Erdbeerernte läuft auf Hochtouren
Kräftig rot, süß, saftig und aromatisch: So sollen Erdbeeren sein. Die Ernte läuft - trotz des kühlen Maiwetters. Helfen moderne Anbaumethoden?


München (dpa/lby) - Die Erdbeerernte ist in vollem Gange. Auf vielen Feldern in Bayern wird die beliebte Frucht gepflückt – auch wenn der Mai bisher recht kühl ausgefallen ist. «Jetzt geht es richtig rund», sagt Benedikt Gänger vom Bayerischen Erwerbsobstbau-Verband in München. Um die Arbeit zu erleichtern, setzen Landwirte inzwischen vermehrt auf Hochbeete – im Fachjargon: bodenunabhängiger Anbau.
Beim bodenunabhängigen Anbau werden unter Sonnentunneln Stellagen aufgestellt, das sind Metallgestelle, auf denen die Erdbeerpflanzen in etwa 1,30 Meter Höhe wachsen, wie Gänger erläutert. Der Landwirt betreibt in Niedermotzing (Landkreis Straubing-Bogen) auf etwa 45,5 Hektar Fläche Erdbeeranbau, davon 5,5 Hektar bodenunabhängig.
Moderne Anbaumethode
Das setzte zwar zunächst eine Investition in die Stellagen voraus, habe dann aber mehrere Vorteile, sagt er. Für die Mitarbeiter sei die Ernte angenehmer, weil sie sich nicht ständig knien müssten. Außerdem seien die Pflanzen auf den Stellagen weniger anfällig für Krankheiten oder etwa Schneckenbefall.
Ein Problem könne der bodenunabhängige Anbau nicht lösen: die Trockenheit. Zu wenig Regen erfordere Bewässerung. Er selbst habe die Möglichkeit, in zwei Becken - mit 7.000 Kubiklitern und 35.000 Kubiklitern Fassungsvermögen - das ganze Jahr über Regenwasser zu sammeln. Das sei «ein guter Puffer» für Trockenheitsphasen.
Der Mai war aber nicht nur trocken, sondern auch ungewöhnlich kühl. Niedrige Temperaturen könne eine Erdbeerpflanze durchaus gut aushalten, sagt Gänger. Problematisch aber sei Frost: Freiland-Erdbeerpflanzen müssten dann nachts mit Vlies abgedeckt werden. Dennoch hätten einige Landwirte in Bayern Einbußen erlitten, teilweise 30 bis 50 Prozent Frostschäden an den Pflanzen.
Optimal für die Erdbeeren seien Nachttemperaturen um die acht Grad. Dann wachse die Frucht zwar langsamer als bei höheren Temperaturen, werde aber größer und deutlich aromatischer.
Ernte bis in den Spätherbst hinein
Die Haupterntezeit der Erdbeere beginne traditionell Anfang Mai und dauere bis August. Durch den sogenannten geschützten Anbau könnten inzwischen jedoch ab Mitte April und teilweise bis in den November hinein deutsche Erdbeeren geerntet werden, sagt Gänger.
Zum geschützten Anbau zählen dem Fachmann zufolge Erdbeeren aus Gewächshäusern - die etwa über Abwärme aus Biogasanlagen geheizt werden - sowie Erdbeeren aus Sonnentunneln. Letztere würden zeltähnlich über Feldern aufgebaut, seien in der Regel aber nicht beheizt.
Wie auch beim Spargel- oder Gurkenanbau zählt die Personalfrage zu den Herausforderungen für Erdbeerbauern. Es werde schwieriger, Arbeitskräfte für die Ernte zu bekommen. Steigende Kosten bei Mindestlohn und Energie hätten letztlich Auswirkungen auf die Preise.
Mit Investitionen in geschützten Anbau und Stellagen wollen die Landwirte laut Gänger aber «versuchen, diesen Herausforderungen zu begegnen und langfristig Lösungen zu schaffen, sodass auch zukünftig der Erdbeeranbau in Deutschland möglich ist».