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Sprengung von Kühltürmen: 56.000 Tonnen Stahlbeton fallen

In Gundremmingen sollen am Samstag zwei riesige Kühltürme fallen – ein sichtbares Zeichen für den Rückbau des Kernkraftwerks. Tausende Schaulustige werden bei der Sprengung erwartet.

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Atomkraftwerk Gundremmingen Peter Kneffel/dpa

Gundremmingen (dpa) - Fast vier Jahre nach dem Abschalten des Kernkraftwerks im schwäbischen Gundremmingen sollen heute genau um 12.00 Uhr die beiden 160 Meter hohen Kühltürme gesprengt werden. Es wird das erste nach außen hin sichtbare Zeichen des Rückbaus der Atomanlage sein. Zu der spektakulären Aktion werden Tausende Zuschauerinnen und Zuschauer erwartet.

Rund zwei Stunden vor der Sprengung waren in der Region bereits etliche Schaulustige unterwegs, um sich gute Plätze zu suchen. Nach Angaben eines Sprechers des Kraftwerksbetreibers RWE laufen die Vorbereitungen wie geplant. Es habe keine unvorhergesehenen Ereignisse gegeben. Auch die Polizei berichtete davon, dass es keine besonderen Vorfälle gegeben habe.

Der Abriss der Türme wird von der Thüringer Sprenggesellschaft durchgeführt, die schon mehrfach solche Großprojekte umgesetzt hat. Insgesamt 56.000 Tonnen Stahlbeton sollen binnen weniger Sekunden zerstört werden. Nach Angaben der verantwortlichen Sprengingenieurin Ulrike Matthes wird sich der erste Kühlturm nach der Detonation leicht zur Seite neigen und dann auf relativ kleiner Fläche zusammenfallen. «Der Turm kippt an und kollabiert in sich», sagte sie. 15 Sekunden später folge der zweite Turm.

Rückbau des Kernkraftwerks wird noch Jahre weitergehen

Das nur wenige Kilometer von der Landesgrenze zu Baden-Württemberg entfernte Kernkraftwerk Gundremmingen war Ende 2021 mit der Abschaltung des dritten Blocks endgültig vom Netz gegangen. Seitdem wird die Atomanlage zurückgebaut. Dies wird noch bis in die 2030er Jahre dauern. Die Kühltürme wurden einst gebraucht, um das bei der Stromproduktion erhitzte Kühlwasser herunterzukühlen, ehe es wieder zurück in die Donau geleitet wurde.

Für die Sprengung hat das Landratsamt Günzburg eine große Sperrzone festgelegt, bereits seit Freitagabend ist der Aufenthalt darin verboten. Die Polizei überwacht dies, auch um Störaktionen zu verhindern. Bei der Sprengung der Türme beim ehemaligen Kernkraftwerk im unterfränkischen Grafenrheinfeld hatte ein Atomkraft-Befürworter einen Strommast in der Verbotszone besetzt und so die Sprengung rund eineinhalb Stunden verzögert.

Für die Kühlturmsprengung werden mehrere Straßenabschnitte hinter der gesperrten Zone zu Einbahnstraßen umfunktioniert. Dadurch soll eine Fahrbahnseite als Parkplatz für Schaulustige dienen. «Auf einer Länge von insgesamt circa 7,6 Kilometern stehen etwa 1.900 Parkplätze zur Verfügung», teilte die Kreisbehörde mit.

Baubeginn für größten Batteriespeicher des Landes

Der Energiekonzern RWE bereitet sich unterdessen bereits auf die Folgenutzung seines seit den 1960er Jahren für die Kernkraft genutzten Geländes vor. Schon am Mittwoch soll dort der Spatenstich für einen Batteriespeicher gesetzt werden. Laut RWE wird der Speicher mit einer Kapazität von rund 700 Megawattstunden (MWh) der aktuell größte in Deutschland. Solche Anlagen werden benötigt, um beispielsweise tagsüber bei Sonnenschein gewonnenen Solarstrom vorübergehend zu speichern und dann nachts abgeben zu können.

© dpa-infocom, dpa:251025-930-205566/2