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Geier lernen fliegen - Generl hebt als Erste ab

Junge Bartgeier müssen das Fliegen erst lernen. Eines der beiden Ende Mai bei Berchtesgaden ausgewilderten Weibchen ist damit früh dran.

ANTENNE BAYERN ANTENNE BAYERN GmbH & Co. KG
Bartgeier-Auswilderung Peter Kneffel/dpa

Ramsau b. Berchtesgaden (dpa) - Abgehoben! Überraschend früh hat das erste der beiden in diesem Jahr ausgewilderten Bartgeier-Weibchen den ersten Flug absolviert. Am Donnerstag startete die 107 Tage alte Generl ihren Jungfernflug, wie der Naturschutzverband LBV und der Nationalpark Berchtesgaden berichten. Normalerweise heben sich die Vögel laut dem LBV-Experten Toni Wegscheider erst etwa nach 120 Tagen in die Lüfte.

Unerwarteter Frühstart 

«Wir hatten nicht mit Generls früher Startbereitschaft gerechnet», sagt Nationalpark-Projektleiter Ulrich Brendel. Bisher hatte nur der vor zwei Jahren ausgewilderte Nepomuk den ersten Flug so früh geschafft. 

Erst 16 Tage zuvor war Generl mit Geier Luisa in einer Felsnische im Klausbachtal in die Freiheit entlassen worden. Beide Vögel stärken seitdem mit Flügelschlägen und Flattersprüngen ihre Flugmuskulatur. Luisa, gleich alt, aber kleiner und leichter als Generl, macht bisher aber keine Anstalten, ihrer Nestgenossin zu folgen. Bis auf kleine Auseinandersetzungen hätten sich beide Vögel in der Nische gut vertragen, hieß es.

Bartgeier Vinzenz auf Abwegen

Bartgeier Vinzenz - 2024 ausgewildert - zieht es inzwischen ins Flachland. Während die Vögel in der Regel im Alpenraum blieben, hat sich Vinzenz nach Norden aufgemacht, wie das Team anhand der GPS-Daten seines Senders berichtet. 

Der junge Geier flog demnach quer über Bayern in die Oberpfalz, kehrte dann ein Stück nach Süden und drehte unvermittelt nach Westen ab. In der Nähe von Koblenz in Rheinland-Pfalz wurde nun der letzte Datenpunkt gesendet.

Gefährliche Lebensraumsuche 

Gelegentlich fliegen junge Bartgeier auf der Suche nach neuen Lebensräumen nach Norden und wurden schon in Großbritannien, den Niederlanden und in Polen nachgewiesen. 

Solche Flüge seien immer mit Gefahren verbunden. «Schon mehrfach wurden solche Jungvögel geschwächt, verletzt oder sogar tot im Flachland gefunden», berichtet Wegscheider. Besonders groß sei das Risiko, dass die Aasfresser Überreste von Jagdwild fressen, die Splitter aus Bleimunition enthalten. Das kann für sie tödlich enden. 

Bartgeier waren in Bayern ausgestorben. Seit einigen Jahren versucht man, sie in den Alpen wieder anzusiedeln.

© dpa-infocom, dpa:250613-930-665422/1