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Dem Tod entronnen - DLRG rettet über 1.400 Menschenleben

Menschen sterben beim Schwimmen in Flüssen, in Seen, im Meer - immer wieder. DLRG-Retter verhindern viele Tragödien: 2024 retten sie besonders vielen Menschen das Leben. Eines aber macht ihnen Sorgen.

ANTENNE BAYERN ANTENNE BAYERN GmbH & Co. KG
Deutsche Lebens-Rettungs-Gesellschaft DLRG Marijan Murat/dpa

Stuttgart/Bad Nenndorf (dpa/lni) - Es passiert einfach erschreckend schnell: Ein damals etwa sechs Jahre altes Mädchen spielt im vergangenen Juli mit einem Schwimmring im Tegeler See in Berlin - dann rutscht die Kleine durch den Ring und versinkt. Ein Rettungsschwimmer auf einer Beobachtungsstation der DLRG sieht das Drama, springt ins Wasser und rettet die kleine Nichtschwimmerin. Es war nicht der einzige Fall: Insgesamt haben die DLRG-Rettungsschwimmer im vergangenen Jahr 1.446 Menschen vor dem Tod bewahrt - ein deutlicher Anstieg.

411 Menschen ertranken

Denn 2023 waren es noch 1.120 gerettete Menschen - einschließlich der Fälle von Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder Herzinfarkten am Strand oder auch abseits des Strandes, wie die Deutsche Lebens-Rettungs-Gesellschaft mit Sitz im niedersächsischen Bad Nenndorf bekanntgab. Unter den Geretteten waren auch 699 Menschen, die vor dem Ertrinken bewahrt wurden. Ein Jahr zuvor waren es 870. Mindestens 411 Menschen konnten die Lebensretter im vergangenen Jahr allerdings nicht mehr helfen - sie ertranken.

Im März hatte die DLRG bekanntgegeben, dass 2024 immerhin 31 mehr Menschen im Wasser gestorben waren als ein Jahr zuvor - und erstmals seit 2019 waren es wieder mehr als 400 Opfer. Damals ertranken 417 Menschen. Die DLRG ist nach eigenen Angaben die größte Wasserrettungsorganisation der Welt - mit über 627.000 Mitgliedern zum Ende des vergangenen Jahres. Es war der dritte Höchststand in Folge und ein Anstieg um 3,3 Prozent im Vergleich mit 2023.

Die meisten Lebensrettungen in Baden-Württemberg

Gleichzeitig wuchs die Zahl der Retter - bundesweit sorgten den Angaben zufolge 54.802 Helfer für Sicherheit im und auf dem Wasser, das waren 6.000 mehr als 2023. «Ihr Einsatz rettet Leben – und macht unsere Gesellschaft sicherer», sagte DLRG-Präsidentin Ute Vogt. Die Retter kamen auf knapp 2,6 Millionen Stunden im Einsatz, in dieser Zeit leisteten sie 37.882 Menschen Hilfe. In weiteren rund 5.000 Einsätzen sicherten sie Sachwerte wie gekenterte Segelboote oder retteten Tiere. Im Einsatz waren sie in jeweils über 1.200 Schwimmbädern und Freigewässern, darunter viele Strandabschnitte an Nord- und Ostsee.

Die meisten Lebensrettungen gab es im vergangenen Jahr in Baden-Württemberg - 243 (2023: 185) Menschen wurde dort das Leben gerettet. Dahinter lag Hamburg mit 216 (101) Lebensrettungen vor Schleswig-Holstein, wo 211 (146) Menschen gerettet wurden, und Bayern mit 170 (132) Lebensrettungen. In Niedersachsen wurden 158 (125) Menschen gerettet. Die meisten Rettungsschwimmerinnen und -schwimmer wiederum waren in Schleswig-Holstein (11.645) im Einsatz, gefolgt von Nordrhein-Westfalen (9.633) und Niedersachsen (8.642). 

Auch die Jüngsten wollen Rettungsschwimmer werden

Was den Wasserrettern Mut macht: Rettungsschwimmabzeichen sind bei den Jüngsten offensichtlich beliebt. Das Abzeichen Junior-Retter für den Nachwuchs ab zehn Jahren vergaben die Prüfer im vergangenen Jahr 9.377 Mal. «Erstmals seit 2004 haben unsere Rettungsschwimmausbilder innerhalb eines Jahres wieder mehr als 9.000 Jungen und Mädchen zum Juniorretter-Abzeichen geführt», sagte Vogt. «Das lässt uns sehr optimistisch nach vorne schauen.»

Mit Blick auf die diesjährige Badesaison warnten die Lebensretter vor Gefahren - wie dem Sprung ins kühle Wasser, weil der plötzliche Temperaturunterschied das Herz-Kreislaufsystem überfordern könne. Besonders für ältere Menschen könne dies lebensbedrohlich sein, teilte die DLRG mit. Im vergangenen Jahr seien rund 60 Prozent der Ertrunkenen über 55 Jahre alt gewesen. «Wir appellieren an die Menschen, nur an bewachten Gewässern schwimmen zu gehen», sagte Vogt. Sie betonte: «Wir wollen niemandem die Freude am Wasser trüben, aber seien Sie umsichtig.»

Gefahr: Kopfsprünge in flaches Wasser

Ganz besonders warnten die Lebensretter vor Kopfsprüngen in unbekannte, trübe oder zu flache Gewässer - schwere Verletzungen bis hin zur Querschnittslähmung könnten die Folge sein. «Immer wieder werden Patientinnen und Patienten mit Rückenmarksverletzungen und Querschnittlähmungen in die Notaufnahme eingeliefert – verursacht durch Leichtsinn, Übermut oder Alkoholkonsum», sagte der Generalsekretär der Deutschen Gesellschaft für Orthopädie und Unfallchirurgie, Prof. Dietmar Pennig. 

Menschen suchen seinen Worten zufolge Abkühlung und springen in unbekannte Gewässer: «Wenn Sie Glück haben, tauchen Sie wieder auf.» Schätzungen zufolge erlitten jährlich etwa 80 Menschen eine Querschnittslähmung nach einem Kopfsprung in flaches Wasser - vor allem junge Männer. Er betonte: «Damit ist das Leben, so wie diese Personen es kannten, beendet.»

© dpa-infocom, dpa:250515-930-546118/3