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Wieder schwarzer Rauch: Kein neuer Papst gewählt

Dieses Mal ging es schneller als erwartet: Kurz vor Mittag kommt wieder das Zeichen, dass es noch keinen neuen Pontifex gibt. Nach einer Pause geht es am Nachmittag weiter.

ANTENNE BAYERN ANTENNE BAYERN GmbH & Co. KG
Konklave zur Wahl eines neuen Papstes Andrew Medichini/AP/dpa

Rom (dpa) - Beim Konklave im Vatikan haben sich die Kardinäle auch im zweiten und dritten Wahlgang nicht auf einen neuen Papst einigen können. Um 11.51 Uhr stieg aus dem Schornstein der Sixtinischen Kapelle wieder schwarzer Rauch auf - das Zeichen dafür, dass keiner der 133 Kardinäle zum Nachfolger von Papst Franziskus gewählt wurde. Damit geht das Warten auf das neue Oberhaupt von weltweit 1,4 Milliarden Katholiken weiter.

Auf dem Petersplatz verfolgten wieder Tausende Menschen, wie der schwarze Rauch in den Himmel stieg. Die Hoffnung, bald schon den neuen Papst zu sehen zu bekommen, erfüllte sich nicht. Nun geht es nach einer mehrstündigen Pause am Nachmittag weiter. Anschließend gibt es dann am Abend wieder Rauch. Mehr erfährt man aus der Sixtinischen Kapelle zunächst nicht.

Die 133 Kardinäle aus aller Welt sind dort strikt abgeschottet von der Öffentlichkeit. Sie dürfen auch selbst keinerlei Kontakt nach draußen haben. Mitwählen dürfen nur Kirchenobere, die jünger als 80 Jahre alt sind. Darunter sind dieses Mal drei Deutsche. Mit einer schnellen Entscheidung bis Donnerstagmittag hatte auch kaum jemand gerechnet.

Später zwei weitere Wahlgänge

Am Nachmittag sind nun zwei weitere Wahlgänge geplant. Zuvor geht es jedoch erst einmal zurück ins Vatikan-Gästehaus Santa Marta. Dort sollen sich die Kardinäle beim Mittagessen stärken und vor den nächsten Wahlgängen ausruhen. Gegen 16.00 Uhr werden sie dann wieder in die Kapelle gebracht.

Wann der Nachfolger von Papst Franziskus feststeht, ist für die Außenwelt damit weiterhin völlig offen. Was in der prunkvollen Kapelle im Apostolischen Palast hinter verschlossener Tür bislang passiert ist, weiß außerhalb davon niemand. Wenn es eine Zweidrittelmehrheit gibt, ist die Wahl zu Ende. Dann steigt weißer Rauch aus dem kleinen Schornstein auf dem Dach der Kapelle auf.

Am Vorabend gab es bereits den ersten schwarzen Rauch. Zehntausende Menschen hatten mehr als drei Stunden auf das Rauchzeichen gewartet. Erst gegen 21.00 Uhr qualmte es dann aus dem Schornstein. Also hatte keiner der Kardinäle aus aller Welt die erforderlichen 89 Stimmen zusammen bekommen. So war das auch erwartet worden. In den vergangenen Jahrzehnten dauerten die Konklaven stets zwei oder drei Tage.

So viele wahlberechtigte Kardinäle wie nie zuvor

Die lange Wartezeit erklärt sich möglicherweise dadurch, dass dieses Mal so viele Kardinäle wählen dürfen wie noch nie. Viele kennen sich mit den Regeln des Konklaves nicht aus. Ihnen mussten wohl die Wahlvorschriften genau erklärt werden. Eigentlich ist die festgelegte Höchstgrenze von maximal 120 Wahlmännern sogar überschritten, aber keinem Kardinal wurde der Zutritt verweigert. Das hätte auch kaum begründet werden können.

Zudem ist das Konklave so international wie nie zuvor, weil Franziskus Kardinäle aus vielen weit von Rom entfernten Ländern berief. Die Kirchenoberen kennen sich also noch nicht so gut. Spekuliert wird auch, dass eine Ansprache von Kardinal Raniero Cantalamesse mit gemeinsamer Meditation ungewöhnlich lange gedauert haben könnte. Wegen der strikten Geheimhaltung wird man aber wohl nie erfahren, was sich in den ersten Stunden zugetragen hat.

Die Nacht verbrachten die Kirchenoberen in der Casa Santa Marta - auch dort abgeschottet von der Außenwelt. Handys, Smartphones und alle sonstigen digitalen Geräte mussten sie abgeben. Die Fenster wurden verdunkelt. Im Gästehaus verbringen sie auch die Pausen. Dann ist Gelegenheit, sich über den Verlauf der bisherigen Abstimmungen auszutauschen - und auch dazu, Allianzen zu schmieden. 

Auch neue Namen werden gehandelt

Vor dem Konklave wurden die Listen mit möglichen Nachfolgern für Franziskus von Tag zu Tag länger. Als aussichtsreiche Anwärter gelten drei Italiener: die bisherige Nummer zwei des Vatikans, Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin (70), der Erzbischof von Bologna, Matteo Zuppi (69), sowie der Patriarch von Jerusalem, Pierbattista Pizzaballa (60). Früher war es über Jahrhunderte selbstverständlich, dass der Papst aus Italien kommt. Seit 1978 waren es aber ein Pole (Johannes Paul II.), ein Deutscher (Benedikt XVI.) und der Argentinier Franziskus, der am Ostermontag mit 88 Jahren starb.

Auf den Listen finden sich aber auch die Namen vieler Nicht-Italiener: zum Beispiel der Philippiner Luis Antonio Tagle (67), der Franzose Jean-Marc-Aveline (66), der Portugiese José Tolentino de Mendonça (59), der Ungar Peter Erdö (72) und der Luxemburger Jean-Claude Hollerich (66) - und noch viele mehr. Zudem wird, seit das Konklave läuft, auch über den Sieg eines völligen Außenseiters spekuliert. 

Mehr als 1,4 Milliarden Katholiken weltweit

Erfahrungsgemäß gibt es mit jedem Wahlgang neue Gerüchte. Dass nun in den ersten drei Durchgängen niemand gewählt wurde, werteten manche auch als Zeichen, dass sich keiner der Favoriten durchsetzen konnte.

Weltweit bekennen sich mehr als 1,4 Milliarden Menschen zum katholischen Glauben. In Europa verliert die Kirche bereits seit Jahren Mitglieder, was auch mit vielen Skandalen um sexuellen Missbrauch durch Priester und Vertuschungsversuche zusammenhängt. Auf den anderen Kontinenten steigen die Zahlen hingegen, insbesondere in Asien und Afrika. Deshalb wird auch spekuliert, dass der neue Papst von einem dieser beiden Kontinente kommen könnte. 

Der katholischen Glaubenslehre zufolge ist der Papst Nachfolger des Apostels Petrus und Stellvertreter von Jesus Christus auf Erden. Zudem ist er Bischof von Rom, Primas von Italien und Staatsoberhaupt des Vatikans. Große weltliche Macht hat er nicht, aber eine erhebliche moralische Autorität.

© dpa-infocom, dpa:250508-930-514619/4