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Wasserhosen am Bodensee – Gefahr für Boote und Schwimmer

Am Dienstagmorgen zeigte sich eine Wasserhose über dem Bodensee. Was der Deutsche Wetterdienst dazu sagt – und wie gefährlich solche Wirbel sein können.

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Wasserhose über dem Bodensee Katamaran-Reederei Bodensee/dpa

Friedrichshafen (dpa) - Spektakulär ist eine sogenannte Wasserhose allemal und gefährlich ebenso. Und das Wetterphänomen, das zur Familie der Tornados gehört, taucht laut dem Deutschen Wetterdienst (DWD) über dem Bodensee gar nicht so selten auf. Der Bodensee als Flächengewässer sei dafür geradezu prädestiniert. «Normalerweise registrieren wir dort zwei bis drei Wasserhosen pro Jahr», erzählt DWD-Tornadoexperte Jens Winninghoff. 

Schwimmer und kleine Boote besonders gefährdet

Deutschlandweit würden Jahr für Jahr 40 bis 60 Tornados dieses Typs 2 gezählt, oft an der Ost- und Nordseeküste. Mit einer durchschnittlichen Windgeschwindigkeit von rund 100 Kilometern pro Stunde sei mit einer Wasserhose nicht zu spaßen: «Mit einem kleinen Bötchen sollte man da nicht reinfahren.» Und Schwimmer sollten auch das Weite suchen. 

«Für die großen Schiffe sind solche Wasserhosen nicht so gefährlich. Die Schiffsführer versuchen aber, ihnen auszuweichen», sagte ein Sprecher des Bodensee Schiffsbetriebe (BSB). Laut der Katamaran-Reederei sind auf dem Bodensee nur erfahrene Schiffsführer unterwegs. Der Katamaranbetrieb sei von dem Wetterereignis am Dienstag nicht betroffen gewesen und lief zu jeder Zeit planmäßig und ohne Einschränkungen weiter. Auch bei der BSB gab es keine Vorkommnisse.

Die Wasserhose, die am Dienstagmorgen über dem Bodensee zu sehen war, ragte laut Winninghoff etwa 800 Meter in den Himmel. Der Wirbel über dem Wasser habe einen Durchmesser von 50 Meter gehabt. Tornados entstehen laut dem DWD, wenn es starke Temperaturgegensätze gibt und Luft aufsteigt oder gehoben wird. Es kann eine vertikale Windscherung entstehen, die einen rotierenden Aufwindschlauch erzeugt. 

Tornado ist nicht gleich Tornado

Der DWD spricht von Tornados vom Typ 1 und Tornados vom Typ 2. Die letzteren - in diesem Fall am Bodensee war es eine Wasserhose - ziehen relativ langsam übers Wasser oder bewegten sich kaum. «Zu erkennen sind sie durch einen Gischtwirbel über dem See und dem Wolkentrichter, der in durchkondensiertem Zustand am Wolkenschlauch erkennbar wird», sagt Winninghoff.

Tornados vom Typ 1 können einen Durchmesser von über einen Kilometer erreichen, wobei Windgeschwindigkeiten von mehreren hundert Kilometern pro Stunde auftreten können. Dieser Tornadotyp tritt an starken und schweren Gewittern auf. Der Typ-2-Tornado hingegen braucht kein Gewitter, um zu entstehen. Eine Schauerzelle reicht aus, damit er entsteht.

Für den Begriff Tornado existieren auch andere Bezeichnungen: Großtrombe, Windhose (Tornado über Land), Wasserhose (Tornado über Meer oder großen Binnenseen) bzw. Twister (Tornadobezeichnung im englischen Sprachraum). In Mitteleuropa sind solch extreme Luftmassenunterschiede seltener. Deswegen treten hier auch deutlich weniger Tornados auf als in den Vereinigten Staaten von Amerika.

© dpa-infocom, dpa:250730-930-856412/1