Zum Hauptinhalt springen

Hunderte weitere Einwendungen gegen geplantes Gips-Bergwerk

Gips wird beim Hausbau gebraucht, aber auch für Fundamente von Windrädern. Der Baustoffhersteller Knauf möchte den Rohstoff im großen Stil in Unterfranken abbauen. Nun heißt es abwarten.

ANTENNE BAYERN ANTENNE BAYERN GmbH & Co. KG ANTENNE BAYERN Logo
Knauf-Gruppe Karl-Josef Hildenbrand/dpa

Iphofen (dpa/lby) - Nach der abermaligen Auslage aller Unterlagen zum geplanten Gips-Bergwerk von Knauf in Unterfranken sind hunderte weitere Einwendungen gegen das Vorhaben beim Bergamt Nordbayern eingegangen. Zu den bisher mehr als 3.000 Einwendungen sei noch eine niedrige vierstellige Zahl hinzukommen, teilte eine Sprecherin der Regierung von Oberfranken in Bayreuth mit, genauere Zahlen wurden zunächst nicht bekannt. «Die bisherigen Stellungnahmen thematisieren überwiegend die Sorge um das Grund- und Trinkwasser sowie die Belastung durch den vorhabenbedingten Lkw-Verkehr.» 

Mit Ablauf des Donnerstags endet die Frist, Stellungnahmen und Einwendungen zu dem Projekt beim Bergamt abzugeben, das für Franken und die Oberpfalz zuständig ist. 

Wann die bei der Regierung von Oberfranken angesiedelte Behörde über den Antrag Knaufs befinden wird, ist nicht absehbar. «Die Entscheidung wird nach sorgfältiger Prüfung getroffen und aufgrund des sehr komplexen Sachverhalts entsprechende Zeit benötigen», hieß es. 

Das Unternehmen möchte etwa 2027 mit dem Abbau beginnen. Das Bergwerk soll sich über rund 7,1 Quadratkilometer erstrecken. Knauf rechnet mit einem Gipsvorkommen von rund 100 Millionen Tonnen, etwa 48 Millionen Tonnen seien abbaufähig. 

Knauf: Bergwerksbetrieb ist sicher 

Die bisherigen Dokumente waren von dem Unternehmen aus Iphofen (Landkreis Kitzingen) aktualisiert worden, etwa hinsichtlich der Belastung durch Lkw-Verkehr sowie der Auswirkungen möglicher Sprengungen in dem Bergwerk. 

Das Bergwerk soll in der sogenannten Altertheimer Mulde südwestlich von Würzburg entstehen. Nach Angaben von Knauf haben Untersuchungen bestätigt, dass es sicher und ohne wesentliche Beeinträchtigungen für die Anwohner betrieben werden kann. 

Verfahren läuft seit Jahren 

Bereits im Dezember 2017 hatte die Firma einen Antrag zur Errichtung des Bergwerks gestellt. Seither gab es umfangreiche Untersuchungen etwa zum Thema Grundwassersicherheit, Naturschutz, Staub und Verkehr. Im November 2024 legte Knauf der Behörde den neu gefassten Antrag zur Zulassung vor. 

Erstmalig lagen die Dokumente zu Jahresbeginn öffentlich aus, um die betroffenen Gemeinden und die Bürger ausführlich über die Pläne zu informieren und die Möglichkeit für Stellungnahmen und Einwendungen zu geben. Auch Behörden und Verbände konnten sich äußern. 

Abbau in bis zu 130 Metern Tiefe 

Das Unternehmen will zunächst rund 300.000 Tonnen Gipsgestein jährlich fördern. In der Spitze seien jedes Jahr bis zu einer Million Tonnen möglich. Die Arbeiten sollen in 70 bis 130 Metern Tiefe erfolgen. Der Transport in die etwa 55 Kilometer entfernten Gipswerke nach Iphofen sei vergleichsweise kurz und verursache weniger klimaschädliches Kohlendioxid als der Import. 

Das Gelände liegt in einem Gebiet, aus dem unter anderem Würzburg sein Trinkwasser bezieht. Knauf beteuert, der Abbau werde die Versorgung nicht gefährden. Naturschützer und andere haben Bedenken. Der Trinkwasserversorger Würzburgs befürchtet, dass durch das Bergwerk Trinkwasser verloren geht. 

Warum Natur-Gips? 

In Deutschland droht nach Knaufs Angaben eine Lücke bei der Gipsversorgung - der Rohstoff wird etwa beim Hausbau, für Fundamente von Windrädern oder Brücken gebraucht. Grund für die Lücke sei der geplante Ausstieg aus der Stromerzeugung mit Kohle. Dabei fallen bisher große Mengen an sogenanntem Rea-Gips als Nebenprodukt an, die spätestens von 2038 an fehlen. Bislang würden über diesen synthetischen Gips gut 40 Prozent des Bedarfs gedeckt, über Natur-Gips 55 Prozent, der Rest durch Recycling. 

Nach Angaben des Bundesverbands der Gipsindustrie kann Recycling-Gips die 
entstehende Lücke auf absehbare Zeit nicht füllen.

© dpa-infocom, dpa:251120-930-318441/1