Lage auf bayerischem Arbeitsmarkt bleibt angespannt
Die Arbeitslosigkeit im Freistaat nimmt saisonbedingt erneut leicht ab. Der Vergleich zum Vorjahr zeigt aber keine gute Entwicklung. Besonders ein Industriezweig ist betroffen.


Nürnberg (dpa/lby) - Die Lage auf dem bayerischen Arbeitsmarkt bleibt angespannt. Die Zahl der Arbeitslosen ging im April leicht zurück, im Vergleich zum Vorjahr ist aber ein deutlicher Anstieg zu beobachten. 309.682 Menschen waren zuletzt arbeitslos gemeldet, wie die Regionaldirektion Bayern der Bundesagentur für Arbeit in Nürnberg mitteilte.
Das seien 3,1 Prozent weniger als noch im März. Im Vergleich zum Vorjahr legte die Zahl der Arbeitslosen aber um 13,1 Prozent zu. Die Arbeitslosenquote ging im April um 0,1 Punkte auf 4,0 Prozent zurück. Vor einem Jahr lag die Quote in Bayern noch bei 3,6 Prozent.
Kurzarbeit und Personalabbau prägen Arbeitsmarkt
«Im dritten Jahr in Folge erleben wir auf dem Arbeitsmarkt eine nur schwache Frühjahrsbelebung», sagte der Chef der Regionaldirektion, Markus
Schmitz. Kurzarbeit und Personalabbau prägten weiterhin den Arbeitsmarkt. Das ganze Ausmaß der Krise erkenne man, wenn man die Entwicklung der letzten drei Jahre betrachte: «Im April 2022 waren knapp
218.000 Menschen arbeitslos, heute haben wir 92.000 Betroffene mehr.»
Einen großen Anteil an der Zunahme der Arbeitslosigkeit haben demnach Menschen aus fertigungstechnischen Berufen: Von ihnen sind 4.522 mehr arbeitslos als noch vor einem Jahr - ein Plus von 25,9 Prozent. Ein weiterer Faktor sind die 15- bis unter 25-Jährigen. In dieser Altersgruppe nahm die Zahl der Arbeitslosen im Vorjahresvergleich um 16,9 Prozent zu.
Automobilindustrie besonders betroffen
Auch an der Kurzarbeit zeigt sich die angespannte Lage auf dem Arbeitsmarkt. Die Anzeigen für Kurzarbeitergeld legten sowohl im Vergleich zum Vormonat als auch zum Vorjahr zu. Besonders betroffen ist demnach die Automobilindustrie. Im Januar, dem aktuellsten vorliegenden Stand, bezogen den Angaben zufolge 55.494 Menschen in Bayern Kurzarbeitergeld. Damit habe sich ihre Zahl im Vergleich zum Vorjahr fast verdoppelt (+83 Prozent).
Wirtschaftsverband hofft auf Besserung
Die Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft (vbw) sieht angesichts dieser Zahlen die Krise am bayerischen Arbeitsmarkt noch lange nicht überwunden - hofft aber auf Besserung. Als Lichtblick sieht der Verband etwa, dass die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten im Vergleich zum Vorjahr leicht gestiegen ist. «Das zeigt: Die Bereitschaft unserer Unternehmen ist da. Sie tun ihr Bestes, Beschäftigung auch in einem schwierigen Umfeld zu halten», teilte vbw-Hauptgeschäftsführer Bertram Brossardt mit. Deutschland und Bayern befänden sich aber weiterhin mitten in einer Konjunktur- und Strukturkrise. Das hinterlasse deutliche Spuren auf dem Arbeitsmarkt.