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Volbeat-Album - «Metal, der auch deiner Mutter gefällt»

Mit «God of Angels Trust» zeigt sich Volbeat experimentierfreudig. Die Elvis-Metal-Band um Frontmann Michael Poulsen wirft alte Songmuster über Bord und taucht tief ein in düstere Gedankenwelten.

ANTENNE BAYERN ANTENNE BAYERN GmbH & Co. KG
Albumveröffentlichung - Volbeat - «God of Angels Trust» Brittany Bowman/Universal Music/dpa

Berlin (dpa) - Klanglich scheint zunächst vieles beim Alten: Wuchtige Gitarrenriffs, stampfende Rhythmen, treibendes Schlagzeug – darüber die markante Stimme von Sänger Michael Poulsen. Doch wer genauer hinhört, erkennt schnell: Das neue Album «God of Angels Trust» von Volbeat markiert einen Wandel im Sound der dänischen Band. Nach über 20 Jahren im Musik-Geschäft und einer steilen Karriere in der Metal-Szene hat die Band ihre eigene Erfolgsformel hinterfragt.

«Keine Regeln, keine Strukturen - Alles ist erlaubt»

«Früher habe ich mir viel Zeit für das Songwriting genommen und jeden Aspekt der Songs bis ins Detail durchdacht», sagt Michael Poulsen zur Vorstellung des neuen Albums. «Dieses Mal wollte ich ein Volbeat-Album ohne übermäßiges Grübeln schreiben. Keine Regeln, keine Strukturen – Alles ist erlaubt.» Das Resultat: Ein Album, das alte Hörgewohnheiten aufbricht, ohne den charakteristischen Sound der Band zu verlieren.

Volbeat gelten seit Jahren als Brückenbauer zwischen den Genres. Sie kombinieren die Heavyness von Metallica mit der Eingängigkeit von Rock’n’Roll und Rockabilly, weswegen ihr Sound auch gerne als Elvis-Metal bezeichnet wird - oder, wie Poulsen selbst sagt: «Metal, der auch deiner Mutter gefällt». Die Band hat es geschafft, das Metal-Genre für ein breites Publikum zu öffnen, ohne dabei ihre musikalischen Wurzeln zu verleugnen. Die Alben sind voll von eingängigen Melodien, tanzbaren Rhythmen und hymnischen Refrains.

Rückkehr zu den früheren Tagen der Band

Ein Rezept, das sie nun auf «God of Angels Trust» zumindest teilweise hinter sich lassen. «Ich kann mit einem Refrain anfangen oder einfach Strophe auf Strophe stapeln», erklärt Poulsen den neuen Stil, den er während der Studio-Aufnahmen als eine Rückkehr zu den frühen Tagen der Band erlebt hat, wie er der Deutschen Presse-Agentur erzählte: «Es war wie in den alten Tagen, wo man nicht über einen Refrain oder so nachgedacht hat. Wir wollten einfach das machen, was sich gut anhört.»

Beispielhaft für den anarchischen Ansatz steht der Song «In the Barn of the Goat Giving Birth to Satan’s Spawn in a Dying World of Doom». Schon der Titel lässt erahnen, dass es hier nicht um klassischen Songaufbau geht. «Als ich damit in den Proberaum kam, fragte Kaspar: Wo ist der Refrain?», erinnert sich Poulsen. «Aber genau das ist die Essenz des Songs – dass es keinen klassischen Refrain gibt.» Stattdessen reihe sich Riff an Riff, Solo an Solo.

Raum für emotionale Tiefe

Gleichzeitig bietet das Album auch vertrautere Strukturen. Songs wie «Acid Rain», «Time Will Heal» oder «Lonely Fields» greifen klassischere Songformen auf – und öffnen Raum für emotionale Tiefe. «Lonely Fields» entspringt einer Traumerfahrung Poulsens. Darin erinnert er sich an Kindheitstage mit seinem verstorbenen Vater, mit dem er auf dem Moped durch Kornfelder fährt. «Das ist einer meiner persönlichsten Songs», sagt Poulsen. «Ich bin stolz darauf.»

Auch «Time Will Heal» und «Demonic Depression» bewegen sich auf emotionalem Terrain. In «Time will Heal» verarbeitet Poulsen persönliche Tiefpunkte und den Verlust seines Vaters. In «Demonic Depression» singt er über mentale Krisen, inspiriert durch einen engen Freund des Sängers, aber mit universeller Botschaft. «Ich habe den Song mehreren Freunden vorgespielt, und jeder fragte: Hast du den über mich geschrieben?», sagt Poulsen. «Das zeigt, wie viele Menschen mit psychischen Problemen kämpfen. Depressionen sind allgegenwärtig – und das Beste, was man tun kann, ist zuzuhören und mit den Betroffenen zu sprechen.»

© dpa-infocom, dpa:250606-930-636599/1