Christian Wulff im Interview: Warum das neue Bundeskabinett einen mutigen Neuanfang verspricht
Christian Wulff, ehemaliger Bundespräsident, äußerte sich auf dem Ludwig-Erhard-Gipfel in Gmund am Tegernsee zum neuen Bundeskabinett und den Herausforderungen des Regierens. Dass Friedrich Merz im ersten Wahlgang gescheitert ist, hat ihn nicht überrascht. Alle Informationen dazu gibt's hier.


Der ehemalige Bundespräsident Wulff hat erwartet, dass der erste Wahlgang für den jetzigen Kanzler Merz wegen der knappen Mehrheitsverhältnisse schwierig wird.
Er sagte heute im Interview mit Antenne Bayern auf dem
Ludwig-Erhard-Gipfel in Gmund am Tegernsee:
Natürlich gibt es immer Menschen, die etwas anders sehen, die etwas anderes erwartet haben von der SPD, von CDU und CSU, die enttäuscht sind, die sich nicht genug eingebunden fühlen.
Christian Wulff
Der Ex-Bundespräsident hebt deshalb die Bedeutung der Kommunikation eines Regierungschefs hervor: „Vier Jahre Regieren in Deutschland ist: Nicht mit Dekreten regieren, sondern ist Konklave, ist ständige Diskussion mit Landesregierungen, mit Parteien, mit Fraktionen, ist Telefonieren.“
Helmut Kohl habe damals endlos mit Kreisvorsitzenden und Abgeordneten telefoniert.
„Und einer, der enttäuscht war und einen Anruf des Kanzlers bekommt, der sieht die Welt anschließend mit anderen Augen.“
Ein mutiger Neuanfang
Das neue Bundeskabinett sieht Wulff positiv: „Gut finde ich, dass sehr viele Fachleute in die Regierung gekommen sind, sehr viele neue Gesichter, sehr viele junge Leute, auch junge Frauen. Also dieses Kabinett verspricht doch einen mutigen Neuanfang. Und wenn sie jetzt an die Arbeit gehen und dann auch Entscheidungen treffen zur Stabilisierung unseres Wirtschaftsstandortes, zur Erhöhung unserer Wettbewerbsfähigkeit, dass Menschen Chancen auf Lohnzuwächse haben, wenn wieder Wohnungen gebaut werden, dann wird die Bevölkerung sagen: Das genau haben wir von dieser Regierung erwartet, dass sie arbeitet, dass sie entscheidet, dass sie Ergebnisse hervorbringt.“ Es geht laut Wulff auch darum, das Mindset zu verändern. „Wir müssen mal wieder sagen: Es ist toll, in Deutschland zu investieren, es ist toll, in Deutschland zu forschen, die Forschung in marktfähige Produkte umzuwandeln und die Weltmärkte zu erobern.“
Sorge um Demokratie
Gleichzeitig macht sich Wulff große Sorgen um die Demokratie. Es werde viel zu wenig auf Versöhnung und Ausgleich gesetzt. Auf die Amerikaner könnten wir uns nicht mehr so verlassen, wie es einst der Fall war. Wir alle müssten etwas für unsere Demokratie tun, so Wulff.