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Vom Lagerkeller zum Kulturgut - Die Geschichte des Biergartens

Die Sonne kommt raus, die ersten Blümchen blühen und den Bayer zieht es in den Biergarten - die Natur erwacht. Das gesellige Beisammensein mit Biergarnitur, Brezln und Hopfenlimonade ist aus der bayerischen Kultur kaum wegzudenken. Dafür ist der Freistaat auch international bekannt. Aber woher kommt dieses Symbol der bajuwarischen Gemütlichkeit eigentlich?

ANTENNE BAYERN ANTENNE BAYERN GmbH & Co. KG
Biergarten Biergarten Angelika Warmuth/dpa

Die Geschichte des Biergartens führt ins München des 18. Jahrhunderts.

Damals wurde in Bayern vor allem untergäriges Bier getrunken. Das wurde im Winter gebraut und bei hohen Temperaturen schnell schlecht. Deswegen musste es über den Sommer kühl gelagert werden. Dafür hoben Münchner Bierbrauer entlang der Isar tiefe Bierkeller aus, in denen Bier ganzjährig mit Eis gekühlt wurde. Um die Temperatur weiter zu senken, streute man auf den Hang über dem Keller Kies aus und pflanzte Kastanienbäume. Kastanien spenden viel Schatten und zerstören mit ihren flachen Wurzeln das Kellergewölbe nicht.

Ausschank direkt am Lager

Schnell haben die findigen Brauereien Tische und Stühle unter die Kastanienbäume gestellt, aber: Während es heute Biergärten zu jeder Jahreszeit gibt, durften die Bierkeller durften nur sehr eingeschränkt ausschenken. Nämlich nur während des Sommerbierausschanks.

Trotzdem wurden die Biergärten schnell zu einem beliebten Ausflugsziel der Münchner - sehr zum Ärger der anderen Bierbrauer. Deswegen beschloss König Maximilian I. im Jahr 1812, dass in Biergärten keine Speisen außer Brot serviert werden dürfen. Bis heute ist es deswegen in vielen Biergärten erlaubt, eigenes Essen mitzubringen.

Von diesen traditionellen Biergärten mit Bierkeller sind in München noch der Nockherberg, der Hofbräukeller und der Augustinerkeller erhalten. Der Bürgerbräukeller und Franziskaner haben ihre Keller zur Tiefgarage umgebaut.

Den hiesigen Bierbrauern gestattet seyn solle, auf ihren eigenen Märzenkellern in den Monaten Juni, Juli, August und September selbst gebrautes Merzenbier in Minuto zu verschleißen, und ihre Gäste dortselbst mit Bier u. Brod zu bedienen. Das Abreichen von Speisen und anderen Getränken bleibt ihnen aber ausdrücklich verboten.

Originaltext der Verfügung König Maximilians I. von 1812

Vom Kellerverkauf zur Gartenwirtschaft

In den Jahren danach wurde das bayerische Gewerberecht liberalisiert, wodurch Schankwirtschaften auch Essen anbieten durften. Langsam entstand eine Vielzahl an Gartenwirtschaften, die später ebenso Biergarten genannt wurden. Am bekanntesten ist wohl der Hirschgarten - die weltweit größte traditionelle Gartenwirtschaft am Chinesischen Turm. Ein halbes Hendl und ein Steckerlfisch gehören also mittlerweile genauso zum Biergarten wie die mitgebrachten Brezln mit Obazda.

Heute gibt es Biergärten in vielen Formen und Farben in aller Welt. Vom Hofbräuhaus in Las Vegas zum ganz alkoholfreien Biergarten in München. Natürlich bleibt der Biergarten vor allem ein bayerisches Phänomen. Hier nehmen sie einen so wichtigen Platz in der Gesellschaft ein, dass für Biergärten andere die Regeln zu Öffnungszeiten und Lärmbelästigung gelten, als für andere Gastronomiebetriebe. Denn es gibt kaum Orte, an denen sich die Arbeiterschaft und das Bürgertum so zwanglos begegnen.