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Françoise Hardy wird 80: So schnell wie möglich sterben

Sie ist Frankreichs Grande Dame des französischen Chansons. Auch in Deutschland feierte Françoise Hardy Erfolge. Jetzt wird sie 80 - und wünscht sich ihren Tod.

Francoise Hardy Istvan Bajzat/dpa

Paris (dpa) - Sie hat viel über Abschied und Tod gesungen. Nun wünscht sich Frankreichs Grande Dame des Chansons ihren eigenen so schnell wie möglich herbei. Sie wolle so schnell und schmerzlos wie möglich gehen, sagte sie in einem Ende vergangenen Jahres in der Wochenzeitung «Paris Match» erschienenen Interview. Die Sängerin, die seit Jahren gegen Lymphdrüsen- und Rachenkrebs kämpft, wird 80 Jahre alt.

In einem bewegenden Brief hat die Sängerin im Dezember vergangenen Jahres Frankreichs Staatschef Emmanuel Macron gebeten, die Sterbehilfe zu legalisieren. In dem von der Zeitung «La Tribune Dimanche» veröffentlichten Text beschreibt sie einen wegen ihrer Krebserkrankung bedingten Klinikaufenthalt, wo sie Patienten traf, die «bedauerten, dass Sterbehilfe nicht legalisiert wurde, weil sie sich des unnötigen Leidens bewusst waren».

Sie selbst habe 55 Strahlentherapien hinter sich, wie sie in dem «Paris Match»-Interview erzählte. Seit ihrer Bestrahlung ginge es ihr schlecht: «Es ist ein Alptraum».

Hardys Karriere begann früh

Hardy ist mit ihren melancholischen Liedern und ihrer zarten und fragilen Stimme zur Grande Dame des französischen Chansons geworden. Bereits ihr erster großer Hit «Tous les garçons et les filles» war melancholisch. «Alle sind verliebt, alle sind zu zweit, nur ich, ich bin allein», sang sie 1962. Damals war sie 18 Jahre jung.

Das Lied über Jungen und Mädchen ihres Alters, die auf der Suche nach Liebe sind, verkaufte sich in wenigen Tagen mehr als vier Millionen Mal. Ein Jahr später trat sie mit «L'amour s'en va» beim Eurovision Song Contest, damals noch Grand Prix Eurovision de la Chanson, für Monaco an. Sie erreichte den fünften Platz.

In Deutschland wurde die Französin, die die Titelseiten zahlreicher Illustrierten zierte, in den 60er Jahren bekannt, unter anderem mit «Frag den Abendwind» und «Ich sag' ja». Von den Lesern der Jugendzeitschrift «Bravo» wurde sie 1966 zur zweitbeliebtesten Sängerin gewählt.

Ihr Deutsch hatte Hardy bei einer österreichischen Familie nahe Innsbruck gelernt, wo sie acht Jahre regelmäßig ihre Sommerferien verbrachte. Später studierte sie ein Jahr an der Pariser Sorbonne Germanistik. Sie nahm ihre Lieder auch auf Italienisch, Englisch, Spanisch und Portugiesisch auf.

In ihrer über 40-jährigen Karriere hat die Pariserin über 25 Alben geschaffen und unsterbliche Lieder. Die Ikone der Sixties arbeitete mit den Besten der Musikszene und schrieb einige der schönsten französischen Chansontexte wie «La Question», «Tant de belles choses» und «Et si je m'en vais avant toi».

Ihre Lieder sind melancholisch

Einsamkeit, Liebe, Sehnsucht und Abschied: Themen, die ihre Lieder bestimmten. Die Melancholie sei Teil ihres Wesens, wie sie in ihren Interviews immer wieder erklärte: «In der Musik mag ich vor allem langsame, traurige Melodien, die Salz in die Wunde streuen. Nicht auf eine Art und Weise, die beschwert, sondern auf eine Art und Weise, die aufmuntert. Denn es tut gut, wenn der Schmerz der Gefühle in etwas Schönes verwandelt wird», sagte sie der Wochenzeitschrift «L'Obs».

Verzweiflung und Enttäuschung hat sie selbst erfahren. 1944 als uneheliches Kind in Paris geboren, sei sie als junges Mädchen voller Komplexe gewesen. «Wir haben bei meiner Großmutter gelebt, sie hat mich immer schlecht gemacht, sagte sie der Zeitschrift «Brigitte Woman». «Ich dachte, ich sei eine hässliche Landplage. Nicht wert, geliebt zu werden.»

An Verehrern hat es Hardy jedoch nicht gefehlt, unter ihnen auch Mick Jagger und Bob Dylan, der ihr auch Liebesbriefe geschrieben haben soll, wie sie dem «Zeitmagazin» sagte: «Er war anscheinend so von mir besessen gewesen, wie man das wohl nur sein kann, wenn man noch jung ist.»

Ihr Herz hat sie jedoch an den Künstlerkollegen Jacques Dutronc verschenkt, dem sie 1981 das Ja-Wort gab. Eine «amour fatal», Hardy habe trotz aller Höhen und Tiefen nie aufgehört, den Sänger und Komponisten zu lieben. «Wir haben zusammengelebt, im selben Haus in getrennten Wohnungen. Es hat nichts genützt. Dafür hatte ich aber diese große leidenschaftliche Liebe für diesen Mann», sagte sie dem Magazin «Brigitte Woman». Das Paar trennte sich 1988, ohne sich jemals scheiden zu lassen.

© dpa-infocom, dpa:240111-99-566602/5

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