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Verfahren zur Messerattacke in Aschaffenburg beginnt

Völlig überraschend greift ein Mann in einem Park in Aschaffenburg eine Kinderkrippengruppe an. Zwei Menschen sterben. Nun beginnt das Verfahren gegen den Flüchtling, der schuldunfähig sein könnte.

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Prozess um Messerattacke in Aschaffenburg beginnt Daniel Vogl/dpa

Aschaffenburg (dpa) - Gut neun Monate nach der tödlichen Messerattacke eines mutmaßlich psychisch kranken Mannes auf einen kleinen Jungen und einen zweifachen Vater in Aschaffenburg beginnt am Landgericht das Sicherungsverfahren. Neben der Aufklärung der Tat geht es vor allem um die Frage, ob der Beschuldigte bei der Attacke am 22. Januar schuldunfähig gewesen sein könnte. In diesem Fall könnte das Gericht eine zeitlich unbefristete Unterbringung des 28-Jährigen in einem psychiatrischen Krankenhaus anordnen. 

Für das Sicherungsverfahren sind bis zum 30. Oktober sechs Verhandlungstage angesetzt. Zuständig ist die 1. Große Strafkammer des Landgerichts.

Angriff wie aus dem Nichts

Der beschuldigte Afghane soll den Ermittlungen zufolge am 22. Januar im Park Schöntal unvermittelt eine Kinderkrippengruppe angegriffen haben. Durch Messerstiche starben ein zweijähriger Junge marokkanischer Herkunft und ein Deutscher, der versucht hatte, die Kinder zu schützen. Zudem wurden ein zweijähriges Mädchen aus Syrien und ein heute 73-jähriger Deutsche von dem mutmaßlichen Täter verletzt. Eine Erzieherin (59) brach sich ein Handgelenk. 

Die Staatsanwaltschaft wirft dem 28-Jährigen Mord, versuchten Mord, Totschlag, versuchten Totschlag, Bedrohung sowie diverse Körperverletzungsdelikte vor.

Schuldunfähig?

Laut einem ersten forensisch-psychiatrischen Gutachten besteht eine «hohe Wahrscheinlichkeit, dass der Beschuldigte die Tat im Zustand der Schuldunfähigkeit begangen hat, da ihm infolge einer psychiatrischen Erkrankung die Fähigkeit, das Unrecht der Tat einzusehen, gefehlt habe». 

Die endgültige Entscheidung über eine Schuldunfähigkeit zum Tatzeitpunkt trifft das Gericht.

Migration im Fokus 

Nach der Gewalttat dominierten die Themen Migration und Sicherheit im damals laufenden Bundestagswahlkampf. Mehr Härte forderten insbesondere CDU/CSU sowie AfD. Bei manchen löste die sich verschärfende Debatte jedoch auch Sorgen vor einem Rechtsruck aus - eine Entwicklung, vor der Parteien wie Grüne und Linke warnten.

Vertreter bayerischer Integrationsbeiräte prangerten eine Instrumentalisierung des Messerangriffs für Wahlkampfzwecke an. Tausende demonstrierten in Aschaffenburg gegen einen Rechtsruck in Politik und Gesellschaft.

Betroffenheit in der Mainstadt

Aschaffenburgs Oberbürgermeister Jürgen Herzing (SPD) sagte wenige Tage vor dem Sicherungsverfahren der Deutschen Presse-Agentur: «Die Tat hat bei den Bürgerinnen und Bürgern, aber auch bei uns in der Stadtverwaltung tiefe Betroffenheit ausgelöst.» Derzeit arbeite man an den Plänen für eine Gedenkstätte. «Natürlich können wir alle, auch ich nicht, die Tat ausblenden, und vor allem die direkt Betroffenen werden noch lange brauchen, um alles zu verarbeiten. Wir unterstützen sie dabei.»

© dpa-infocom, dpa:251016-930-167649/1