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Baustart für umstrittene Stromtrasse Suedlink in Bayern

Die Stromnetze müssen ausgebaut werden, wie die Politik betont. Neue Leitungen in Bayern treiben Bürger entlang der geplanten Trassen seit Jahren um - doch verhindern können sie wohl kaum noch etwas.

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Feierlicher Baubeginn Suedlink in Bayern Martin Schutt/dpa

Oerlenbach (dpa) - Damit die Energiewende gelingen kann und Windstrom aus dem Norden auch im Süden ankommt, beginnen nun auch die Arbeiten für die große Stromtrasse Suedlink in Bayern. Die Hochspannungs-Gleichstrom-Verbindung wird teuer und später fertig als geplant - und soll von Ende 2028 an Bayern und Baden-Württemberg mit grüner Energie versorgen. In Bayern wird Suedlink rund 130 Kilometer lang sein und durch Unterfranken verlaufen.

Jahrelange Kritik

Seit Jahren kämpfen viele Bürgerinitiativen gegen den Bau des etwa 700 Kilometer langen Projekts. Sie halten die Vier-Gigawatt-Trasse für ökologisch unsinnig und unwirtschaftlich und befürchten, dass der Stromverbraucher am Ende die Zeche zahlt.

Für den feierlichen Baustart der Trasse in Bayern reisten Ministerpräsident Markus Söder (CSU) sowie Bundeswirtschaftsministerin Katherina Reiche (CDU) und Bundesforschungsministerin Dorothee Bär (CSU) an. «Wir haben totalen Energie-Hunger», sagte Söder im unterfränkischen Oerlenbach (Landkreis Bad Kissingen). Ganz in der Nähe laufen derzeit erste Vorbereitungsmaßnahmen für den Bau der Trasse. Bayern sei das industrielle Leistungsherz Deutschlands und brauche viel Strom, sagte Söder. 

Erdkabel statt Freileitungen

Sechs Jahre später als ursprünglich gedacht wird die Trasse wohl in mehr als drei Jahren in Betrieb gehen und dürfte unter anderem wegen der im Vergleich zu Freileitungen viel teureren Erdkabel rund zehn Milliarden Euro kosten. Mit der Verbindung, deren Kapazität der Leistung von etwa vier Atomkraftwerken entspricht, sollen rund zehn Millionen Haushalte mit Strom versorgt werden können. 

Ein Erdkabelprojekt in dieser Dimension sei in Deutschland Neuland, sagte der Vorsitzende der Geschäftsführung von TransnetBW, Werner Götz. Wenn die Arbeiten abgeschlossen sind, dürften 8,5 Millionen Kubikmeter Erdreich bewegt worden sein.

Stromnetze am Limit

Nach Darstellung der Bundesregierung kommt das Stromnetz peu à peu an seine Kapazitätsgrenze. Schon heute kann Ökostrom mitunter nicht eingespeist werden, weil dafür die bisherigen Leitungen nicht ausreichen. Denn wenn die Netze überlastet sind, könnten im schlimmsten Fall die Lichter ausgehen. «Unsere Stromnetze sind heute schon stark ausgelastet», erklärte Ministerin Reiche. «Der Stromverbrauch in Deutschland wird steigen.» Notwendig seien mehr Erzeugung und mehr Leitungen. «Wir müssen zu jedem Zeitpunkt sicher versorgt sein.» 

Windstrom aus dem Norden

Suedlink soll vor allem in Norddeutschland erzeugten Windstrom in die südlichen Bundesländer liefern, aber auch Sonnenstrom aus dem Süden in den Norden bringen. Für den Bau verantwortlich sind die Übertragungsnetzbetreiber Tennet und TransnetBW.

Zweite Leitung weiter östlich 

Parallel wird weiter östlich der Suedostlink vorangetrieben, der bereits 2027 fertig sein soll. Die beiden Stromtrassen werden nach Darstellung der Bundesnetzagentur die Leitungsprobleme lösen, die durch den neuen Strommix mit einem höheren Anteil erneuerbarer Energien entstehen können.

Auswirkungen auf Strompreis noch unklar

Was die künftige Inbetriebnahme von Suedlink für die Strompreise bedeutet, ist unklar. Fest steht, dass die Kosten des Projekts über Jahrzehnte auf die Netzentgelte umgelegt werden und damit bei den Verbrauchern landen. Gleichzeitig soll die neue Trasse Engpässe in der Stromversorgung verhindern - das spart Geld. Im besten Fall muss weder Strom dazugekauft werden, noch müssen zusätzliche Kraftwerke hochgefahren werden. Weniger Engpässe belasten den Geldbeutel damit weniger.

© dpa-infocom, dpa:250725-930-838751/1