Späte Wende: Frau gesteht Mordkomplott gegen Ehemann
Im Prozess um eine Axt-Attacke auf einen wohlhabenden Mann bei München sollte es eigentlich auf die Zielgerade gehen. Doch dann passieren Dinge, die man eigentlich nur aus Gerichtsshows kennt.


München (dpa/lby) - Drehungen, Wendungen - und viele Versionen einer Geschichte: Im Prozess um einen geplanten Axt-Mord an einem wohlhabenden Mann aus der Nähe von München hat seine Ex-Frau ein spätes und überraschendes Geständnis abgelegt. «Alles, was in der Anklage steht, wird bestätigt», sagt die 58-Jährige aus Odelzhausen (Landkreis Dachau) vor dem Landgericht München II.
Axt-Angriff beim Sterne-Schauen
Sie habe den Freund ihrer Tochter «gebeten, meinen Mann zu töten» - und dann Tipps gegeben, wann ihr Mann das Haus verlässt, um in die Sterne zu schauen und wo im Garten der Mord am besten stattfinden könne. Ihr Schwiegersohn in spe habe gesagt, er könne das nicht selbst tun, wisse aber jemanden, der den Auftrag übernehmen könne.
Die Staatsanwaltschaft fordert lebenslange Haft wegen versuchten Mordes für die Ex-Ehefrau und den mutmaßlichen Auftragskiller. Für die Stieftochter des Mannes und deren Partner forderte der Staatsanwalt vor dem Landgericht München II Haftstrafen von siebeneinhalb Jahren beziehungsweise zehn Jahren und drei Monaten. Sie seien nicht direkt an der Ausführung der Tat beteiligt gewesen.
Der Staatsanwalt geht davon aus, dass Mutter, Tochter und der Freund der Tochter gemeinsam ein Komplott schmiedeten und aus Gier einen Auftragskiller in Bulgarien engagierten, weil das Geld aus einem millionenschweren Lottogewinn nach wenigen Jahren ausgegangen war. Der Mann überlebte die nächtliche Axt-Attacke im heimischen Garten schwer verletzt. Schon vor dieser Tat soll die Frau versucht haben, ihren Mann zu vergiften.
Staatsanwalt sieht «patzig hingehunztes, pauschales Geständnis»
Auf die Strafforderung des Staatsanwalts wirkt sich dieses aus seiner Sicht «patzig hingehunzte, pauschale Geständnis» aber nicht aus. Er habe «keinen Eindruck von Reue, von Schuldeinsicht» gehabt, sagt der Staatsanwalt.
Die Tochter der Frau hatte vor Gericht bestritten, von dem Tatplan gewusst zu haben und gab an, erst im Nachhinein davon erfahren zu haben. Ähnlich äußerte sich auch ihr Lebensgefährte. Er habe seinen Kumpel zwar aus Bulgarien mit nach München gebracht und ihn am Tatabend auch zum Tatort gefahren. Er will aber nicht gewusst haben, was sein Freund dort vorhatte. Der Freund selbst hatte im Prozess geschwiegen.
Die Angeklagte hatte ihr Geständnis erst abgelegt, nachdem ihre ebenfalls angeklagte Tochter ihr Schweigen ebenfalls überraschend unmittelbar vor dem Ende der Beweisaufnahme gebrochen und die Mutter schwer belastet hat.
Davor hatte die 58-Jährige zwar eine Anstiftung eingeräumt - aber ein geplantes Tötungsdelikt bestritten. «Es war nur von einer Abreibung die Rede, aber nie von einem Mord», sagte sie zunächst und sprach - obwohl sie ihm noch aus der U-Haft Liebesbriefe und Treueschwüre schickte - von einer toxischen Beziehung zu dem Mann, von dem sie inzwischen geschieden ist.
Tochter: «Gehofft, dass meine Mama die Wahrheit sagt»
«Ich hatte so gehofft, dass meine Mama die Wahrheit sagt», so leitet die Tochter die Anschuldigungen gehen ihre Mutter ein. Sie will erst im Nachhinein von dem Angriff erfahren haben, den ihr Stiefvater schwer verletzt überlebte. Nachdem sie im Prozess monatelang geschwiegen hatte, gibt sie an, ihre Mutter sei nach dem Anschlag zu ihr gekommen. Sie habe gesagt, «dass er sterben sollte» und dass sie jemanden beauftragt habe, nachdem ihre eigenen Versuche, ihn zu töten, gescheitert seien.
Schwiegersohn streitet alles ab
Sie habe nichts von Mordplänen gewusst, sagt die Stieftochter des Mannes. «Meine Tochter hat damit nichts zu tun», sagt auch die Ehefrau des Angriffsopfers. Sie wolle ihre Tochter nur «aus der Schusslinie nehmen», vermutet der Staatsanwalt.
Und der Schwiegersohn streitet auch nach den Aussagen seiner Partnerin und seiner Schwiegermutter alles ab: «Schwiegermama ist verrückt.» Er habe seinen Kumpel nur aus seiner bulgarischen Heimat mit nach Bayern gebracht, damit er ihm helfe, die Wände zu streichen - und nicht dabei, einen Mord zu begehen. Allerdings sei ihm aufgefallen, dass seine Schwiegermutter und sein Kumpel die Köpfe zusammengesteckt hätten.
Für Dienstag sind die Plädoyers der Verteidiger geplant, am Mittwoch könnte das Urteil in dem Verfahren fallen.