Woltemade jubelt dank Fußball-Gott und harter Arbeit
Auf diesen Moment hatte Nick Woltemade gewartet. Sein erstes Tor für die A-Nationalmannschaft verschafft dem Stürmer Ruhe und Erleichterung. Der Bundestrainer spricht von höheren Mächten.


Belfast (dpa) - Nach seinem erlösenden ersten Länderspieltreffer war Nick Woltemade happy über einen Heimvorteil. Nur den kurzen 55-Minuten-Hopser über die Irische See musste er von Belfast aus in Richtung seiner neuen Heimat Newcastle machen. «Ich bin sehr froh, dass ich einen Direktflug nehmen kann», sagte der Siegtorschütze nach dem 1:0 in Nordirland.
Kein Umsteigestress wie sonst üblich, wenn er in den Norden Englands muss. Wohin die «Anbindung nicht ganz so gut ist aus Deutschland», wie der 23-Jährige berichtete. Kurze Wege war Woltemade beim Arbeitssieg im Windsor Park nicht gegangen. Das hob auch Julian Nagelsmann lobend hervor.
«Der große Unterschied zu den ersten Spielen von Nick für uns war, der defensive Fleiß war ein ganz anderer», sagte der Bundestrainer. Das Schultertor sah Nagelsmann als Lohn für diesen Einsatz und wähnte gar höhere Mächte am Werk. «Und dann ist es manchmal so, dass der Fußball-Gott dich belohnt und einem der Ball auf die Schulter fällt und du dein erstes Tor machst.»
«Fühlt sich auch gut an»
Der Siegtreffer war somit ein Sinnbild für Beharrlichkeit, Geduld und auch ein bisschen Demut. «Es fühlt sich auch gut an, ein Tor für die Nationalmannschaft. Sehr schön, weil die letzten Spiele vielleicht nicht ganz so einfach waren für mich hier. Deswegen bin ich sehr froh, dass ich einen Treffer beisteuern konnte», sagte Woltemade.
Die allgemeine Unruhe, dass der junge Angreifer auch nach seinem geräuschvollen 90-Millionen-Euro-Wechsel vom VfB Stuttgart zu Newcastle United im DFB-Trikot einfach kein Abschluss-Glück hatte, war stetig gestiegen.
Woltemade selbst meinte, das sei für ihn nicht maßgeblich gewesen. «Für die Medien ist es immer ein Thema, wenn ein Stürmer kein Tor hat. Als Spieler ist es nicht so. Ich habe mich damit nicht befasst, habe es natürlich mitbekommen, dass es von außen kam. Aber so ist es im Leben des Stürmers», sagte er.
Premierentor mit WM-Faktor
Der kollektive Jubel der Kollegen demonstrierte, dass das erste Tor im sechsten Länderspiel von besonderer Bedeutung war. Zumal es die DFB-Elf dem WM-Ticket deutlich näher brachte. «An Stürmern musst du immer ein bisschen länger festhalten, auch wenn sie mal nicht treffen», meinte Nagelsmann.
Die Geschichte von «Big Nick», wie sie den gebürtigen Bremer in England nach vier Toren in sieben Spielen für Newcastle United nennen, ist eine ganz spezielle. Innerhalb eines Jahres ist er von einem Stuttgarter Ersatzkandidaten, für den der VfB keine Champions-League-Verwendung hatte, zum Top-Angreifer im Land der großen Mittelstürmer geworden. Ein Turbo-Aufstieg.
Nagelsmann macht kein Hehl daraus, dass er Woltemade langsam aufbauen wollte, vom Backup mit großen U21-Meriten hin zum WM-Kandidaten. Doch die diversen Blessuren von Niclas Füllkrug und die langwierige Verletzung von Tim Kleindienst machten ihn schneller zur aktuellen A-Variante, auch für die WM - als vom Bundestrainer einst geplant.
Auch Flankengeber Raum ist happy
Woltemade war es letztlich egal, dass das Premierentor nicht das eleganteste war. Er habe gespürt, dass da die Schulter im Spiel war. «Schlussendlich egal, wie er reinfliegt. Hauptsache, er ist drin», sagte er. Flankengeber David Raum sah wie Nagelsmann auch den Lohn für viel Fleiß. «Er hat viel geackert, viel gekämpft. Ich bin froh, dass er geknipst hat.»