Streit um erste Wurstbude: Vier Fäuste für die Bratwurst
Boxhandschuhe statt Grillzange: Im Deutschen Bratwurstmuseum liefern sich Thüringen und Franken einen Showdown im Streit um den ältesten Bratwurststand. Auch andernorts gibt es einen Wurst-Konflikt.


Mühlhausen (dpa) - Lange Zeit war der Streit um die älteste Bratwurstküche ein bayerischer, doch nun haben Thüringen und Franken die Frage ausgeboxt - vor rund 300 Zuschauern. Ort des Spektakels: Das Bratwurstmuseum im thüringischen Mühlhausen, nördlich des Kümmel-Äquators, der bekanntlich am Rennsteig verlaufen soll.
Der Amateurboxer Daniel Bertz siegte im Ring in der vierten Runde durch technisches K.O. vorzeitig gegen Hasan Arli, der für eine Nürnberger Bratwurstküche antrat. Bertz boxte für das Bratwurstmuseum Mühlhausen, wo der Showkampf stattfand. Angesetzt waren ursprünglich fünf Runden.
Natürlich gabs fürs Publikum Bratwürste
Anlass für den Kampf war eine neu entdeckte Urkunde und die Frage, welche Region sich des ältesten Bratwurststandes rühmen kann. Bei der Siegerehrung gab es einen Kompromiss: Den Kampf gewann Bertz, aber Nürnberg soll weiter die älteste Bratwurstküche haben dürfen. Thüringen darf sich dafür mit der ältesten Erwähnung einer Bratwurst aus dem Jahr 1404 rühmen. Bertz erklärte sich bereit für einen möglichen Rückkampf in Nürnberg. Ob es dazu kommt, ist noch unklar.
Es war auch schon jetzt ein Kampf «mit Augenzwinkern», wie Thomas Mäuer vom Bratwurstmuseum sagte. Dazu gab es Bier, Musik und Volksfeststimmung und natürlich jede Menge Bratwürste.
Vor dem Kampf riefen Besucher rhythmisch «Rost-Brat-Wurst, Rost-Brat-Wurst». Mit im Publikum: Thüringens Bratwurstkönig Nobert I. und das Maskottchen des Bratwurstmuseums namens «Wurschti». Auch aus Franken waren Zuschauer angereist und verfolgten die Show in Mühlhausen.
Showdown im Wurst-Konflikt
Es ging um nichts Geringeres, als «den traditionsreichen Titel der ältesten Bratwurstküche der Welt endgültig zu klären», wie es die Veranstalter in einer Ankündigung schrieben. Es sollte der Showdown eines Wurstkonflikts werden, der zuletzt eine überraschende Wendung genommen hatte. Was war geschehen?
Bislang schmückt sich das Regensburger Lokal «Wurstkuchl» mit dem Titel «Älteste Bratwurststube der Welt». Die erste urkundliche Erwähnung eines Kochs an der Stelle stammt von 1378. Vor rund 25 Jahren war schon einmal ein Streit mit der Bratwursthochburg Nürnberg um das älteste Lokal entbrannt. Damals konnten die Regensburger die älteste Erwähnung vorlegen.
Nürnberger Gastronomin forderte Boxkampf
Vor kurzem fanden Erfurter Forscher allerdings Hinweise, dass der älteste Bratwurststand möglicherweise in Thüringen liegt. In einer Urkunde von 1269 sei von einer Hütte und einem Bräter an der bekannten Krämerbrücke die Rede, teilten der Projektleiter Welterbe der Thüringer Landeshauptstadt, Martin Sladeczek, und der emeritierte Historiker Karl Heinemeyer mit. Die Urkunde wurde durch Zufall bei Nachforschungen über die Geschichte der Brücke gefunden.
Die Entdeckung ging durch die Medien. Schließlich forderte die Nürnberger Gastronomin Sofia Hilleprandt das Bratwurstmuseum zu einem Kampf um die Wurst mit Fäusten heraus - mit einem Augenzwinkern. Nun gibt es eine Entscheidung.
Söder und Voigt witzeln über Wettessen
Zwischenzeitlich hatten sich auch Thüringens Ministerpräsident Mario Voigt (CDU) und Bayerns Regierungschef Markus Söder (CSU) in den Streit eingeschaltet. Beide witzelten in einem gemeinsamen Interview über ein mögliches Bratwurst-Wettessen.
«Mario wäre sicher ein harter Gegner gewesen», hatte Söder in einem Gespräch mit der Verlagsgruppe Hof, Coburg, Suhl, Bayreuth (HCSB) gesagt. Voigt erwiderte, dass er sich den Wettbewerb zutraue, schließlich habe er im Wahlkampf-Sommer vergangenes Jahr 104 Bratwürste gegessen.
Das Bratwurstmuseum signalisierte am Rande des Boxkampfes Bereitschaft, den Wettbewerb auszutragen. «Markus, Mario, wir haben geliefert», schallte es bei der Siegerehrung aus dem Ring.
Auch Streit um Ursprung der Currywurst
Der Bratwurststreit zwischen Nürnberg, Regensburg und Erfurt ist nicht der einzige. So wird beispielsweise der Ursprung der Currywurst in verschiedenen deutschen Städten verortet, etwa in Berlin, Hamburg oder Duisburg.
Grob oder fein, mit Majoran oder Knoblauch, mit und ohne Kümmel: Es gibt unzählige Bratwurstvarianten in Deutschland. Nördlich des Thüringer Kümmel-Äquators kann sich das Gewürz in den Würsten finden, südlich eher nicht.
Aus Thüringen soll die älteste Bratwurst kommen. Im Jahr 1404 wurde in Arnstadt «1 Groschen für Bratwurstdärme» ausgegeben, wie aus einem Rechnungseintrag eines Klosters hervorgeht. Aus Sicht von Thomas Mäuer vom Deutschen Bratwurstmuseum ist diese Rechnung der erste Nachweis für die Bratwurst überhaupt.