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Cate Blanchett als deutsche Kanzlerin: «nicht Merkel»

In der absurden Polit-Satire «Tanz der Titanen» tritt Cate Blanchett als deutsche Kanzlerin auf. Im Interview rechnet die Oscar-Preisträgerin mit politischen Amtsträgern ab.

ANTENNE BAYERN ANTENNE BAYERN GmbH & Co. KG
Kinostart - «Tanz der Titanen» Bleecker Street/Plaion Pictures/dpa

Berlin (dpa) - Sie trägt eine blonde Föhnfrisur, einen Blazer und sagt gern «Ähm». In ihrem neuen Film erinnert Cate Blanchett an die deutschen Politikerinnen Angela Merkel und Ursula von der Leyen. Die zweifache Oscar-Preisträgerin verkörpert in der absurden Polit-Satire «Tanz der Titanen» eine fiktive deutsche Kanzlerin auf einem G7-Gipfel. 

Dass die frühere Bundeskanzlerin Merkel mit diesem Film viel anfangen könnte, ist eher unwahrscheinlich. In der absurden Komödie kommen zum Beispiel mehrmals masturbierende Zombies vor. Die Politikerinnen und Politiker haben heimlich Sex im Wald und finden an einer Stelle ein überlebensgroßes Gehirn.

Für wen ist dieser Film?

«Tanz der Titanen» von Guy Maddin, Evan und Galen Johnson ist manchmal sehr bizarr und oft auch lustig. Fans von albernem Humor dürfte das gefallen. Die Satire, die vergangenes Jahr in Cannes Premiere feierte, nimmt die Absurdität politischer Prozesse aufs Korn. 

Die Handlung findet während eines G7-Gipfels auf der fiktiven Burg Dankerode in Deutschland statt. Die Staatschefs sind plötzlich von der Außenwelt abgeschnitten, werden von Zombies bedroht und verirren sich bei der Suche nach Rettung im Wald. Währenddessen spielt sich allerlei Melodrama zwischen den Politikerinnen und Politikern ab. 

Blanchett versucht als Kanzlerin Hilda Ortmann etwa, den kanadischen Premierminister zu verführen. Der sehr alte US-amerikanische Präsident (Charles Dance) spricht aus unerklärlichen Gründen mit starkem britischem Akzent und schläft ständig mitten im Gespräch ein.

Blanchett: Keine Parodie von Merkel

Obwohl äußerlich an Merkel und von der Leyen erinnernd, betont Blanchett im Interview, dass ihre Figur keine Parodie sei, sondern vielmehr eine Reflexion weiblicher Führung in der Politik. «Wenn ich männlich wäre, würden Sie sagen: Auf welchen deutschen Bundeskanzler haben Sie sich bei Ihrer Interpretation der Bundeskanzlerin gestützt? Aber es gibt nur ein Beispiel für weibliche Führung in dieser Hinsicht», sagte Blanchett der dpa bei den Filmfestspielen in Cannes vergangenes Jahr.

«Jeder nimmt an, dass es Angela Merkel ist, aber das war sie natürlich nicht. Es gibt sehr wenige Beispiele für weibliche Führung in der heutigen Zeit, also muss man sie erfinden.» 

«Wenn ich das politische System anschaue, dann ist es so kaputt»

Hat die politische Bühne für Blanchett viel mit der Schauspielerei gemein? Eigentlich nicht, sagt die 55-Jährige. Filmsets seien durchorganisiert. «Man hat einen Zeitrahmen. Man muss eine bestimmte Anzahl von Drehbuchseiten drehen, man hat Leute mit verschiedenen Prozessen, die man jonglieren muss, (...) man hat Budgetkürzungen, man hat Einschränkungen, und man bekommt das Ding hin. Es ist ein Wunder, aber wir schaffen es immer wieder.

Dann schauen Sie sich das politische System an. Die reden immer über uns in der Kunst, als wären wir Schneeflocken. Wenn ich mir das politische System anschaue, dann ist es so kaputt, so dysfunktional, so absurd und so voller Identitätspolitik und Rivalitäten, dass sie nie etwas zustande bringen.»

Für Blanchett erschöpft sich der Film aber nicht in der politischen Satire über diesen Befund. «Ich glaube, es ist auch ein Zombiefilm. Es ist auch eine mexikanische Seifenoper. Es ist so eine seltsame, eklektische Mischung …». Manchmal habe sie auch an die Zeichentrickserie «Scooby-Doo» denken müssen. Eine Referenz, mit der Angela Merkel bislang vermutlich eher nicht in Verbindung gebracht worden ist.

© dpa-infocom, dpa:250515-930-545046/1