Kürbis-Boom: Pumpkin ist populär
Fallende Blätter, kühleres Wetter: Der Kürbis hat wieder Einzug in den Alltag gehalten. Einst eher Arme-Leute-Essen, ist alles rund um Pumpkin wie der Herbst-Drink PSL heute hip. Wie ist das passiert?


Berlin/Bonn (dpa) - Oktober ist Hochsaison für den Kürbis. Manche finden das opulente Gemüse bloß als Schweinefutter geeignet, andere lieben es und können nicht genug davon bekommen. Hokkaido und Co liegen im Trend.
Der Pro-Kopf-Verbrauch ist in den letzten Jahren auffällig gestiegen und bei einer bekannten Kaffeehauskette gehen derzeit wieder lauter «Pumpkin Spice Lattes» (PSLs) über die Theke. Der Drink arbeitet mit der in den USA für Kürbiskuchen («pumpkin pie») verwendeten Gewürzmischung.
«Delikatesse im Herbst»
«Kürbis ist eine gesunde und leckere Beerenfrucht, die voll im Trend liegt», sagt Bauernpräsident Joachim Rukwied der Deutschen Presse-Agentur. «Ob als Suppe oder in fester Form: Kulinarisch betrachtet ist das Gemüse gekocht, gebacken oder püriert eine echte Delikatesse im Herbst.»
Ein gewichtiger Grund für den Kürbis-Boom dürfte das gewachsene Interesse an Halloween sein. Das Fest am 31. Oktober hat sich in den vergangenen Jahrzehnten auch in Deutschland etabliert und scheint eine fixe kulturelle Saison geworden zu sein.
Zeitlich liegt der Kürbis- und Halloween-Hype zwischen dem alljährlichen Oktoberfest-Rummel und der Vorweihnachtszeit (wobei Adventskalender und Lebkuchen schon parallel zum Halloween-Merch in den Geschäften liegen).
Hunderte Sorten – aber zwei stechen hervor
Auch in der Küche werden die verschiedenen Speisekürbisse (etwa Hokkaido-, Butternut-, Muskat- oder Spaghetti-Kürbis) immer beliebter: als Kürbissuppe ohnehin, aber auch als Salatzutat, Beilage zu Fleisch oder Pasta, als Quiche, Risotto, im Curry oder als Gebäck wie in Kürbiscookies.
Eigentlich gibt es Hunderte verschiedene Arten, angefangen bei kleinen, nicht essbaren Zierkürbissen bis hin zu 800, 900 und mehr Kilogramm schweren Riesenexemplaren. Doch meist sind Hokkaido (mit essbarer Schale) oder Butternut gemeint.
Kürbis gilt als ballaststoffreich und gesund mit Antioxidantien, Mineralien, Vitaminen.
Ein Kilogramm Kürbis pro Kopf im Jahr
Der Pro-Kopf-Verbrauch von Speisekürbissen stieg allein in den letzten fünf Jahren um rund 20 Prozent, wie es in Bonn bei der Agrarmarkt Informations-Gesellschaft (AMI) heißt. Demnach isst jeder Mensch in Deutschland jährlich mehr als ein Kilogramm Kürbis. Vor rund zehn Jahren waren es erst 750 Gramm.
Die AMI betont: Bei der Angabe zum Pro-Kopf-Verbrauch handelt es sich um eine rechnerische Größe. Das gesamte Aufkommen aus Inlandsproduktion und Importen wird durch die Einwohnerzahl geteilt. Also in Wirklichkeit essen manche kiloweise Kürbis, viele jedoch wohl auch gar keinen.
Die Anbaufläche von Speisekürbissen hat sich in Deutschland auf zuletzt rund 5.300 Hektar vergrößert, also 53 Quadratkilometer, was in etwa der doppelten Größe der Nordseeinsel Norderney entspricht.
Anbaufläche seit 2006 vervierfacht
«Seit 2006 hat sich die Fläche, auf der in Deutschland Kürbisse angebaut werden, mehr als vervierfacht (plus 324 Prozent). Die Erntemenge hat sich im gleichen Zeitraum fast verdreifacht (plus 178 Prozent)», teilt der Deutsche Bauernverband auf Nachfrage mit.
Die Produktion konzentriere sich auf Bayern, Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz und Baden-Württemberg. Drei Viertel der deutschen Kürbisse wachsen in diesen vier Bundesländern.
Im Hinblick auf die gesamte Gemüseanbaufläche im Freiland, so erfährt man außerdem beim Statistischen Bundesamt, liegt Kürbis auf Platz fünf. Ganz vorn ist Spargel, gefolgt von Speisezwiebeln, Karotten und Weißkohl.
Beim Kürbis-Trend geht es auch um ein Gefühl und Gewürz
«It's Pumpkin Time» heißt es derzeit bei der Fast-Casual-Restaurantkette «Dean & David». In deren Dutzenden Filialen in Deutschland, Österreich und der Schweiz gibt es passend zur Jahreszeit den «Kürbis Ziegenkäse Salad» (mit Hokkaido, Käse, Birne, Rote Bete, Preiselbeeren und Walnüssen).
Der Kürbis macht in der Gastro-Szene aber auch flüssig Karriere. Für viele jüngere Leute startet der Herbst nicht mit buntem Laub oder kühleren Tagen, sondern mit dem ersten Pumpkin Spice Latte. «Endlich ist es so weit, der PSL ist wieder da!», wirbt dann etwa die Kaffeehauskette Starbucks.
Das Kaffeegetränk mit Kürbissirup und spezieller Würzmischung (etwa Zimt, Zucker, Ingwer und Nelken) ist in den vergangenen Jahren zu einem Kult-Drink stilisiert worden, zuerst in Nordamerika.
Inzwischen ist der Herbst auch in Europa und Deutschland zur Pumpkin Time (statt «Kürbiszeit») geworden. Es gibt den PSL heiß, aber auch mit Eiswürfeln («iced»), und längst auch so was wie «Pumpkin Cream Iced Matcha Latte».
Unterschied zwischen Pumpkin Spice und Lebkuchengewürz
Auch in allerhand anderen süßen Produkten wie Smoothies, Schokolade, Bonbons (Karamell-Toffees mit Kürbiskuchen-Zimt-Geschmack) befindet sich inzwischen Pumpkin Spice als Geschmack.
Ist dieser Mix denn nun eigentlich das Gleiche wie Lebkuchengewürz? Nein, das Pumpkin-Pie-Gewürz hat zwar ähnliche Zutaten, ist aber weniger komplex.
Beim Anbieter «Ostmann» besteht die «Pumpkin Spice Latte Würzmischung» aus Rohrzucker, Kürbispulver, Kurkuma, Ingwer, Zimt, Cayennepfeffer und Nelken. Lebkuchengewürz ist bei derselben Marke komponiert aus Zimt, Orangenschalen, Koriander, Zitronenschalen, Sternanis, Fenchel, Muskatblüte, Muskatnuss, Nelke und Kardamom.