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Warum Scheitern ein Tabu bleibt und wie Selbstmitgefühl helfen kann

Scheitern – ein gesellschaftliches Tabu in Deutschland. Entdeckt, was eine Studie über unsere Fehlertoleranz verrät und wie ein gesundes Selbstwertgefühl zum Umdenken anregen kann. Mehr dazu lest ihr hier.

Versagen Lifestyle Foto: alphaspirit/ Adobe Stock

In einer Welt, die Perfektion glorifiziert, bleibt wenig Raum für das Eingeständnis von Fehlern. Doch wie steht es um die Fehlertoleranz in Deutschland und was bedeutet das für unser Selbstwertgefühl?

Umgang mit Fehlern: ein kulturelles Dilemma

In unserer Gesellschaft wird das Machen von Fehlern oft stigmatisiert. Michael Frese, ein Arbeitspsychologe und Experte für Fehlerforschung an der Universität Lüneburg, hat die Akzeptanz von Fehlern in 61 Ländern analysiert. Die Ergebnisse zeigen, dass Deutschland und Singapur am Ende der Skala rangieren. Die genauen Ursachen für diese Einstellung sind schwer zu fassen, da kulturelle Normen und moralische Werte weltweit stark variieren.

Wir müssen Fehler machen, weil dies eine natürliche Begleiterscheinung menschlichen Handelns ist. Weil die Komplexität unserer Umwelt immer größer ist als unser Verständnis davon.

Michael Frese

Selbstwertgefühl auf dem Prüfstand

Das Zugeben von Fehlern ist für viele eine Herausforderung, da es direkt unser Selbstwertgefühl beeinträchtigt. Die Angst vor Abwertung, sei es durch andere oder durch uns selbst, führt dazu, dass wir Misserfolge lieber verdrängen.

Die Schwierigkeit, aus Fehlern zu lernen

An der University of Chicago wurden Studien durchgeführt, die zeigen, dass Menschen es vorziehen, sich als kompetent und erfolgreich zu sehen, anstatt aus ihren Fehlern zu lernen. In einem entwickelten Test mit Multiple-Choice-Fragen und finanziellen Anreizen für korrekte Antworten zeigte sich, dass die Teilnehmenden wenig Interesse hatten, aus ihren Fehlern zu lernen, selbst wenn die Belohnung deutlich erhöht wurde.

Das Ego schützt sich selbst

Die Forschung ergab, dass Personen mit einem niedrigeren Selbstwertgefühl nach einem schlechten Testergebnis dazu neigen, ihre Fehler zu ignorieren. Unser Gehirn bevorzugt es, Erfolge zu wiederholen, anstatt die anstrengendere Aufgabe zu übernehmen, aus Fehlern zu lernen.

Lernen aus den Fehlern anderer

Während wir unsere eigenen Fehler oft meiden, fällt es uns leichter, aus den Fehlern anderer zu lernen, da diese unser Selbstwertgefühl nicht bedrohen. Doch da niemand gerne seine Misserfolge teilt, bleibt das Potenzial für kollektives Lernen ungenutzt.

Selbstmitgefühl als Schlüssel

Indem wir lernen, uns selbst gegenüber mitfühlender zu sein und unsere Fortschritte zu würdigen, können wir unser Selbstwertgefühl stärken und einen gesünderen Umgang mit Fehlern entwickeln. Dies führt zu einer realistischeren Selbstwahrnehmung und kann uns helfen, uns weniger mit anderen zu vergleichen.

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