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Samstagabend-Dämmerung: Thomas Gottschalk verkündet Show-Aus

Deutschlands letzter Fernsehunterhalter alter Schule hat sich von seinem wichtigsten Sendeplatz verabschiedet. War es das für ihn?

ANTENNE BAYERN ANTENNE BAYERN GmbH & Co. KG
Thomas Gottschalk Philipp von Ditfurth/dpa

Berlin (dpa) - Das deutsche TV-Publikum hat eine gewisse Routine darin, von Thomas Gottschalk Abschied zu nehmen. 1992 sagte er erstmals Tschüss bei «Wetten, dass..?», 2011 machte er zum zweiten Mal dort Schluss. 2023 gab er zum dritten und wohl letzten Mal den ZDF-Klassiker ab. Immer blieb er dennoch stark präsent. Doch jetzt geht er noch einen Schritt weiter und verabschiedet sich ganz von seinem wichtigsten Sendeplatz.

Er ist jetzt älter als der Papst

«Ich habe 35 Jahre lang den Samstagabend betreut und im Griff gehabt», sagte Gottschalk in der RTL-Show «Denn sie wissen nicht, was passiert» - ein Format von Barbara Schöneberger, Günther Jauch und ihm selbst. Er habe aber immer betont: Wenn der Tag erreicht sei, an dem er älter sei als der Papst, müsse Schluss sein - und der neugewählte Pontifex Leo XIV. ist 69 Jahre alt. Allerdings willigte der TV-Routinier ein, Anfang Dezember noch einmal in einer Abschiedssendung aufzutreten. Zuvor hatte die «Bild»-Zeitung berichtet. 

«Ich werde am nächsten Sonntag (18. Mai) 75 und das ist für einen Moderator der Punkt, wo man sagen sollte, man nimmt sich selber raus», sagte der 74-Jährige. Zu einem Zeitpunkt, wo viele Menschen in Deutschland in der Politik unter Bundeskanzler Friedrich Merz eine Rückkehr der 1990er Jahre erwarten, endet dieses Kult-Jahrzehnt im Fernsehen jetzt damit wohl endgültig.

In einer Liga mit Rudi Carrell und Hans Rosenthal 

Gottschalk ist einer der erfolgreichsten Showmaster in der Geschichte des deutschen Fernsehens. Er steht in der Tradition von Legenden wie Rudi Carrell (1934-2006), Hans Rosenthal (1925-1987), Joachim Fuchsberger (1927-2014) und Hans-Joachim Kulenkampff (1921-1998). Der letzte verbliebene Show-Dino dieses Kalibers außer ihm ist «Wetten, dass..?»-Erfinder Frank Elstner (83).

In der großen Zeit von «Wetten, dass..?» versammelte Gottschalk zuweilen fast 18 Millionen Menschen vor dem Bildschirm. Sie sahen 1995, wie Michael Jackson beim «Earth Song» über der ZDF-Bühne hing. 1998, wie Götz George ausflippte, weil sich «Thommy» angeblich so schlecht über seinen neuen Film informiert hatte. 2004, wie Angelina Jolie eine riesige Würgeschlange um den Hals trug. Solche Gesprächsstoff-Momente machten die Show groß.

«In meinem Alter muss man nicht mehr "cool" sein»

Auch außerhalb von «Wetten, dass..?» war Gottschalk immer sehr umtriebig. Mit 70 Jahren gewann er ein Wissensduell gegen Joko Winterscheidt: unter anderem, weil er korrekt Hammer und Zirkel auf der DDR-Flagge erinnerte und nicht Hammer und Sichel wie Winterscheidt. Damit wurde er vom Gast zum Gastgeber der ProSieben-Sendung «Wer stiehlt mir die Show?». 

Auch mit der Überraschungsshow «Denn sie wissen nicht, was passiert» auf RTL fuhr er noch bis zu seiner Ankündigung Topquoten ein. Das Publikum sollte ihn also keineswegs abschreiben.

Gegenwind erfuhr Gottschalk hingegen zuletzt häufiger, wenn er sich kritisch zu Gesellschaftsthemen äußerte. Zuweilen wurde ihm auch Sexismus vorgeworfen. In seinem Buch «Ungefiltert» spricht er über das Showbusiness, die Influencer-Szene, das Gendern und die «Generation Z». Er nehme keine Rücksicht mehr darauf, ob das, was er sage, politisch korrekt sei, sagte Gottschalk kürzlich der dpa. «In meinem Alter muss man nicht mehr "cool" sein, das war ich mein Leben lang.»

© dpa-infocom, dpa:250510-930-527159/2