Griechenland: Mehr als 300 Brandstifter festgenommen
Brände haben das Land seit Jahresbeginn eine Fläche größer als das Stadtgebiet von Köln gekostet. Wer beim Brandstiften erwischt wird, muss nun mit hohen Strafen rechnen.


Athen (dpa) - Griechenland verschärft das Vorgehen gegen Brandstifter. In diesem Jahr sind bereits Hunderte mutmaßliche Täter festgenommen worden. «Die Straflosigkeit ist vorbei», sagte Ministerpräsident Kyriakos Mitsotakis in einem Video auf der Plattform Tiktok und erinnerte daran, dass seit einer Gesetzesverschärfung hohe Strafen drohen, die auch umgesetzt werden.
Seit Jahresbeginn sind in Griechenland nach Angaben des meteorologischen Amtes rund 45.000 Hektar Wald, Busch und landwirtschaftlich genutzte Flächen den Flammen zum Opfer gefallen - eine Fläche größer als das Stadtgebiet von Köln. Die Waldbrandsaison ist noch nicht vorbei.
Mehr als 300 Festnahmen in diesem Jahr
«Wusstet ihr, dass allein in diesem Jahr über 300 Personen wegen Brandstiftung festgenommen wurden?», fragte Mitsotakis auf Tiktok. Die Waldbrände hätten erneut katastrophale Folgen für Mensch und Umwelt gehabt. In der Vergangenheit seien Täter häufig mit milden Strafen davongekommen, aber damit sei es nun vorbei, versicherte der Regierungschef.
Denn bei der Bekämpfung der Brände gehe es nicht nur um natürliche Einflüsse: Die Festnahmen und Geständnisse der vergangenen Wochen hätten gezeigt: «Unser Gegner ist leider nicht nur die Klimakrise, sondern auch der menschliche Faktor – sei es durch Fahrlässigkeit oder durch Vorsatz.»
Brandursache Mensch
Zuletzt hatten die Behörden bei der Suche nach mutmaßlichen Tätern wiederholt Erfolge verzeichnet. So wurde auf der Insel Lesbos ein 57-Jähriger ermittelt, der gestand, gleich vier Brände gelegt zu haben, die zu einem Großbrand und Großeinsatz der Feuerwehr führten. Er habe aus Wut über andere Dorfbewohner gehandelt, soll der Mann zu Protokoll gegeben haben.
Nach dem großen Waldbrand nahe der Hafenstadt Patras wiederum führten Zeugenaussagen von Anwohnern zur Festnahme von drei jungen Männern, die das Feuer verursacht haben sollen - ihr Motiv ist bislang unbekannt. Bei einem Waldbrand von Korinth vor mehreren Wochen hingegen wurden Arbeiter festgenommen, die in einem trockenen Waldgebiet mit der Kreissäge Stahl schnitten - der Funkenflug soll zum Ausbruch des Feuers geführt haben.
Indirekt menschengemacht seien zudem jene Brände, die durch schlechte Wartung des Stromnetzes verursacht werden, schreibt die Zeitung «Kathimerini». So sollen korrodierte Kabel, die Funken schlugen, Anfang August zu einem Großbrand nahe Athen geführt haben. In vielen Fällen aber sind die Täter nicht zu greifen - dann deuten lediglich Überreste von Brandbeschleunigern wie Gaskartuschen und Benzinkanistern auf Brandstiftung hin.
Keine Bewährung, keine Umwandlung
Kamen die Täter früher im schlimmsten Fall mit Bewährungs- und geringen Geldstrafen davon, müssen sie nun bei Haftstrafen auf jeden Fall ins Gefängnis - die Strafen werden also weder auf Bewährung ausgesetzt noch in Geldbußen umgewandelt. Zudem können Täter jetzt mit hohen Geldstrafen belegt werden. In schweren Fällen drohen bis zu 30.000 Euro, bei grober Fahrlässigkeit sogar bis zu 200.000 Euro Strafe. Auch die Einziehung des Vermögens der Täter ist dem neuen Gesetz zufolge möglich.
Jahr für Jahr große Schäden
Bislang gab es in diesem Jahr ein Todesopfer, zahlreiche Tiere verendeten, Häuser, Autos und Lagerhallen wurden zerstört. Noch ist die Waldbrandsaison nicht vorbei. Dennoch fällt die erste Bilanz weitaus besser aus als die Statistiken der jeweiligen Vorjahre. Im Jahr 2023 verbrannten 175.000 Hektar - das entspricht fast zwei Dritteln der Fläche des Saarlandes.