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Hausärzteverband gegen Zwang bei Primärarztsystem

Wer zum Arzt gehen will, kann eigentlich frei entscheiden, in welche Praxis er möchte. Union und SPD wollen das nun teilweise ändern. Die Hausärzte positionieren sich klar.

ANTENNE BAYERN ANTENNE BAYERN GmbH & Co. KG
Hausarztpraxis Stephan Jansen/dpa

München (dpa/lby) - Der Bayerische Hausärzteverband (BHÄV) unterstützt die Pläne von Union und SPD, ein sogenanntes Primärarztsystem einzuführen. Es solle dabei aber keinen Zwang für die Patienten geben, sondern Anreize, forderte der BHÄV-Vorsitzende Wolfgang Ritter am Montag vor dem Bayerischen Hausärztetag, den der Verband kommende Woche in Erlangen ausrichtet (16. und 17. Mai).

CDU/CSU und SPD haben in ihrem Koalitionsvertrag festgelegt, sie wollten ein «verbindliches Primärarztsystem» einführen. Das heißt, dass Patienten in der Regel zunächst eine Hausarztpraxis aufsuchen, die dann entweder selbst die gesamte Behandlung übernimmt oder Patienten gegebenenfalls an Facharztpraxen weiterleitet.

Internationale wissenschaftliche Studien hätten seit vielen Jahren immer wieder gezeigt, dass Länder mit Primärarztsystemen bessere Ergebnisse bei der Behandlung erzielten und kostengünstiger seien, erklärte der bayerische Hausärztechef Ritter. Er warnte aber vor einer Pflicht für Patienten.

Bonuszahlungen als Anreiz?

Vielmehr wünscht sich der BHÄV, dass Verträge zur hausarztzentrierten Versorgung, die es seit knapp 20 Jahren gibt, deutlich ausgebaut werden. In diesen Verträgen hätten der Hausärzteverband und die Krankenkassen kreative Lösungen entwickelt, die besser seien als feste Vorschriften, erklärte Ritter.

In Bayern wie auch bundesweit ist derzeit allerdings weniger als ein Siebtel aller Kassenversicherten in solche Verträge eingeschrieben. Um die Einschreibequote deutlich zu erhöhen und damit ein echtes Primärarztsystem voranzubringen, könnte die künftige Bundesregierung Bonuszahlungen oder niedrigere Beitragssätze für Patienten beschließen, die sich an eine Hausarztpraxis binden, schlägt der Hausärzteverband vor.

Kritik, etwa vom Bayerischen Facharztverband, dass ein Primärarztsystem die Versorgung verschlechtern würde, weist der Hausärzteverband zurück. Dafür gebe es keine wissenschaftlichen Belege.

© dpa-infocom, dpa:250505-930-502324/1