Nach Defekt: Wadephul reist per Linie zu Südamerika-Gipfel
Der Außenminister wollte mit einem Luftwaffen-Airbus zum EU-Lateinamerika-Gipfel nach Kolumbien reisen. Wegen eines Defekts muss er umplanen. Bei dem Treffen geht es um wichtige Wirtschaftsthemen.
Hamburg (dpa) - Außenminister Johann Wadephul ist wegen eines defekten Regierungsflugzeugs gegen Mittag per Linienflug zu einem EU-Lateinamerika-Gipfel in Kolumbien gereist. Der in Schleswig-Holstein lebende CDU-Politiker startete nach Angaben des Auswärtigen Amts von Hamburg aus Richtung Bogota. Von der kolumbianischen Hauptstadt aus war geplant, dass er ebenfalls zunächst per Linienflug zu dem Treffen in Santa Marta am Karibischen Meer im Norden des Landes fliegt.
Wadephul soll Kanzler Friedrich Merz (CDU) bei dem Treffen vertreten. Am modernen Regierungsflugzeug vom Typ Airbus A350 der Flugbereitschaft der Bundeswehr war nach Angaben eines Sprechers der Luftwaffe ein Defekt an einer Anlage aufgetreten, die zum Schutz vor Vereisung dient. Die entsprechenden Ersatzteile seien bestellt.
Auch die Deutsche Presse-Agentur wollte den Minister bei der Reise begleiten.
Was will Wadephul in Lateinamerika erreichen?
Beim Gipfel in Kolumbien will Wadephul angesichts der protektionistischen Zollpolitik von US-Präsident Donald Trump und der Abhängigkeit von China bei den sogenannten seltenen Erden die Zusammenarbeit mit den Staaten der Region vertiefen. Von der Diversifizierung der Lieferketten über die Zusammenarbeit bei der Förderung und Verarbeitung wichtiger Rohstoffe, von digitalen Technologien bis hin zu Fachkräften – «unsere Möglichkeiten zur Zusammenarbeit sind riesig – wir müssen sie nur ergreifen und nutzen», erklärte Wadephul vor seiner Abreise.
Seltene Erden stecken etwa in Bildschirmen von Smartphones oder Fernsehern, aber auch in den Antrieben für Elektromotoren, in Halbleitern oder Turbinen.
Freihandelsabkommen wichtiges Beratungsthema in Kolumbien
Schon heute gebe es mit vielen Ländern in Lateinamerika und der Karibik starke Partnerschaften, erklärte Wadephul. In Kolumbien wolle man auch darüber sprechen, wie das Freihandelsabkommen mit den Mercosur-Staaten schnell über die Ziellinie gebracht und mit Leben gefüllt werden könne, genau wie die Abkommen mit Chile, Mexiko und anderen Partnern in der Region. Die Abkommen könnten Lieferketten und Widerstandskraft stärken sowie Wachstumsimpulse sein.
Über das Abkommen zwischen der EU und den vier Mercosur-Staaten Brasilien, Argentinien, Uruguay und Paraguay wird seit 1999 verhandelt. Die neue Freihandelszone mit mehr als 700 Millionen Einwohnern wäre laut EU-Kommission die weltweit größte dieser Art und soll auch ein Zeichen gegen die protektionistische Zollpolitik von Trump setzen. Zölle und Handelsbarrieren zwischen EU und Mercosur-Staaten sollen weitestgehend abgebaut werden.
Weiterreise nach Bolivien geplant
Am Sonntag wollte Wadephul nach Bolivien weiterreisen, um Gespräche mit der neugewählten Regierung zu führen. Bolivien gilt als rohstoffreich und wichtiger Lieferant des für die Batterieproduktion wichtigen Lithiums.
Am Dienstag und Mittwoch will der Minister in der kanadischen Provinz Ontario am Treffen der Außenminister der G7-Länder wirtschaftsstarker Demokratien teilnehmen.