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Bio-Milch im Test: Ist sie wirklich die bessere Wahl?

Egal ob im Kaffee, mit Cornflakes oder beim Backen - Milch bringt uns durch den Tag. In Sachen Qualität und Tierhaltung gibt's dabei aber riesige Unterschiede. Ist Bio automatisch die bessere Wahl? Wir haben den Test für euch.

Bio-Milch im Vergleich Verbraucherschutz Foto: Öko Test

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Schon der Preis im Supermarkt lässt viele vor dem Griff zur Bio-Milch zurückschrecken. Ist der qualitative Unterschied zwischen konventioneller und biologischer Milch wirklich so groß, dass sich das auch auf den Preisschildern rechtfertigt? Und ist Bio-Milch tatsächlich die bessere Wahl? 

Bio-Milch hat höhere Qualität

Fakt ist: Bio-Milch ist tatsächlich qualitativ deutlich hochwertiger als jene aus konventionellen Betrieben. Auch in Sachen Tierwohl und Umweltfreundlichkeit liegt sie klar vorne, ganz unbefleckt ist sie aber auch nicht. Denn der Preiskampf zwischen den Händlern drückt die Umsätze der Bauern immer weiter nach unten und damit auch das Geld, das sie in ihre Höfe und die Lebensqualität der Tiere stecken können.

Bio heißt nicht gleich perfekte Haltung

Das überglückliche Leben einer Bio-Kuh, das man von den Verpackungen und Plakaten kennt, entspricht nur selten der Realität. Das zeigen uns Ergebnisse von Öko Test.  So sehen manche Bio-Kühe in ihrem Leben kein einziges Mal eine Weide - die Milch darf aber trotzdem mit dem Siegel versehen werden... Das entspricht wohl kaum der Vorstellung, die die meisten mit einem Bio-Produkt verbinden. Von den unwürdigen Haltungsbedingungen vieler konventioneller Betriebe sind sie allerdings trotzdem noch weit entfernt. 

Bio-Zertifikat

Das grünumrandete Sechseck zeigt uns im Supermarkt, ob ein Produkt Bio ist. Auch die Milch ist dementsprechend gekennzeichnet. Um das Siegel zu erhalten, muss der Hersteller allerdings die EU-Öko-Verordnungen erfüllen. Außerdem findet man oft auch noch andere Zertifikate auf den Milchverpackungen. Diese stammen von Bio-Verbänden, die den Bauern und ihren Betrieben auch Haltungsregelungen vorgeben. Diese sind teils sogar strenger als die der EU, weshalb es zu einem besonders hohen Niveau kommt und kaum eine Milch wirklich schlecht abschneidet. 

Regelmäßige Tierwohlkontrolle

Geht es um EU-Vorgaben werden diese einmal im Jahr kontrolliert. Allerdings geht es bei diesen oft nur nachrangig um das eigentliche Tierwohl. Auch hierum kümmern sich meist die Verbände, denen die Bauern angehören. Bei deren Kontrollen arbeiten die Prüfer dann anhand einer extra dafür erstellten Checkliste die Punkte ab, die auf eine Tierwohlgefährdung hinweisen könnten.

Trotz Kontrollen, problematische Vorgaben

Auch wenn kontrolliert wird, gibt es nach wie vor einige fragwürdige Haltungsmethoden, die unter das Bio-Siegel fallen. So dürfen Bio-Kühe im Stall am Hals angebunden werden, ohne sich dabei bewegen oder auf ihrem eigenen Platz umdrehen zu können. Dann sieht eine Regelung allerdings vor, dass sie immerhin auch zu Teilen auf der Weide gehalten werden müssen. 

Auch zu wenig Platz bei der Haltung kann eine wichtige Rolle spielen. Ist dieser nicht ausreichend vorhanden, müssen meist die schwächeren Kühe auf dem Gang schlafen, was die Tiere stresst. So existiert beispielsweise in Österreich ein Gesetz, dass Bauern dazu verpflichtet,  mindestens einen Schlaf- und Fressplatz pro Kuh zur Verfügung zu stellen. In Deutschland gibt es aktuell keine vergleichbare Regelung. 

Platz wichtig für Gesundheit

Ein weiterer wichtiger Punkt, der sich am Ende auch entscheidend auf die Milch-Qualität auswirkt, ist die Gesundheit der Kühe. Je enger diese beieinander stehen, desto schneller können sich auch Krankheiten verbreiten. Darüber hinaus ist der beste Standard, unter welchem man die Tiere halten kann, ihr natürliches Umfeld - nämlich die Weide. Das Gras ist gelenkschonend und bietet die Möglichkeit des Wiederkäuens in freigewählten Gruppen.

Unter diesen Bedingungen fühlen sie sich am wohlsten. Um das Bio-Zertifikat zu erhalten, muss man den Tieren allerdings nur Auslauf im Freien bieten. Das können auch harte Betonplatten in kleinen Höfen sein. Bis 2030 fordern die Verbände von ihren Mitgliedern allerdings einen Umschwung. Auch hier sind uns die Österreicher allerdings schon um ein Gesetz weiter: Dort ist Bio-Milch erst Bio-Milch, wenn die Kühe auf einer Weide stehen können. 

Enthornung & Kälberaufzucht

Auch wenn es auf Bio-Höfen eigentlich nur eine Ausnahme sein darf, ist es eine gängige Praxis geworden, den Kühen die Hornanlagen am Kopf mit Hitze so zu verletzen, dass sich diese nicht mehr weiterentwickeln können. Das spart Platz im Stall und soll dafür sorgen, dass sich die Kühe nicht gegenseitig verletzen können. Artgemäß ist es allerdings nicht. 

Außerdem werden Kälber nah der Geburt oft direkt von ihrer Mutter getrennt. Meist bleiben ihnen nicht einmal 24 gemeinsame Stunden. Eine Aufzucht durch die eigene Mutter oder Ammenkühe würde sich aber in jedem Fall gut auf das Tier und das Endprodukt auswirken. 

So wurde getestet

Insgesamt 20 Bio-Vollmilch-Produkte wurden getestet. Dabei wurde in in Supermärkten, Bio-Läden und Discountern eingekauft. Anschließend wurden die verschiedenen Produkte im Labor auf Rückstände von chlorhaltigen Reinigungsmittel und Mineralölkohlenwasserstoffen untersucht. Auch die Haltbarkeitsangabe und der Geschmack sollten eine wichtige Rolle spielen. Auch der die Zusammensetzung des Milchfetts, der Anteil an Omega-3-Fettsäuren und die Haltung der Tiere wurde berücksichtigt.

Das sind die Top 5 Bio-Milch-Produkte:

  • Alnatura Frische Vollmilch belegt Platz 1, kostet 1,15€ und hat keinerlei Mängel aufgewiesen. In ihr wurden Fettsäuren nachgewiesen, die Grünfutter der Kühe nachweisen. Auch Qualitativ gab es keinerlei Bemängelungen, wobei allerdings Hinweise auf Enthornungen der Tiere gegeben waren. Der Geschmack wird als "milchig rein" bezeichnet. 
  • Dennree Frische Weide Vollmilch auf Platz 2 im Ranking, kostet ebenfalls 1,15€ und auch hier wurden keine qualitativen Mängel festgestellt. Bei der Aufzucht gibt es für die Kühe allerdings keine Abkalbeboxen und auch beim Geschmack konnte sie nicht ganz überzeugen. Hierzu heißt es im Öko Test "schmeckt leicht alt".
  • Andechser Natur Bio Milch gibt es für 1,52€ im Einzelhandel. Auch hier sind es mehr die Haltebedingungen als die Qualitativen Merkmale. So werden die Kühe teilweise angebunden gehalten, nicht für genügend Auflauf gesorgt und auch beim Thema Abkalbeboxen wird es schwierig. Der Geschmacktest besagt allerdings eine milchig reine Note.
  • Arla Bio Frische Weidemilch, für 1,49€ im Einzelhandel erhältlich schneidet mit dem Geschmacks-Testergebniss "milchig rein" ab. Allerdings gibt es Hinweise auf Enthornungen, nur teilweise Abkalbeboxen, Krankenabteile und Fress- oder Liegeplätze für die Tiere. Auch Anbindehaltung wird bei einigen Höfen der Marke betrieben und die unabhängige Tierwohlkontrolle greift auch nur eingeschränkt. 
  • Bio Bio Frische Vollmilch, kostet 1,05€ und gibt es beim Discounter. Wie auch bei den anderen Produkten in den Top 5 mangelt es auch hier nicht an den Inhaltsstoffen. Der Geruch und Geschmack werden als "leicht kochig" beschrieben. In Sachen Tierwohl schnitt das Produkt mit dem Ergebnis "befriedigend" ab. 

Das sind die Verlierer im Test:

Wichtig ist hier zu erwähnen, dass auch wenn es sich um einen der "Verlierer" handelt, die Milchprodukte aller genannten Firmen immer noch gute Qualitätsstandards aufweisen und gerade gegenüber konventionellen Produkten vorne liegen.

  • Mit einer Gesamtnote von "befriedigend" schneidet K-Bio Frische Vollmilch ab. Das Tierwohl wird als "ausreichend" bewertet. So konnte Abkalbeboxen, genügend Weidegang und Haltung ohne Anbindung nur teilweise bestätigt werden. 
  • Mit der Gesamtnote "ausreichend" bewertet wurde im Öko Test die Schrozberger Milchbauern Demeter Frische Vollmilch. Ausreichend Fress- und Liegeplätze, Abkalbeboxen, Krankenabteile und Weidegang konnten nicht belegt werden, weshalb das Tierwohl als "mangelhaft" bezeichnet wird.
  • Auf dem letzten Platz landet ausgerechnet einer der bekanntesten Namen in der Lebensmittelindustrie: Weinstephan. Beziehungsweise die Weinstephan Frische Milch, Bio. Hier weigerte sich die Firma jegliche Angaben zum Thema zu machen und erntet nach Einschätzungen der Experten die Note "ungenügend" im Thema des Tierwohls. Zu Geruch und Geschmack heißt es "riecht und schmeckt leicht kochig, leicht sahnig".

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