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Karl-Theodor zu Guttenberg im Sonntagsfrühstück

Karl-Theodor zu Guttenberg über seine politische Karriere und sein Leben heute: „Ich habe heute das Gefühl, dass ich mit den Dingen, die ich mache, wirkkräftiger bin als ich es je in der Politik war“

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Der ehemalige Bundesverteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg war zu Gast beim „ANTENNE BAYERN Sonntagsfrühstück“ mit Moderatorin Katrin Müller-Hohenstein. In einem offenen Gespräch teilte er seine Gedanken über seine politische Karriere, die Plagiatsaffäre und sein neues Leben als Medienunternehmer.

Karl-Theodor zu Guttenberg, einst einer der prominentesten Politiker Deutschlands, sprach über die Herausforderungen und Konsequenzen seiner politischen Laufbahn, die durch die Plagiatsaffäre um seine Dissertation abrupt beendet wurde. Im Gespräch mit ANTENNE BAYERN-Moderatorin Katrin Müller-Hohenstein spricht er...

...über die Folgen der Plagiatsaffäre und das Gefühl, das er heute damit verbindet:

Dankbar. Weil ich die Härten erfahren habe, die ich zum Teil verdient hatte, zum zweiten, die man wahrscheinlich im Leben auch mal braucht. Und die mir einen kompletten Neuanfang ermöglicht haben und mir die Freiheit zurückgegeben (haben), die einem das politische Geschäft in voller Härte und Wucht raubt. Und gleichzeitig die Möglichkeit gegeben hat, meine Kinder noch mal anständig aufwachsen zu sehen und mir natürlich die Möglichkeit gegeben hat, über mich selbst, meine Fehler, aber auch mein Leben nachzudenken und einen Neustart zu machen, der vollkommen selbstbestimmt war. Und deswegen: dankbar.

Karl-Theodor zu Guttenberg

…über Dinge des Politikgeschäfts, die er nicht vermisst:

Die Tonalität des Geschäfts, die Umgangsformen, manchmal natürlich auch die Verlogenheit. Was man, glaube ich, am politischen Geschäft auch nicht zwingend braucht, ist die teilweise atemberaubend verschwendete Zeit. Es ist nicht so, dass dort irgendjemand faul ist, aber ich war immer wieder erstaunt, wieviel Zeit für absoluten Unsinn draufgeht und wie wenig Zeit man letztlich hat, um sich mit den Dingen zu befassen, für die man eigentlich gewählt wurde, um in die Tiefe zu gehen, in die Substanz zu gehen. Am Ende schöpft man oben den Rahmen ab und muss sich auf Zuarbeiten verlassen und danach wieder die Möglichkeit zu haben, in die Themen auch mal tief einzusteigen, wo man eigentlich nur vorgibt, Ahnung zu haben, ist ein Geschenk.

Karl-Theodor zu Guttenberg

…über die harten Anforderungen in der Politik:

Physisch, zum einen, ist es ein brutales Geschäft für den Körper. Das heißt jetzt nicht, dass wir jetzt da sportlich unterwegs waren, im Gegenteil, man ist eben extrem unsportlich unterwegs. Aber ich hatte einen Schlafschnitt von vielleicht vier bis fünf Stunden maximal, und zwar über Jahre hinweg. Zum zweiten muss man sich (…) den Härten des Geschäftes auch gewachsen fühlen und da muss ich sagen, das macht dann irgendwann auch etwas mit einem im Geiste und im Kopf. Und zuletzt glaube ich, dass ich, was die Erwartungshaltung anbelangt, die viele hatten, einfach auch gnadenlos überschätzt wurde.

Karl-Theodor zu Guttenberg

…über eine mögliche Rückkehr in die Politik:

Ich habe es mehrfach ausgeschlossen. Und ich bin wirklich jemand, der die Freiheiten dessen, was ich jetzt heute tue, genieße. Das heißt nicht, dass man damit ein unpolitischer Bürger dieses Landes wird, und das heißt auch nicht, dass man sich immer mal wieder auch zu den Dingen äußert, die sich bei uns ergeben und stattfinden. Aber ich habe heute das Gefühl, dass ich mit den Dingen, die ich mache, wirkkräftiger bin als ich es je in der Politik war.

Karl-Theodor zu Guttenberg

…über die deutsche Mentalität:

Ich habe mich rückblickend ein wenig mit der Mentalität unseres Landes beschäftigt, nachdem ich die amerikanische kennenlernen durfte. (…) Und wenn man in ein Land kommt, das seine sehr eigenen Schwächen hat, aber wo mit Scheitern immer schon im gleichen Moment auch der Gedanke des Wiederaufstehens verbunden ist und damit auch das Helfen beim Wiederaufstehen und sich daran Freuen, wenn jemand eine zweite Chance wahrnimmt, sie ihm aber auch gerne gibt. Und diese Herangehensweise ist bei uns, würde jetzt mal sagen, nicht inflationär veranlagt oder gegeben, und da können wir schon auch als Gesellschaft daran arbeiten.

Karl-Theodor zu Guttenberg

…über Schadenfreude:

Ich sehe sehr, sehr oft, dass Menschen gar nicht mehr ins Risiko gehen, weil sie Angst haben, auf die Schnauze zu fliegen und danach keinen Kredit mehr zu bekommen, noch die Häme ihrer Nachbarn zu erfahren und dass im Zweifel sogar noch nachgetreten wird. Und dann wundern wir uns, dass viele – das sage ich jetzt mal, am Morgen – ihren Arsch nicht mehr hochbekommen, obwohl sie eigentlich Talente haben, obwohl sie unserem Land guttun würden. Und das ist bitter und deswegen, glaube ich, können wir da schon was tun. Wahrscheinlich ist es tief in Teilen unserer Mentalität veranlagt. Es ist ja kein Wunder, dass das Wort ‚Schadenfreude‘ keine englische Entsprechung hat. Die Amerikaner und die Engländer nutzen ‚Schadenfreude‘ als Wort. Also das ist wirklich ein Teil unserer Identität.

Karl-Theodor zu Guttenberg

…über den Podcast „Gysi gegen Guttenberg“:

Wir haben uns gesagt, es muss etwas geben in einer Gesellschaft, die heute eine so vergiftete Tonalität hat, wo es nur noch darum geht, den politisch anders Denkenden gegen die Wand zu drücken oder möglichst zu vernichten. Dass man eine Umgangsform findet, die respektvoll, humorvoll ist, die den anderen Ausreden lässt und wo man sich genug geistige Spannkraft erlaubt, um am Ende auch mal zu sagen, da hat mich auch mal was überzeugt, und das ist das Angebot, was wir machen. Und gleichzeitig haben wir einfach sehr viel Spaß aneinander und nehmen uns gerne hoch.

Karl-Theodor zu Guttenberg

…über seine Einschätzung zu den anstehenden Wahlen in den USA:

Man kann es nicht sagen. Es ist tatsächlich ein ganz, ganz knappes Rennen und es wird, egal wer gewinnt übrigens, da geben sich einige auch einem Trugschluss hin, wird es härter für Europa und insbesondere auch unsere Interessen entsprechend mit beeinflussen. Wir können nur hoffen, dass es Trump nicht wird. Die Amerikaner sehen das teilweise etwas anders, aber es kann in diesen wenigen Wochen noch alles passieren. (…) Die Welt wird nicht in vier Jahren einer Amtszeit eines amerikanischen Präsidenten untergehen, aber sie kann sich fundamental verändern. Und von daher sollte man darauf eingestellt sein. Das, was mich wirklich sprachlos macht, ist, wie wenig man sich auf die durchaus gegebene Möglichkeit einer zweiten Amtszeit Trumps in unserem Land, in Politik wie Wirtschaft wie Gesellschaft, bisher eingestellt hat.

Karl-Theodor zu Guttenberg

Über Karl-Theodor zu Guttenberg:

Karl-Theodor zu Guttenberg, geboren am 5. Dezember 1971 in München, ist ein ehemaliger deutscher Politiker und Unternehmer. Als ehemaliger Bundesverteidigungsminister war er eine prägende Figur der deutschen Politik, bis eine Plagiatsaffäre ihn 2011 zum Rücktritt zwang. Heute lebt er in den USA, wo er erfolgreich als Medienunternehmer tätig ist. Guttenberg schätzt die gewonnene Freiheit und genießt es, mehr Zeit mit seiner Familie zu verbringen. Eine Rückkehr in die Politik schließt er aus, fühlt sich jedoch in seiner aktuellen Rolle erfüllter und wirkkräftiger als je zuvor.

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