«Harry Potter»-Autorin: Armut vergisst man nicht
Die «Sunday Times» schätzt ihr Vermögen auf 945 Millionen Pfund. Im Interview erinnert sich J.K. Rowling allerdings an eine Zeit, in der ihr Leben noch ganz anders aussah.


London (dpa) - Schriftstellerin J.K. Rowling (59) - dank der «Harry Potter»-Bücher einer der reichsten Menschen Großbritanniens - erinnert sich noch gut an ihre frühere Armut. «Jemand, der selbst nicht arm war, wird nicht verstehen, was das bedeutet», sagte sie der Zeitung «Sunday Times». Sie erinnere sich noch sehr genau daran. «Man vergisst es nie.»
«Über die Armen wird geredet, sie werden niedergemacht, über sie wird gesprochen und all das passierte mir in diesen Jahren», sagte Rowling, deren Vermögen von der «Sunday Times» heute auf mindestens 945 Millionen Pfund (etwa 1,1 Milliarden Euro) geschätzt wird.
«Es sind die täglichen Demütigungen»
«Ich hatte manchmal buchstäblich Hunger, weil es mir wichtiger war, meine Tochter zu ernähren, aber das war nicht das Schlimmste», sagte Rowling. «Es sind die täglichen Demütigungen - vor allem nicht in der Lage zu sein, seinem Kind die Dinge zu geben, die man gerne geben würde.»
Sie habe einmal eine Mutter getroffen, deren Sohn im gleichen Alter wie ihre Tochter gewesen sei. «Er hatte ein Zimmer voller Spielsachen. Ich hatte einen Schuhkarton, in dem Jessicas zwei Spielzeuge lagen. Es sind solche Dinge, die einem wirklich nahegehen.»
Rowling: Reichtum bringt auch Dilemmata
Rowling hatte vor einigen Jahren öffentlich gemacht, dass sie sich aus einer von Gewalt geprägten, ersten Ehe befreit hatte. Mit den «Harry Potter»-Büchern gelang ihr dann der Durchbruch. Ihre Ansichten über Trans- und Frauenrechte sorgen immer wieder für Kritik. Mit der «Sunday Times» sprach Rowling auch über Millionenspenden und Bettelbriefe. Sie sei wirklich die letzte Person, die sich beschwere, plötzlich reich geworden zu sein, sagte sie. Aber es stimme, dass das Leben dann voll unerwarteter Dilemmata sei.
Einmal habe sie einen Brief von einem Investor bekommen, der viel Geld verloren habe. Ihr sei erklärt worden, dass sie sich glücklich schätzen könne, in Armut aufgewachsen zu sein, weil sie niemals wissen werde, wie schwer es sei, ein Vermögen zu verlieren. Der Absender habe um Geld gebeten, weil er sich die Oper nicht mehr habe leisten können. «Ich kann verstehen, wenn Leute denken, dass ich mir das ausdenke, aber ich habe den Brief noch irgendwo.»