Lande zu einem auch in der schwedischen Oberschicht vorzeigbaren Gentleman.

Er tauscht die Baseball-Kappe gegen zurück gegeltes Haar, die lässige Kleidung mit schicken Anzügen und Designerschuhen. Schwedische Medien berichten, Westling absolviere eine Art «Prinzenschule» - er bekomme Geschichts- und Englischunterricht und lerne die Hof-Etikette.

Und dann, sieben Jahre nachdem ihre Beziehung öffentlich bekannt wird, geben Victoria und Westling ihre Verlobung bekannt. Viele meinen, das mit dem Antrag habe so lange gedauert, weil Westling einfach noch nicht bereit war, in die royalen Reihen einzutreten.

Die Hochzeit findet im Jahr darauf statt, 2010. Und aus Daniel Westling wird Prinz Daniel. Mit seiner Hochzeitsrede spricht er sich in die Herzen der Schweden: «Ich liebe Dich, Victoria», sagt er spürbar gerührt und nimmt die Hand der Kronprinzessin. Bald darauf schenken Kronprinzessin Victoria und Prinz Daniel den Schweden zwei royale Babys: erst Estelle (11), dann Oscar (7).

Ein paar Schritte hinter seiner Frau

Prinz Daniels Herzensangelegenheiten in seinem neuen Amt sind, natürlich, Sport und Gesundheit sowie die Unterstützung von Jungunternehmern. Er ist auch oft an der Seite seiner Victoria zu sehen. Meistens geht er ein paar Schritte hinter ihr her. In einem Interview, das kürzlich vom schwedischen Fernsehsender SVT ausgestrahlt wurde, sagte Prinz Daniel, er kenne seine Rolle und habe kein Problem damit. «Schließlich wollen die meisten Menschen Victoria hören und sehen.»

Seine Haltung begründet Prinz Daniel mit seiner Herkunft und der Erziehung durch seine Eltern aus der Mittelschicht: «Mein Vater war 1970 mit meiner älteren Schwester in Elternzeit. Das war vermutlich fortschrittlicher als die Tatsache, dass man heute gleichberechtigt ist und keine Einwände dagegen hat, hinter seiner prominenten Frau zu stehen.»

An diesem Freitag (15. September) wird der Prinz, dem man die provinzielle Herkunft nicht mehr unbedingt ansieht, 50 Jahre alt. Groß gefeiert wird der runde Geburtstag nicht. Denn vor 50 Jahren wurde eben nicht nur der kleine Daniel Westling in eine normale Familie geboren. Sondern es wurde auch der junge Carl Gustaf König von Schweden.

Der 15. September steht also ganz im Zeichen des 50. Thronjubiläums von Prinz Daniels Schwiegervater. Aber nach eigener Aussage hat Prinz Daniel ja kein Problem damit, im Schatten zu stehen.

© dpa-infocom, dpa:230912-99-164957/3