Irak: Koalition von Regierungschef al-Sudani gewinnt Wahl
Das Bündnis von Ministerpräsident al-Sudani gewinnt die Parlamentswahl im Irak. Ob er Regierungschef bleiben kann, wird sich wohl erst in den kommenden Wochen und Monaten zeigen.
Bagdad (dpa) - Das Bündnis von Ministerpräsident Mohammed Shia al-Sudani hat die Parlamentswahl im Irak deutlich gewonnen. Die Wahlkommission des Iraks teilte Medienberichten zufolge nach Auszählung von über 99 Prozent der Stimmen mit, die von al-Sudani geführte Liste für Wiederaufbau und Entwicklung (mehr als 1,3 Millionen Stimmen) habe mit deutlichem Vorsprung vor der Demokratischen Partei Kurdistans (mehr als eine Million Stimmen) gewonnen. Auf Platz drei landete eine von einem sunnitischen Politiker geführte Partei (rund 945.000 Stimmen).
Die Wahlkommission gab eine Wahlbeteiligung von 56,1 Prozent bekannt. Das ist ein deutlicher Anstieg gegenüber der Wahl von 2021, als die Beteiligung rund zwölf Prozentpunkte niedriger lag. Al-Sudani strebt eine zweite Amtszeit an. Allerdings sehen Fachleute die Chancen für eine zweite Amtszeit als eher gering an - vor allem aufgrund tiefer Spaltungen innerhalb der Koalition.
Mehr als 21 Millionen der insgesamt 46 Millionen Irakerinnen und Iraker waren am Dienstag aufgerufen, ein neues Parlament zu wählen. Zu vergeben sind 329 Sitze - ein Viertel von ihnen sind für Frauen reserviert. Allerdings hat auch al-Sudanis Bündnis keine ausreichende Mehrheit, so dass Verhandlungen zwischen den schiitischen, sunnitischen und kurdischen Parteien über eine Koalition aufgenommen werden müssen.
Wahlkampf war von Gewalt geprägt
Die Verhandlungen können mehrere Wochen oder Monate lang dauern. Mehr als 300 Beobachter, darunter Vertreter der Vereinten Nationen, der Arabischen Liga und internationale Kontrolleure, hatten den Wahlprozess überwacht.
Mehr als 20 Jahre nach der US-Invasion und dem Sturz des früheren Machthabers Saddam Hussein und Jahren der Terrorherrschaft durch die IS-Miliz in Teilen des Landes gilt die Stabilität im Zweistromland weiterhin als brüchig. Sowohl die USA als auch der Nachbar Iran versuchen ihren Einfluss in dem Land geltend zu machen. Angesichts von Spannungen zwischen verschiedenen ethnischen und konfessionellen Gruppen, Korruption und anhaltender Gewalt sitzt das Misstrauen vieler Menschen in die Politik tief.
Der Wahlkampf war von Gewalt geprägt. So wurde ein sunnitischer Kandidat im vergangenen Monat durch eine Autobombe getötet. Kurz vor Öffnung der Wahllokale am Dienstag starben zwei Polizisten bei einem Feuergefecht vor dem Büro eines Kandidaten in der Provinz Kirkuk im Norden des Landes. Der einflussreiche schiitische Geistliche Muktada al-Sadr hatte zum Boykott der Wahl aufgerufen - er fordert Reformen und ein härteres Vorgehen gegen Korruption.