Erster Fall von Affenpocken in Deutschland: So gefährlich sind sie
Die Affenpocken breiten sich in Europa aus: Nach Fällen in Spanien, Portugal und weiteren Ländern gibt es nun auch einen ersten Krankheitsfall in Deutschland. Doch wie gefährlich ist das Virus?
Erstmals ist auch in Deutschland ein Fall von Affenpocken bestätigt worden. Das Virus sei am Donnerstag bei einem Patienten nachgewiesen worden, teilte das Institut für Mikrobiologie am Freitag in München mit. Der Patient habe charakteristische Hautveränderungen gehabt.
Ausbreitung nur eine Frage der Zeit
Es war nur eine Frage der Zeit, bis Affenpocken auch in Deutschland nachgewiesen werden.
Karl Lauterbach
Durch die Meldungen aus anderen Ländern seien Ärzte und Patienten in Deutschland sensibilisiert.
Im Zuge der gestiegenen Aufmerksamkeit für die Erkrankung werden in immer mehr Ländern Fälle der eigentlich selten auftretenden Affenpocken nachgewiesen. Am Freitag meldete auch Frankreich einen ersten Fall, zuvor waren bereits aus zahlreichen anderen Ländern wie Großbritannien, Spanien, Schweden und den USA Fälle gemeldet worden. Zudem wurde das Virus in Australien und damit einer weiteren Weltregion entdeckt.
Woher kommt das Virus und wie gefährlich ist es?
In welchem Umfang sich der aus Afrika stammende Erreger bereits international verbreitet hat, ist noch offen.
Aufgrund der bisher vorliegenden Erkenntnisse gehen wir davon aus, dass das Virus nicht so leicht übertragbar ist und dass dieser Ausbruch eingegrenzt werden kann.
Karl Lauterbach
Dafür sei aber schnelles Handeln nötig.
Wir werden jetzt das Virus genauer analysieren und prüfen, ob es sich um eine ansteckendere Variante handelt.
Karl Lauterbach
Gesundheitsbehörden zufolge verursacht das Virus meist nur milde Symptome, kann aber auch schwere Verläufe nach sich ziehen. Der Charité-Infektiologe Leif Sander beschrieb die Affenpocken bei Twitter als weniger krankmachend als die herkömmlichen Pocken, es sei aber „dennoch eine ernste und in Einzelfällen tödliche Erkrankung.“
Die Krankheit trägt den Namen Affenpocken, nachdem der Erreger 1958 erstmals bei Affen in einem dänischen Labor nachgewiesen wurde. Fachleute vermuten, dass das Virus eigentlich in Hörnchen und Nagetieren zirkuliert, Affen und Menschen gelten als sogenannte Fehlwirte.
WHO empfiehlt Kontaktnachverfolgung
Kontaktpersonen würden ermittelt und bekämen Verhaltensregeln genannt, um eine Weiterverbreitung des Virus zu verhindern, heißt es vonseiten der Weltgesundheitsorganisation (WHO). Kliniken und Bevölkerung müssten für die Symptome sensibilisiert werden.
Ansteckung - wer ist besonders gefährdet?
Am stärksten gefährdet für eine Ansteckung seien Menschen, die sexuelle Kontakte zu vielen verschiedenen Menschen haben. Das Virus könne aber grundsätzlich auch bereits bei engem Körperkontakt übertragen werden. Ein Großteil oder womöglich sogar alle Fälle bisher betreffen Männer.
Von wissenschaftlicher Seite gelte es zu prüfen, wie infektiös das kursierende Virus sei und ob es sich um eine mutierte, ansteckendere Variante handle. Da in Deutschland ein Großteil der Bevölkerung nicht mehr gegen Pocken geimpft ist, ist das Potenzial an Infektionen durch den Erreger hierzulande damit deutlich größer als etwa noch vor 20 Jahren. Je nach weiterer Entwicklung müsse man Pockenimpfungen in Erwägung ziehen. Die Pocken gelten seit 1980 als weltweit ausgerottet, seither wird nicht mehr dagegen geimpft. Prinzipiell wäre ein wohl gut wirkender Impfstoff aber verfügbar.
Deutsche Aidshilfe warnt vor Stigmatisierung
Die Deutsche Aidshilfe warnte angesichts der Affenpocken-Fälle bei schwulen Männern vor falschen Schlussfolgerungen und Stigmatisierung.
Natürlich gibt es bei den Affenpocken oberflächliche Ähnlichkeiten zu HIV damals - es ist wieder eine Erkrankung aus Afrika, die auch schwule Männer betrifft. Aber in vielen anderen Punkten passt der Vergleich nicht.
Aidshilfe-Sprecher Holger Wicht
Das Virus, das die Affenpocken auslöst, sei im Unterschied zu HIV in den 80er Jahren länger bekannt, zudem heile die Erkrankung von selbst aus.
Uns ist sehr wichtig, dass hier nicht Panik und unangemessene Ängste entstehen.
Holger Wicht
Es gebe bei der Einschätzung der Krankheitsschwere noch Ungewissheiten – etwa darüber, wie gut Immungeschwächte – dazu können zum Beispiel auch langjährig unbehandelte HIV-Infizierte zählen – die Erkrankung verkraften.