Polizei erschießt Wels - Sind Fische gefährlich für Badende?
In Franken greift ein zwei Meter langer Fisch Badende an. Was bedeutet das fürs Schwimmen anderswo in Bayern?


Weißenburg (dpa/lby) - Ein zwei Meter langer Fisch attackiert und verletzt Badende – Szenen, die an einen Horror-Film erinnern. Am Brombachsee in Mittelfranken haben mehrere Menschen genau das erlebt. Die Polizei erschoss am Ende den aggressiven Fisch. Fachleute erläutern, was hinter dem Angriff steckt und ob man sich auch an anderen Seen beim Baden Sorgen machen muss:
Wo sind Welse in Bayern verbreitet?
Der Wels - oder Waller, wie er auch genannt wird - kommt laut dem Landesfischereiverband im Freistaat sehr häufig vor. Dieser lebt vor allem in Seen oder langsam fließenden Gewässern. «Er mag warmes Wasser und ist deshalb auch ein Klimawandel-Gewinner», erläutert Experte Thomas Funke. «Die steigenden Wassertemperaturen helfen ihm dadurch, dass er neue Lebensräume erschließen und zum Beispiel Flussläufe hochwandern kann.»
Werden Welse immer so groß?
Der Wels wird bis zu 80 Jahren alt und ist laut der Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL) die größte heimische Fischart. Er kann demnach eine Größe von 2,5 bis 3 Meter bei einem Gewicht bis 100 Kilo erreichen. «Für Bayern ist zwei Meter schon eine Hausnummer, es wurden aber auch schon größere hier gefangen», sagt Funke. Das wärmere Wasser im Zuge der Klimaerwärmung wirke sich positiv auf ihr Wachstum aus. «Sie werden tendenziell größer.»
Muss man sich an Badeseen Sorgen machen?
Nein, an den «Weißen Hai» muss sich niemand beim Schwimmen erinnert fühlen. «Das ist ein komplett atypisches Verhalten von dem Fisch gewesen», sagt Polizeisprecher Michael Petzold. Der LfL zufolge sind Welse in der Dämmerung und nachts aktiv, halten sich in tieferem Wasser und gut versteckt auf. Nur während der Laichzeit von Mai bis Juni könne es zu Attacken auf Badende kommen.
«Das ist passiert, weil der Waller sein Gelege bewacht hat», erläutert Funke. Normalerweise legten Welse ihren Laich in krautigen Uferbereichen ab. «In dem Fall war es so, dass der See einen relativ niedrigen Wasserstand hatte, und der Fisch auf einen tieferen Bereich ausgewichen ist.» Dort kamen ihm dann die Badenden zu nahe.
Warum hat die Polizei den Wels erschossen?
Die Entscheidung habe der Einsatzleiter mit dem örtlichen Anglerverein und der Wasserwacht besprochen, sagt Polizeisprecher Michael Petzold. Der beißende Fisch sei für die Badegäste ein extrem hohes Sicherheitsrisiko gewesen. Wer beim Baden von einem Fisch gebissen werde, könne eine Panikattacke bekommen und dadurch ertrinken. «Es war in dem Sinne eine pragmatische Lösung.»
Wäre eine Sperrung des Strandes eine Alternative gewesen?
Den Strand zu sperren, hätte aus Sicht der Einsatzkräfte nicht ausgereicht, betont Petzold. «Die Sperrung macht nur dann Sinn, wenn man sie lückenlos überwachen kann.» Das wäre aber wegen des Musikfestivals Burning Beach an dem Strand nicht möglich gewesen, während dem auch nachts Badende ins Wasser gehen.
Was macht man, wenn man beim Baden auf einen großen Fisch trifft?
«In die Richtung zurückschwimmen, aus der man gekommen ist», empfiehlt Funke. Und: «Abstand halten». Die LfL rät außerdem: «Ruhe bewahren.» - was möglicherweise etwas schwierig sein könnte, wenn man so einem großen Fisch begegnet. Gut zu wissen ist deshalb: Schwere Bissverletzungen kann dieser Menschen nicht zufügen. Der Landesanstalt für Landwirtschaft zufolge besitzen Welse vergleichsweise harmlose Hechel- oder Bürstenzähne, die Hautabschürfungen verursachen.
Woran erkennt man, dass Badeseen sicher sind?
Welse und Menschen haben dieselben Vorlieben: warmes Wasser. Wer auf Nummer sicher gehen will, schwimmt nur in kaltem Wasser. «In so einem schönen Alpensee, da ist es sehr unwahrscheinlich, dass man auf einen Waller trifft», sagt Funke. Da Wels-Angriffe aber selten sind, empfiehlt sich vielmehr ein Blick auf die offizielle Badegewässerkarte für Bayern, die über die aktuelle Wasserqualität informiert.