Nürnberger Valentini beendet Karriere: Tränen zum Abschied
Enrico Valentini wurde in Nürnberg geboren. Über Aalen und Karlsruhe kehrte der Verteidiger zum Club zurück. Im Sommer ist Schluss. Seine künftige Aufgabe steht schon fest.


Nürnberg (dpa) - In diesem August macht Enrico Valentini etwas, wozu er in den vergangenen Jahren als Profi nie die Gelegenheit hatte. Der Abwehrspieler, der nach 16 Jahren als Vertragsfußballer zum Ende der Saison seine Karriere beendet, fährt in den Urlaub.
Am 10. August ist in dem Dorf Ridotti in der Provinz L’Aquila, woher seine Familie stammt, Weinfest. Da geht es gern mal drunter und drüber, wie Valentini lachend erzählte. Das letzte Mal war er als Teenager dabei. Und jetzt freut er sich wie ein kleines Kind auf die Fete in den Abruzzen.
Mit vier Jahren zum Club
Anstoßen wird Valentini dort als ehemaliger Profi. Der Ende Juni auslaufende Vertrag des 36-Jährigen wird beim 1. FC Nürnberg schließlich nicht mehr verlängert. Der gebürtige Nürnberger, der zuvor für den Karlsruher SC und den VfR Aalen gespielt hatte, übernimmt anschließend die U14 des fränkischen Traditionsvereins.
«Vale kann den jungen Talenten nicht nur auf dem Platz, sondern auch durch die Werte, die er verkörpert, sehr viel mitgeben», meinte Nachwuchschef Michael Wiesinger über Valentini, der mit vier Jahren zum FCN kam und bis zu seinem Wechsel 2010 zum VfR Aalen alle Nachwuchsmannschaften durchlief.
«Fast schon zu viel Hollywood»
Sein letztes Heimspiel für den Club bestreitet Valentini am Freitag (18.30 Uhr) gegen den 1. FC Köln. «Ich bin ein emotionaler Mensch, aufgrund des Anlasses wird sicher die eine oder andere Träne fließen», sagte der 281-malige Zweitligaspieler (16 Tore) der Deutschen Presse-Agentur.
Valentini malte sich auch schon das Flutlichtspiel aus. «Ein Tor in meinem letzten Heimspiel wäre unglaublich. Das wäre fast schon zu viel Hollywood und fast schon zu kitschig. Aber dadurch, dass meine Karriere gar nicht kitschig war, würde es zum Abschluss auch irgendwie passen», sagte Valentini, der in dieser Saison unter Trainer Miroslav Klose so gut wie gar nicht mehr zum Einsatz gekommen ist.
Abschied vom «Vorzeigeprofi»
Valentini, der mit Frau Xenia sowie den Söhnen Emilio und Elia im Nürnberger Stadtteil Zabo lebt, wird den Wettkampf vermissen. «Das wird sehr schwer für mich, mich nicht mehr jeden Tag dem Konkurrenzkampf zu stellen, nicht mehr jeden Tag auf dem Prüfstand zu stehen», erzählte er. «Ich muss mit meinen besten Kumpels eine Runde zusammenkriegen, dass wir regelmäßig in einer Halle Vier gegen Vier oder Fünf gegen Fünf spielen (lacht). Denn dieser Wettbewerb wird mir extrem fehlen.»
Nürnbergs Sportvorstand Joti Chatzialexiou sagte über den Routinier: «Enrico war bereits vor meiner Zeit beim 1. FC Nürnberg eines der Gesichter dieses Vereins. Mit seinem Charakter, seiner Hingabe für den Club und seinem stets unermüdlichen Einsatz war und ist er ein Vorzeigeprofi, den sich jede Mannschaft – sowohl auf als auch neben dem Platz – wünscht.»
Danke an Papa Vincenzo und Mama Maria
Das letzte Mal vor heimischem Publikum: Für Valentini wird das auch noch mal eine Gelegenheit, Danke zu sagen. Vor allem an seine Eltern Vincenzo und Maria, die sich als Einwanderer in der Nürnberger Gastronomie hochgearbeitet haben.
«Es gibt nicht genügend Worte, um meinen Eltern zu danken», sagte Valentini, der noch zwei Schwestern hat, mit belegter Stimme. «Ich habe erst Jahre später erfahren, wie arm meine Eltern waren, dass sie Schulden hatten ohne Ende und dennoch das Restaurant aufgezogen haben. Es ist unglaublich, was sie alles auf sich genommen haben, ohne dass wir Kinder etwas davon gemerkt haben.»