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Regisseur Schwarz bleibt nach Zuschauer-Groll gelassen

Buh-Rufe sind in Bayreuth nichts Neues – doch Schwarz' «Ring» polarisierte besonders. Jetzt verabschiedet sich der Regisseur vom Grünen Hügel und zieht weiter nach Weimar.

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Regisseur Valentin Schwarz Daniel Vogl/dpa

Bayreuth (dpa) - Regisseur Valentin Schwarz konnte die Kritik an seinem Bayreuther «Ring des Nibelungen» nicht viel anhaben. «Ich bin mit einem dicken Fell nach Bayreuth gereist und durchlöchert wurde es durch nichts und niemanden. Im Gegenteil hat jedes Jahr die Lust bei mir zugenommen, wieder hierherzukommen – ganz ohne Bauchgrummeln», sagte der 36-Jährige der Deutschen Presse-Agentur vor der Premiere seiner «Götterdämmerung». 

Schwarz' Inszenierung hatte mit coronabedingter Verspätung um zwei Jahre 2022 Premiere gefeiert, in diesem Jahr ist sie letztmalig zu sehen. Bei ihrer Premiere hatte seine Inszenierung von Richard Wagners Vierteiler bei großen Teilen des Publikums einen wahren Proteststurm hervorgerufen. Die Produktion wurde als «Netflix-Ring» bekannt, weil Schwarz die vierteilige Oper als eine Art Drama-Serie inszeniert und seine eher sehr menschlichen als gottgleichen Figuren mit Hintergrund-Geschichten ausstattete.

Schwarz spricht von «Höhen und Tiefen»

«Wie in jeder Beziehung gab es auch beim Inszenieren des "Ring" Höhen und Tiefen. Ich vergleiche es gerne mit den Kindern, die eine wichtige Rolle in meiner Inszenierung spielen und die viele Sommer ihrer Kindheit hier verbracht haben. An ihnen sieht man, wie die Inszenierung mit den Jahren mitgewachsen ist. Es gab verschiedene Phasen der Entwicklung und nun werden die Ideen der Inszenierung – wie die Kinder – flügge», sagte Schwarz. 

Das liege auch an großen gesellschaftlichen Umbrüchen. «Die Welt ist nicht ruhiger geworden. Und daran, wie wir auf unsere Gegenwart schauen, sieht man auch, wie sich die Antwort auf die Frage verändert, was wir von einem "Ring" in Bayreuth erwarten. Welchen Trost, welche Hoffnung suchen wir in dieser "Ring"-Woche?»

Zentrales Thema Generationengerechtigkeit

Generationengerechtigkeit ist ein wichtiges Thema für ihn, wie Schwarz betont - und ein zentrales in seiner Inszenierung: «Ich glaube, dass die Charaktere im Laufe der Jahre immer selbstständiger geworden sind und dass sie gegen den Pessimismus und drängende Herausforderungen – wie die Weitergabe von Traumata und die Generationen(un)gerechtigkeit – immer mehr positive Zeichen der Emanzipation und der Autonomie setzen. Auch nicht zu handeln, hat ja Konsequenzen. Und jeder bekommt die Chance, seinem Schicksal zu entfliehen.»

Seine Inszenierung sei auch ein Produkt ihrer Zeit. «Jeder "Ring" ist ein "Ring" seiner Zeit. Es ist nötig, dass jede Generation ihren eigenen Ring entdeckt, dass der Mythos nicht statisch bleibt, denn er will immer wieder anders und neu erzählt werden. Jeder "Ring" hat seine Zeit, jede Zeit braucht ihren "Ring"», sagte er.

Sein Abschied vom Hügel bedeute keinen Abschied von der Auseinandersetzung mit dem Komponisten, betonte Schwarz im dpa-Interview. «Ich bin mit Wagner noch nicht fertig. In seinen Werken gibt es so viel zu entdecken und zu erleben», sagte er. «Diese großen Stoffe, die sind sicher nicht auserzählt. Die Lust mich mit ihnen zu beschäftigen, die nehme ich mit nach Weimar.»

Schwarz ist Teil eines dreiköpfigen Teams, das von der kommenden Saison an die Intendanz des Deutschen Nationaltheaters (DNT) und der Staatskapelle Weimar übernehmen wird. Schwarz, Dorian Dreher und Timon Jansen wurden für fünf Jahre als Co-Intendanten berufen. Schwarz soll dabei die Funktion des Chefregisseurs und künstlerischen Geschäftsführers übernehmen und zwei Inszenierungen im Musiktheater pro Spielzeit auf die Bühne bringen.

© dpa-infocom, dpa:250731-930-859316/1