Auch Westfleisch interessiert sich für Vion-Schlachthöfe
Die Premium Food Group darf die Standorte des niederländischen Schlachtkonzerns Vion nicht übernehmen. Nun mischt sich Wettbewerber Westfleisch ein.


Münster (dpa) - Der Fleischkonzern Westfleisch aus Münster möchte die Schlachthöfe des Konkurrenten Vion ebenfalls übernehmen. Das bestätigte das Unternehmen auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur. Weitere Einzelheiten will man am 30. Juli auf einer Veranstaltung im Haus der bayerischen Landwirtschaft in Herrsching am Ammersee bekanntgeben. Zuvor hatten andere Medien darüber berichtet.
Das niederländische Schlachtunternehmen Vion plant, sich weitgehend aus Deutschland zurückzuziehen und mehrere Standorte aufzugeben - darunter drei Rinderschlachthöfe in Buchloe, Waldkraiburg und Crailsheim (auch Schweine), einen Zerlegebetrieb in Hilden sowie zwei Häuteverarbeitungsbetriebe in Memmingen und Eching-Weichenau. Vier der Werke liegen in Bayern.
Die Premium Food Group (ehemals Tönnies-Gruppe) hatte bereits im vergangenen Jahr eine Grundsatzvereinbarung zur Übernahme getroffen. Das Bundeskartellamt untersagte den Kauf im Juni nach eingehender Prüfung allerdings. Die Premium Food Group legte dagegen daraufhin Beschwerde ein. Die Entscheidung wird nun vom Oberlandesgericht Düsseldorf geprüft. Ein Termin für die erste Verhandlung steht bislang nicht fest.
Tönnies: «Wir haben einen rechtsgültigen Vertrag»
Medienberichten zufolge soll Westfleisch beim Kartellamt bereits eine vorläufige Anfrage gestellt haben. Der Schlachtbetrieb wies dies auf Nachfrage zurück. Die Behörde erklärte, es liege keine Anmeldung von Westfleisch vor. Auch eine Anfrage oder anderweitige Kontaktaufnahme habe es nicht gegeben.
Die Premium Food Group äußerte sich zurückhaltend zum Interesse des Konkurrenten. «Wir haben sowohl für die Landwirtschaft als auch die Betriebe ein tragfähiges Zukunftskonzept aufgestellt, von dem wir überzeugt sind», sagte Maximilian Tönnies, geschäftsführender Mitgesellschafter des Konzerns. Die Landwirte benötigten eine zukunftsfähige Verarbeitungsstruktur. «Wir haben hierzu ein weitreichendes Angebot gemacht und mit der Vion einen rechtsgültigen Vertrag.»
Tönnies erwägt neben der Beschwerde auch weitere Schritte, etwa die Beantragung einer Ministererlaubnis beim Bundeswirtschaftsministerium. Diese Sondergenehmigung ist nur in Ausnahmefällen möglich.
Kartellamt fürchtet zu starke Dominanz
Die Wettbewerbshüter stoppten die Übernahme der Vion-Standorte, weil sie eine marktbeherrschende Stellung zum Nachteil von Landwirten und Wettbewerbern befürchten. «Die Premium Food Group hätte neben ihrer bereits dominierenden Position in der Schlachtung und Verarbeitung von Schweinen in Deutschland auch im Bereich Rinder eine Führungsposition erlangt», sagte Kartellamts-Präsident Andreas Mundt.
Ein möglicher Kauf durch Westfleisch müsste ebenfalls von der Wettbewerbsbehörde überprüft werden. Laut Rechtsexperten könnte dieser Vorgang jedoch weniger problematisch sein. Westfleisch habe eine deutlich geringere Marktstellung und sei in Süddeutschland kaum aktiv. Nach eigenen Angaben ist das Unternehmen dort lediglich über eine Beteiligung an einem Rinderschlachthof in Augsburg vertreten.
Auch der Deutsche Bauernverband äußerte sich zur Zukunft der Vion-Betriebe: «Entscheidend ist, dass die Standorte weiter am Netz bleiben und einen verlässlichen Betreiber oder Käufer finden», sagte Generalsekretär Bernhard Krüsken. Ausreichende und vielfältige Vermarktungsmöglichkeiten seien für die Landwirte besonders wichtig.
Im Jahr 2024 war die Premium Food Group Marktführer bei Schweineschlachtungen in Deutschland – mit großem Abstand vor Westfleisch. Vion gehörte in den vergangenen Jahren zu den führenden Rinderschlachtern im Land. Im Jahr 2022 lag der Konzern bei der Zahl der geschlachteten Tiere deutlich vor Westfleisch und der damaligen Tönnies-Gruppe.