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«Alcaraz - geil»: Struff vor Traumspiel in Wimbledon

Nach dem Aus von Alexander Zverev bleibt Jan-Lennard Struff als letzter männlicher deutscher Tennisprofi im Turnier. Er schafft eine Überraschung und steht nun vor einer großen Aufgabe.

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Tennis Wimbledon 2025 Frank Molter/dpa

London (dpa) - Wimbledon, Centre Court - und dann noch gegen den derzeit besten Tennisspieler der Welt. Nur kurz nach seinem Überraschungscoup in der zweiten Runde blickte Jan-Lennard Struff schon voller Vorfreude auf das bevorstehende Traumspiel beim Rasen-Klassiker. «Alcaraz - geil», schwärmte der Sauerländer. In der Runde der besten 32 geht es nun gegen den Topfavoriten und Titelverteidiger Carlos Alcaraz. «Ich bin sehr glücklich, gegen ihn spielen zu können.»

Der 35-Jährige bezwang den favorisierten Kanadier Félix Auger-Aliassime mit 3:6, 7:6 (11:9), 6:3, 6:4. Nach dem Aus von Alexander Zverev zum Auftakt verhinderte Struff die schlechteste Bilanz des deutschen Herren-Tennis beim Rasen-Klassiker seit elf Jahren. 

«Ich freue mich auf das Match, es wird vielleicht Centre (Court), das wäre geil», sagte er noch wenige Momente nach seinem Sieg auf Platz 18 bei Prime Video über das bevorstehende Duell. 

Die Organisatoren erfüllten ihm wenig später diesen Wunsch - Struff und Alcaraz treffen im zweiten Spiel am Freitag auf dem legendären Platz aufeinander. «Das ist schon etwas Besonderes», schwärmte er in der Pressekonferenz mit etwas Abstand am frühen Abend. Auf dem Centre Court hatte Struff bislang einmal in seiner Karriere gespielt und 2018 gegen Roger Federer verloren.

Hellwach nach Abbruch

Die Partie gegen Auger-Aliassime war am Mittwochabend beim Stand von 1:1-Sätzen wegen Dunkelheit abgebrochen und mehr als 16 Stunden später fortgesetzt worden. Anders als Zverev, dessen Erstrundenpartie bei gleicher Ausgangslage ebenso vertagt worden war, behielt Struff auch nach Wiederaufnahme die Nerven. Er zeigte nach einer bislang schwachen Saison seine beste Leistung des Jahres.

«Das war ein richtig wichtiges Match für mich, ich habe lange keine zwei Matches in Folge mehr gewonnen», sagte er. «Heute war es wirklich eine gute Leistung von mir.»

Gegen den Topfavoriten Alcaraz geht es für Struff nun um den ersten Wimbledon-Achtelfinaleinzug seiner Karriere. Vor drei Jahren hatte er den Spanier in der ersten Runde am Rande einer Niederlage, musste sich jedoch in fünf Sätzen geschlagen geben. Von vier umkämpften Duellen hat Struff eins gewonnen.

«Sie haben schon enge Partien gegeneinander gespielt. Ich glaube, dass Struffi generell ein ganz gutes Spiel hat, weil es ein bisschen unrhythmischer sein kann für Alcaraz», sagte Bundestrainer Michael Kohlmann. «Alcaraz wird sicher klarer Favorit sein», aber Struff sei auch kein Gegner, gegen den der Spanier gerne spiele. Am Freitag trifft auch Laura Siegemund in der dritten Runde auf die Australian-Open-Siegerin Madison Keys aus den USA.

Vor Wimbledon nur fünf Siege im ganzen Jahr für Struff

Für Struff kommt der Erfolg zu einem wichtigen Zeitpunkt seiner Karriere: Vor Wimbledon gewann er das komplette Tennisjahr über nur fünf Matches auf der ATP-Tour. Zwölfmal war sofort in der ersten Runde Schluss. «Für mich ist jeder Sieg absolut wichtig gerade. Es ist eine schwierige Saison, trotzdem kann ich noch viele positive Sachen erreichen», sagte der Familienvater in Wimbledon.

Von Position 42 zum Saisonstart war der Warsteiner in der Weltrangliste zuletzt um mehr als 80 Plätze abgestürzt. Bei den US Open als nächstem Grand Slam müsste er sich nach aktuellem Stand durch die Qualifikation kämpfen. «Es braucht Siege, es braucht gewonnene Matches. Das ist das einzige Rezept. Man kann viel trainieren, aber wenn es auf dem Platz nicht klappt, ist es zäh.»

In der Dämmerung am Mittwoch hatte Struff im Tiebreak des zweiten Durchgangs drei Satzbälle seines Gegners in Serie abgewehrt und sich so mit einem guten Gefühl in die lange Pause gerettet. Bei Wiederbeginn zeigte er sich sofort hellwach, setzte den an Nummer 25 gesetzten Auger-Aliassime bei dessen Aufschlag immer wieder schnell unter Druck.

Nervenstark in Satz vier

Gleich zwei Breaks glückten Struff im dritten Durchgang, im Gegensatz zum Vortag brachte er deutlich mehr erste Aufschläge ins Feld. Im vierten Satz geriet der 1,93-Meter-Hüne mehrfach in Probleme, wehrte aber nervenstark sieben Breakchancen ab.

Siegemund will «locker aufspielen»

Auch bei den Damen ist aus deutscher Sicht nur noch ein Routinier dabei. Im Alter von 37 Jahren steht Siegemund erstmals in ihrer Karriere in der dritten Runde von Wimbledon und ist gegen die Weltranglistenachte Keys ebenso große Außenseiterin. 

«Da kann ich ganz locker aufspielen», sagte Siegemund. «Ich bin eh noch motiviert, aber es ist noch mehr Motivation, wenn du weißt, du kannst Sachen erreichen, die du vorher noch nicht erreicht hast. Es ist immer spannend, etwas Neues bringen zu können und sich selber zu überraschen und zu belohnen.»

© dpa-infocom, dpa:250703-930-753504/4