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Kleinere Städte wollen eigene Kennzeichen

Geht es nach neun bayerischen Kommunen, gibt es bald eine Vielzahl neuer Autokennzeichen. Die Rathauschefs sehen darin eine Stärkung der lokalen Identität. Was Bayerns Verkehrsminister dazu sagt.

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Kfz-Kennzeichen Martin Schutt/dpa-Zentralbild/dpa

Vaterstetten/München (dpa/lby) - Wird es bald eine Vielzahl der bisherigen Autokennzeichen in Bayern geben? Wenn es nach dem Wunsch der Bürgermeister von neun bayerischen Städten geht: Ja. In einem Brief haben sie sich an Bayerns Verkehrsminister Christian Bernreiter (CSU) gewandt und für die Einführung eigener Kennzeichen für alle Städte mit mehr als 20.000 Einwohnern plädiert. 

Unterzeichnet ist der Brief von den Bürgermeistern von Vaterstetten, Zirndorf, Neufahrn, Herzogenaurach, Haar, Karlsfeld, Königsbrunn, Waldkraiburg und Geretsried. Die Kommunen haben zwischen 20.000 und 30.000 Einwohner. Bei ihrem Wunsch nach eigenen Kennzeichen beziehen sie sich auf den Vorschlag eines Professors aus Baden-Württemberg.

Die lokale Identität stärken

«Mit der Einführung eigener Buchstabenkürzel auf dem Nummernschild könnten viele Kommunen die lokale Identität sowohl nach innen als auch nach außen stärken», zeigte sich Ralf Bochert, Professor für Destinationsmanagement an der Hochschule Heilbronn, bereits im vorigen Herbst überzeugt. Das Autokennzeichen sei zudem wichtig für das Stadtmarketing und verstärke die Relevanz einer Kommune. Aus Sicht der neun bayerischen Städte stieß der Vorschlag seitdem auf «breite Zustimmung».

«Kommunale Kennzeichen können ein wirkungsvolles Mittel sein, um unsere Orte sichtbar zu machen und das Zugehörigkeitsgefühl unserer Bürgerinnen und Bürger zu fördern», heißt es in ihrem Brief. Dabei verweisen sie auch auf die Einführung der Altkennzeichen im Jahr 2013. Dies habe sich bis heute bewährt und sei von den Bürgerinnen und Bürgern äußerst positiv aufgenommen worden.

Vaterstetten möchte das Kürzel VAT

Die neun Rathauschefs haben bereits konkrete Vorstellungen, wie ihre eigenen Kennzeichen lauten sollen. Vaterstetten im Landkreis Ebersberg hätte laut dem Ersten Bürgermeister Leonhard Spitzauer (CSU) gerne das Kürzel VAT, das fränkische Zirndorf würde gerne ZIR erhalten und Waldkraiburg im Landkreis Mühldorf am Inn setzt auf WKB.

Seit der Kennzeichen-Liberalisierung können sich Autofahrerinnen und Autofahrer bereits zwischen mehreren Orts- und Regionalkürzeln entscheiden. Das gilt allerdings nur für ausrangierte Buchstaben-Kombinationen, die bei Gebietsreformen oder Landkreisfusionen abgeschafft worden waren. 

Neue Kennzeichen nur in Sonderfällen

Bevor neue Kennzeichen eingeführt werden können, müssen Länder diese beim Bund beantragen. Vorgesehen ist dies eigentlich nur in Sonderfällen. Zwei Beispiele gab es jüngst in und um München. Weil den Zulassungsbehörden die Kombinationen für neue Zulassungen auszugehen drohten, bekam die Stadt München 2023 das Kennzeichen MUC hinzu, und der Landkreis München erhielt heuer zusätzlich das Kennzeichen MU. 

Würde der Vorschlag des Heilbronner Professors umgesetzt, bekämen jedoch bundesweit rund 320 Städte ein eigenes Kennzeichen. Der Wunsch danach ist vorhanden. Auch in Baden-Württemberg und Nordrhein-Westfalen haben sich nach Angaben von Bochert mehrere Rathauschefs mit dem Wunsch eigener Kennzeichen an ihr Verkehrsministerium gewandt. Bundesweit streben laut Bochert bislang rund 100 Städte eigene Kennzeichen an, wie er der dpa sagte.

Verkehrsminister Bernreiter zeigt sich offen

Bayerns Ressortchef Bernreiter zeigte sich dem Vorschlag gegenüber grundsätzlich offen. Er freue sich, dass es Bestrebungen gebe, das Heimatgefühl der Bürgerinnen und Bürger zu stärken. Bereits seit 2012 gebe es deswegen die Möglichkeit, Altkennzeichen zu verwenden. «Wir wollen in einem nächsten Schritt die kommunalen Spitzenverbände einbinden, um herauszufinden, wie die Verbände den Wunsch nach neuen Kennzeichen bewerten», sagte der CSU-Politiker auf Anfrage.

© dpa-infocom, dpa:250816-930-918340/2