Neuer Filmhit aus Frankreich: «Was uns verbindet»
Tiefgründig und bewegend: «Was uns verbindet» mit dem französischen Schauspiel-Star Valeria Bruni Tedeschi erzählt sensibel von Schicksalsschlägen.


Paris (dpa) - Sandra ist Anfang fünfzig, unabhängig und überzeugt davon, dass das Leben auch ohne Familie erfüllend sein kann. Kinder? Nie ihr Thema. Doch als ihre Nachbarin bei der Geburt ihrer Tochter Lucille stirbt und der kleine Elliott plötzlich vor ihrer Tür steht, ändert sich alles. Aus einer spontanen Geste der Hilfe wird eine unerwartet tiefe Bindung – zum Kind, zum frisch verwitweten Vater und zu einer Rolle, die sie sich selbst nie zugetraut hätte.
Über 700.000 Kinozuschauer in Frankreich
«Was uns verbindet», inspiriert vom Roman «L’Intimité» von Alice Ferney, erzählt von Mutterschaft, Trauer und den feinen Fäden, die Menschen miteinander verbinden. Regisseurin Carine Tardieu («Eine bretonische Liebe», «Im Herzen jung») inszeniert ihre freie Adaption mit großer Zurückhaltung und Sensibilität und setzt ihre Erkundung der menschlichen Gefühle fort. In Frankreich zog der Film über 700.000 Menschen in die Kinos, seine Weltpremiere feierte er 2024 bei den Internationalen Filmfestspielen von Venedig.
Mit französischem Schauspiel-Star Valeria Bruni Tedeschi
Sandra (Valeria Bruni Tedeschi) lebt allein, routiniert und überzeugt davon, dass Kinder nichts in ihrem Leben verloren haben. Jogginghose, Zigaretten, Bücher – mehr braucht sie nicht. Doch als der kleine Elliott (César Botti) nach dem plötzlichen Tod seiner Mutter immer wieder bei ihr klingelt, gerät ihre Welt ins Wanken. Erst genervt, dann irritiert – und schließlich berührt, lässt sie sich auf den lebhaften Jungen ein.
Alex (Pio Marmaï), der von einem Moment auf den anderen mit zwei kleinen Kindern allein dasteht, ist überfordert, erschöpft. Emotional wie körperlich aus dem Gleichgewicht geraten, sucht er Halt – und findet ihn ausgerechnet bei seiner verschlossenen Nachbarin Sandra.
Stille Gesten, große Wirkung
Tardieu entwickelt ihre Figuren ohne Hast, ohne große Worte, fast nur mit Blicken und Gesten. Sie vermeidet Pathos und künstliche Dramatik und schafft so Momente großer Authentizität – besonders, als Alex aus der Klinik zurückkehrt, die Welt um ihn zusammengebrochen ist, und niemand weiß, wie man dieses Schweigen füllen soll. Der Film nähert sich den Themen Tod, Verlust und Neubeginn mit selten gesehener Feinfühligkeit.
Ein Gespür für komplexe Verbindungen
Zwischen Sandra und Alex entsteht, fast unmerklich, eine stille Vertrautheit – getragen von Fürsorge, Unsicherheit und gegenseitigem Respekt. Doch das fragile Gleichgewicht wird erneut auf die Probe gestellt, als Emilia, eine Kinderärztin, in Alex’ Leben tritt – und er sich verliebt. Auch der leibliche Vater von Elliott taucht auf, ohne dass der Film vorschnell Schuld oder Versagen verteilt.
Tardieu zeigt in ihrem Film viel Gespür dafür, dass Verbindungen komplex, unscharf und manchmal schmerzhaft sind - und dass Heilung nur in gemeinsamer Solidarität möglich ist.
Starke Darstellerleistung
Valeria Bruni Tedeschi («Die Linie», «Enthüllung einer Staatsaffäre») verleiht Sandra eine berührende Ambivalenz: eine Frau zwischen Zuneigung und Unabhängigkeit, die sich selbst überrascht, als sie Teil dieser Familie wird, und zugleich fürchtet, fehl am Platz zu sein.
Pio Marmaï («Das Leben ein Tanz») überzeugt als junger Vater, der schwankt zwischen Überforderung und Hoffnung. Der siebenjährige César Botti bringt eine seltene, unverstellte Natürlichkeit ein. Seine Szenen mit Bruni Tedeschi gehören zu den emotional stärksten des Films.
Ein stiller, eindringlicher Film
«Was uns verbindet» (im Original «L'attachement») ist ein stiller, eindringlicher Film über Trauer, Trost und das Unfertige im Zwischenmenschlichen. Liebe und Freundschaft – die Grenzen verschwimmen, die Übergänge sind fließend. Tardieu verzichtet bewusst auf die Einordnung in klassische Kategorien wie Liebe oder Freundschaft. Der Film bewegt sich in einem Dazwischen, in dem Gefühle noch nicht wissen, was sie eigentlich sind.