«Die Schlümpfe» zwischen Superheldentum und Selbstzweifeln
Seit bald 70 Jahren gibt es die Schlümpfe - erst im Comic, später in Serien und Filmen und als Sammelfiguren. Ein neues Kinoabenteuer hält eine gewaltige Aufgabe für die blauen Winzlinge bereit.


München (dpa) - Man kennt die Schlümpfe als kleine, blaue Wesen, mit weißen Mützen und liebenswerten Macken. Ihr Dauerfeind: der böse Zauberer Gargamel. Ersonnen hat die Figuren Ende der 1950er-Jahre der belgische Comiczeichner Pierre Culliford (1928–1992), genannt Peyo. Schon viele Male dienten seine Geschichten als Vorlage für Serien und Filme. Nun kommt ein neues Abenteuer auf die große Leinwand. «Die Schlümpfe: Der große Kinofilm» hebt die Wichte allerdings auf eine gänzlich neue Ebene: zu den Superhelden.
Kleine Schlümpfe, große Bestimmung
In dem Animationsfilm von Regisseur Chris Miller («Der gestiefelte Kater») erkennen die Schlümpfe ihre wahre Bestimmung, die seit Urzeiten besteht. Sie sind Wächter des Universums - eine Anspielung auf die Filmreihe «Guardians of the Galaxy» liegt nahe, in der Superhelden den Weltraum beschützen.
Eine gewaltige Aufgabe für die blauen Winzlinge, deren Charme eigentlich eher in ihrer Frechheit liegt, gepaart mit Albernheiten sowie schlauen und schrägen Ideen. Ihr größter Feind: der böse Zauberer Gargamel samt fieser Katze, der die Schlümpfe vernichten will. Doch die drehen ihm am Ende immer eine lange Nase und sorgen dafür, dass er wütend und gedemütigt seine Wunden leckt.
Zaubererallianz gegen das Gute
So war es zumindest bislang immer - in der Serie, aber auch in den Filmen. Nun wartet eine wahrhaft heroische Aufgabe und jede Menge verwandtschaftlicher Verwicklungen. So taucht Gargamel mit seinem Bruder Razamel auf. Er ist in der Allianz der vier bösen Zauberer, deren Mitglieder alles Gute auf der Welt auslöschen wollen und damit selbstverständlich auch die Schlümpfe.
Zudem warten auf die Schlümpfe familiäre Überraschungen und Schlumpfine wird mal wieder von Selbstzweifeln geplagt, ob sie wirklich dazugehört.
Und dann ist da noch No Name Schlumpf. Er ist unglücklich, weil er nicht weiß, was sein Ding ist. Flüsterschlumpf, Unschärfeschlumpf, Tortenschlumpf und all die anderen wissen, wofür sie stehen. Doch No Name hat keine Ahnung und fühlt sich wertlos. Papa Schlumpf und die anderen versuchen, ihn aufzubauen und ihm zu helfen, seine Identität zu finden. Ihr Rat: «Sei einfach ganz echt, sei einfach toll, sei einfach stark!» Schön, wenn das so einfach wäre.
Schlumpf-Bombastik
Der Film kommt sehr bombastisch daher, fast als wären die lustigen und spannenden Geschichten rund um Schlumpfhausen auserzählt. Es fehlt die Leichtigkeit. Stattdessen taucht mit Ron «der großartigste Schlumpf, den es je gab» auf, eine Art Heilsbringer im Wikingerstil mit blonder Prachtmähne und salbungsvollem Sendungsbewusstsein, der zwischendurch auch mal zu Captain America mutiert, um die Bösen mit seinem runden Schild zu besiegen. Und alle werden eingeschworen: «Vereint wird die Schlumpfigkeit siegen».
Schlumpf-Zoom und dumpfe Bayern
Optisch orientiert sich der Film stark an Peyos Zeichnungen. Im Großen und Ganzen ist die Schlumpfwelt wie in den drei Vorgängerfilmen aus dem Hause Sony liebevoll gestaltet - mit Schlumpfhäusern, bunten Blumen und Glitzer.
Es gibt einen Zoom-Raum und Razamel verschwindet im Podcast-Studio. Und auf ihrer Jagd durch Zeit und Raum landen einige Schlümpfe auf einer Wiese an einer Autobahn bei München, Alpenblick inklusive. Dort ragt auch Razamels Schloss in den Himmel empor und etwas albern-dumpf geratene Bayern in Lederhosen feiern ein Fest.
Rihanna und der «Ochsschlumpf»
Ins Ohr geht die Musik von Rihanna, darunter ihr neuer Song «Friend of Mine». Im englischen Original spricht sie zudem Schlumpfine. Ebenfalls zu hören sind Stars wie die Schauspielerin Hannah Waddingham («Ted Lasso») oder Late-Night-Moderator Jimmy Kimmel.
In der deutschen Version spricht Rick Kavanian Gargamel und Razamel und der Sänger Álvaro Soler ist als No Name Schlumpf zu hören. Der Schauspieler Uwe Ochsenknecht wird zu Papa Schlumpf. Probleme, in Schlumpfhausen eine Bestimmung zu finden, hätte der 69-Jährige nicht. «Ich wäre der Ochsschlumpf, ist doch klar. Der hat Hörner und geht, wenn es sein muss, auch mit denen durch die Wand.»