Abschüsse von Wölfen sollen leichter werden
Wölfe reißen trotz Zäunen und Hunden auch in Deutschland Tausende Weidetiere. Künftig sollen die Raubtiere leichter getötet werden können – doch Wolfstrophäen bleiben tabu.
Berlin (dpa) - Zum Schutz von Weidetieren wie Schafen soll ein Abschuss von Wölfen in Deutschland leichter möglich werden. In Regionen, in denen es viele Wölfe gibt und der Bestand in einem guten Zustand ist, sollen die Länder ihn regulieren dürfen.
Darauf haben sich die federführenden Bundesministerien für Umwelt und für Landwirtschaft verständigt, wie beide Häuser in Berlin mitteilten - eine endgültige Vereinbarung der gesamten Bundesregierung steht aber noch aus. Auch der Bundestag müsste zustimmen.
Spezielle Situation auf Deichen und Almen
Wo Wölfe Herdenschutzmaßnahmen wie spezielle Zäune überwinden, sollen sie rechtssicher getötet werden können, und zwar unabhängig vom Erhaltungszustand. Wo Vorkehrungen zum Herdenschutz nicht möglich sind - wie in den Alpen mit ihren Almwiesen oder auf Norddeutschlands Deichen -, sollen Wölfe getötet werden können, damit sie keine Tiere reißen. Details sollen die Länder regeln können.
Schutzmaßnahmen wie Zäune oder Hütehunde will die Bundesregierung aber weiterhin finanziell fördern. Erleichterungen bei der Finanzierung und höhere Prämien bei Weidetierrissen will sie gemeinsam mit den Ländern prüfen. Wolfstrophäen, also die Zurschaustellung von und der Handel mit toten Wölfen, bleiben verboten.
Überprüfung nach fünf Jahren
«Der Wolf darf bleiben. Es geht nicht darum, den Wolf wieder zu vertreiben, sondern um gangbare Wege, friedlich mit ihm zu leben», betonte Bundesumweltminister Carsten Schneider (SPD). «Ein perfekter Herdenschutz ist nicht immer möglich und es gibt einzelne Wölfe, die Probleme bereiten. Daher dürfen Problemwölfe künftig bejagt werden.» Alle fünf Jahre solle überprüft werden, ob die Konflikte mit dem Wolf mit den geplanten neuen Vorgaben entschärft werden könnten.
Bundeslandwirtschaftsminister Alois Rainer (CSU) erklärte: «Mit dem Wolf im Bundesjagdgesetz schaffen wir Rechtssicherheit und klare, praxistaugliche Regeln. Wir sorgen dafür, dass zielgenau dort reagiert werden kann, wo Herdenschutz mit Zäunen an Grenzen stößt – etwa in der alpinen Region.»
EU-Staaten hatten Schutzstatus abgesenkt
Die EU-Staaten hatten den Schutzstatus des Wolfs im Sommer von «streng geschützt» auf «geschützt» gesenkt und damit die Voraussetzung für Änderungen im Jagdrecht geschaffen.
In einem Bericht an die EU hatte die Bundesregierung den «Erhaltungszustand» des Wolfs zuletzt als «günstig» eingestuft. Das galt bisher nur in der biogeografische Region «atlantisch», die den Nordwesten Deutschlands umfasst. Nun gilt es auch in der «kontinentalen» Region, die fast den gesamten Rest der Republik ausmacht. Keine Angaben gab es für die Alpenregion.
Immer mehr Wölfe in Europa
Die Wolfsbestände in Europa sind in den vergangenen zehn Jahren stark gewachsen, nach Angaben der Bundesregierung von 11.200 Tieren im Jahr 2012 auf über 20.300 im Jahr 2023. In Deutschland leben demnach 209 Wolfsrudel, vor allem in Brandenburg, Niedersachsen und Sachsen.
Parallel dazu sei die Zahl der Wolfrisse gestiegen: Im Jahr 2024 wurden rund 4.300 Nutztiere, überwiegend Schafe und Ziegen, von Wölfen gerissen, zum Teil trotz Herdenschutzmaßnahmen wie Zäunen und Herdenschutzhunden.